Wetter in Bonn So warm war das Jahr 2016

BONN · Auch wenn die persönliche Empfindung eine andere gewesen sein mag: 2016 schien in überdurchschnittlichem Maße die Sonne. Klaus Kosack blickt für ga-bonn.de zurück.

 Als durchwachsen mag mancher das Wetter 2016 in Erinnerung behalten. Die Statistiker bewerten es hingegen als überdurchschnittlich gut.

Als durchwachsen mag mancher das Wetter 2016 in Erinnerung behalten. Die Statistiker bewerten es hingegen als überdurchschnittlich gut.

Foto: Volker Lannert

Wie die meisten Jahre dieses Jahrhunderts war auch das Jahr 2016 wärmer als normal - dieses Fazit zieht der ehemalige Chefstatistiker der Stadt, Klaus Kosack, für den Wetterverlauf im Jahr 2016. Es war sogar das viertwärmste Jahr seit Beginn der Bonner Wetteraufzeichnungen seit 1895. Dabei greift er auf Daten der Wetterstation Bonn-Endenich der Uni Bonn und aus seiner eigenen Datenbank zurück.

Ein weiteres zu warmes und diesmal sonnenscheinreiches Jahr - das ist kurz das Witterungs-Charakteristikum des gerade abgelaufenen Jahres 2016. Im Jahresdurchschnitt wurden 11,8 Grad Celsius, das sind 1,5 Grad Celsius mehr als im langjährigen Mittel, gemessen. Damit belegt das Jahr 2016 Platz 4 unter den 122 Beobachtungsjahren. Das wärmste Jahr war bisher 2014 mit 12,6 Grad Celsius. Das kühlste Jahr der letzten 122 Jahre war das Jahr 1940 mit 8,3 Grad Celsius. In den letzten dreißig Jahren gab es nur drei Jahre - zuletzt 1996 - mit einer negativen Abweichung, dagegen aber über 20 Jahre mit einer Jahrestemperatur von 11 Grad Celsius und mehr.

Nur der März, Oktober und Dezember 2016 waren kühler als "normal", die bis zu 0,6 Grad Celsius hinter ihrem Soll hinterherhinkten. Alle anderen Monate waren wärmer als normal. Die höchsten positiven Abweichungen gab es diesmal im September, der über 4,1 Grad Celsius über seinem langjährigen Mittel lag und damit der wärmste September seit 1895 war.

Der heißeste Tag war im Jahr 2016 der 22. Juli, wo nachmittags die Bonner bei 37,0 Grad Celsius schwitzen mussten. Am 19. Januar wurde mit minus 6,2 Grad Celsius die tiefste Temperatur des ganzen Jahres gemessen. 2015 wurden folgende Extremwerte gemessen: Höchste Temperatur: 38,0 Grad Celsius (2. Juli) und tiefste gemessene Temperatur minus 5,2 Grad Celsius am 7. Februar. Die Extremtemperaturen der letzten 120 Jahre wurden am 12. August 2003 mit 39,2 Grad Celsius und minus 23,8 Grad Celsius am 27. Januar 1942 registriert.

Zwei Eistage

An 16 Tagen (2015: 18) kletterte die Quecksilbersäule über die 30 Grad Celsius-Marke, 59 (56) Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius im Schatten konnten notiert werden. Auf der anderen Seite gab es nur 40 (26) Frosttage (Minimum unter null Grad Celsius). 2016 gab es zwei Eistage (Maximum unter null Grad Celsius), 2015 dagegen keinen.

Zuletzt hat es im Frühling 2016 am 23. März gefroren, der erste Frost im zweiten Halbjahr wurde erst am 27. November gemessen. Damit betrug die frostfreie Periode 249 (Vorjahr: 264) Tage. Die Eisheiligen im Mai können die Bonner seit Jahrzehnten getrost ignorieren; den letzten Frost in einem Mai-Monat gab es 1953. Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius wurden zwischen dem 6. Mai und 29. September beobachtet. Damit betrug die Sommerperiode 146 Tage, drei Tage mehr als 2015.

Das höchste Tagesmittel wurde am 22. Juli mit 27,3 Grad Celsius (2015: 29,8 Grad Celsius am 2. Juli) registriert, während am 19. Januar das niedrigste Tagesmittel minus 4,8 Grad Celsius (2015: minus 0,9 Grad Celsius am 5.2.) gemessen wurde. Drei Tropennächte (Minimum 20 Grad Celsius) wurden 2016 beobachtet, im Vorjahr dagegen zehn.

Die Sonne schien insgesamt 1619 (1797) Stunden, 178 Stunden weniger als im Vorjahr. Das ist Platz dreizehn in 49 Beobachtungsjahren. Damit blieb die Sonne immerhin 80 Stunden über ihrem langjährigen Soll. Nur die Monate Februar, März, April und Oktober schafften ihr Monatssoll nicht. Der trübste Monat des Jahres war diesmal der Oktober, der grade 74 Prozent seines Solls schaffte. Am längsten schien die Sonne mit 238 Stunden im September. Das war auch der Monat mit der längsten Sonnenscheindauer des Jahres.

749,4 Liter Niederschlag pro Quadratmeter

Nach den vielen feuchten Jahren seit 2003 öffnete Petrus seine Schleusen im letzten Jahr etwas verhaltener: An 180 (Vorjahr: 180) Tagen fielen insgesamt 749,4 Liter pro Quadratmeter (886,6 Liter pro Quadratmeter) Niederschläge, zwei Prozent unter dem langjährigen Mittel der letzten 30 Jahre. Dies ist Platz 32 in der 169-jährigen Chronik der Stadt. Damit fielen elf Liter pro Quadratmeter weniger als im langjährigen Mittel. Die Monate Juni (197 Prozent), Februar (153 Prozent) und November (123 Prozent) waren erheblich zu feucht.

Dagegen waren die Monate September (51 Prozent) und Dezember (32 Prozent) sehr trocken. Die höchste Tagessumme an Niederschlägen kam im Jahr 2016 am 1. Juni mit 48,5 Litern pro Quadratmeter herunter, was zu Überschwemmungen in der Stadt führte. Im Vorjahr 2015 wurde als Tagesmaximum der 10. August mit 51,5 Litern pro Quadratmeter gemessen. Die Starkregentage häufen sich: Wurden 2012 noch 18 Tage beobachtet, wo es mehr als zehn Liter innerhalb 24 Stunden regnete, stieg die Zahl der Starkregentage 2014 auf 25, 2016 gar auf 28. 2015 waren es 20 Tage.

2016 wurden elf (27) Sturmtage registriert, am 8. Februar wurde mit 54 Kilometern pro Stunde die höchste Windbö gemessen. Auch wenn das Jahr 2016 mit seinen Werten gegenüber dem Vorjahr geringfügig schlechter dasteht, reiht es sich dennoch in die Beobachtungen der letzten Jahre ein: Die zu warmen Jahre häufen sich, sie sind meistens auch zu feucht.

Seit 1895 haben sich die Jahrestemperaturen um 1,1 Grad Celsius im Mittel erhöht, auch die Jahresniederschläge liegen heute um rund 150 Liter pro Quadratmeter höher. Das letzte Jahr mit weniger als 500 Liter pro Quadratmeter Jahresniederschlag gab es im Jahr 1976.

Klaus Kosack war lange Jahre Chefstatistiker der Stadt Bonn.

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