„Attraktiver Wirtschaftsstandort“ So steht es in Bonn und Region um die Gründerszene

Bonn · Als eine der wenigen Regionen in Nordrhein-Westfalen haben Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis einen positiven Gründungssaldo. Das heißt: Es werden mehr Firmen gegründet als abgemeldet.

Das Gründungsklima in der Region stimmt: Jedes Jahr wagen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis mehr Menschen den Schritt in die berufliche Selbstständigkeit, als Unternehmer ihre Firma aufgeben. Mit diesem positiven Gründungssaldo zählt der Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg zu den wenigen Regionen in Nordrhein-Westfalen.

2016 kamen 8542 neue Unternehmen hinzu, 8251 verschwanden vom Markt. Das Plus lag bei 291 Unternehmen. „Der positive Saldo ist ein Zeichen für die innovative Region“, sagte am Mittwoch Bernhard Mensing, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg bei der Vorstellung des Reports zum Gründungsgeschehen: „Gründe für die hohe Dynamik des Wirtschaftsstandortes sind die Dax-Konzerne und viele weitere Unternehmen, der hohe Ausbildungsstand und Akademikeranteil in der Bevölkerung sowie der stetige Zuzug.“

„Der Wirtschaftsstandort Bonn/Rhein-Sieg ist attraktiv und begünstigt Unternehmertum und Selbstständigkeit“, sagte Regina Rosenstock, Gesamtbereichsleiterin Unternehmensförderung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, am Mittwoch bei der Vorstellung des Gründerreports in Bonn. Für den Gründerreport hatten die IHKs in NRW zu Jahresbeginn mehrere Tausend Gründer befragt, die in der ersten Jahreshälfte 2016 mit ihrem eigenen Betrieb gestartet waren.

Durchschnittlicher Gründer in NRW ist jenseits der 40

Einige Fakten des Gründerreports zusammengefasst: Der durchschnittliche Gründer in NRW ist meistens deutlich jenseits der 40 und arbeitete vorher in einem festen Beschäftigungsverhältnis. Jeder zweite Existenzgründer hat nicht mehr als 5000 Euro für seine berufliche Selbstständigkeit eingesetzt. Männer machen sich im Vergleich zu Frauen deutlich häufiger selbstständig. Doch Frauen holen auf. Im Bundesdurchschnitt liegt die Zahl der Gründerinnen im dritten Jahr in Folge auf Rekordniveau: Seit 2013 machen Selbstständigkeiten von Frauen 43 Prozent aller Existenzgründungen aus. Frauen gründen seit jeher häufiger im Nebenerwerb. Zahlen für die Region liegen zwar nicht vor. Doch die IHK geht von einem ähnlichen Niveau wie beim bundesweiten Trend aus.

Die meisten Gründungen sind Neugründungen. In Bonn erfolgten im Jahr 2016 nur 11,5 Prozent der Gründungen durch Übernahme, Erbfolge, Kauf oder Pacht eines Unternehmens. Im Rhein-Sieg-Kreis waren es 18,5 Prozent. Und: Die Zahl der sogenannten Not-Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus ist rückläufig. „Das ist positiv zu sehen, weil die Gründungen mit der nötigen Sorgfalt gut vorbereitet werden und damit eine größere Chance auf einen dauerhaften Erfolg haben“, sagte Rosenstock. Untersuchungen darüber, ob und wenn ja wie lange die gegründeten Firmen überhaupt am Markt sind, gibt es im übrigen für die Region nicht.

Zahl ausländischer Gründer verdoppelt sich

Der Handel macht den Angaben zufolge in der Region Bonn/Rhein-Sieg mit 19 Prozent der Existenzgründer die größte Branche aus (Groß- und Einzelhandel sowie Kraftfahrzeughandel). Auf Platz zwei folgen mit 16,6 Prozent die freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen. Zu dieser Gruppe gehören etwa Rechts- und Steuerberatungsfirmen, Marktforschungsunternehmen, Werbeagenturen, Unternehmensberatungen, Unternehmen in Forschung und Entwicklung oder Ingenieurbüros. Rosenstock: „Diese Dienstleistungsbranchen sind in unserer Region deutlich stärker vertreten als in Deutschland insgesamt (14,2 Prozent). Die IT-Wirtschaft und die Gesundheitswirtschaft sind in Bonn/Rhein-Sieg ebenfalls überdurchschnittlich stark.“ Ihr Anteil habe sich zwischen 2010 und 2015 erhöht. Unterrepräsentiert sei in der Region nach wie vor das produzierende Gewerbe.

Gegen den Trend entwickelt sich in Bonn die Zahl der Gründer mit Migrationshintergrund. Während ihre Zahl 2015 NRW-weit um 29 Prozent höher lag als 2005, nahm die Zahl in Bonn im Zehnjahreszeitraum leicht ab. Im Rhein-Sieg-Kreis verdoppelte sich die Zahl ausländischer Gründer nahezu.

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