Schnäppchen für Karneval oder den Job So lief der Kostümverkauf in den Kammerspielen

Bad Godesberg · Die Kostümabteilung der Bad Godesberger Kammerspiele hat ihre Türen zu ihrem Fundus geöffnet. Unter dem Motto "Karneval kann kommen" durften sich die Besucher Kostüme zum Schnäppchenpreis aussuchen.

Durch die Bad Godesberger Fußgängerzone schlendern zu dieser Zeit nur wenige Passanten. Ein paar Schritte weiter wird klar, warum. Im Foyer der Kammerspiele herrscht schon eine halbe Stunde vor Eröffnung des Markts dichtes Gedränge. Die Kostümabteilung hatte nach dem Motto „Karneval kann kommen“ zum wiederholten Mal zum großen Kostümverkauf eingeladen.

„Man muss früh da sein, sonst sind die besten Sachen weg“, sagt Siegrid Kiedrowski. Sie ist zwar das erste Mal dort, ihre Freundin, die sich derweil durch die Kleiderstangen wühlt, gab ihr den Tipp. Warum sie dort ist? Eine Antwort hat sie schnell parat: „Ich schaue, ob ich noch etwas Passendes finde, was nicht jeder hat.“

Kostümchefin Adelheid Pohlmann hat mit einigen Mitarbeitern Tische aufgebaut. Darauf liegen Müllsäcke zum Verpacken und eine Kasse. Denn gezahlt wird bar. Immerhin gibt es die ausrangierten Kostüme für Schnäppchenpreise ab einem Euro. Die teuersten Stücke gehen an diesem Abend für 50 Euro über den Tisch.

Es sind Kleidungsstücke aus vergangenen Stücken der Kammerspiele. „Wir haben ja pro Spielsaison 20 Inszenierungen. Da kann man sich ausrechnen, dass wir im Fundus auch mal Platz schaffen müssen“, erklärt Pohlmann den Hintergrund der Verkaufsaktion. In welchen Stücken die Einzelteile getragen wurden, kann sie ad hoc nicht beantworten. Aber ungefähr 2000 Kleidungsstücke müssten es sein, überschlägt sie, während sie einer Käuferin hilft, Hemden, Kleider und Blusen vom Arm auf den Tisch zu hieven.

Nicht alles, was auf den Kleiderbügeln hängt, ist selbst geschneidert, einiges wie etwa Hemden wurde dazu gekauft, ein wenig verändert und für die verschiedenen Theaterstücke aufbereitet. An diesem Abend wechseln sie die Besitzer. Ein bisschen schauen müssen die Besucher schon, nicht auf Anhieb erschließt sich, was dort auf den Kleiderstangen hängt. Geduld benötigen die Besucher auch. „Guck mal, ist das nicht genial?“, ruft eine junge Frau ihren Freundinnen zu und wedelt mit einem schwarzen undefinierbaren Stück in der Luft.

Auf der Suche nach einem Ritterkostüm

Cornelia und Andreas Ort stehen mit Sohn Christopher am Rande der Umkleidekabinen. „Wir sind hauptsächlich wegen Christopher hier“, sagt Mutter Cornelia. Christopher sucht etwas, das wie ein Ritterkostüm aussieht. „In die Schule gehe ich als Cowboy“, erklärt der Junge völlig überwältigt von der Fülle, die in den Räumen der Kammeroper herrscht. Auch seine Eltern sind förmlich erschlagen von dem Angebot.

Kaum noch etwas tragen kann Arne Beeger. Auf seinen Armen türmen sich Hosen, ein hellgrauer dünner Mantel und etliche Jacketts und Hemden. „Ich bin nebenberuflich als Clown unterwegs“, sagt er. „Ansonsten schaue ich auf Flohmärkten nach meiner Ausstattung“, fügt er hinzu. Schwer falle es ihm nicht, etwas zu finden. „Die Sachen finden eher mich“, sagt er und grinst.

Die zwölfjährige Jule hat etwas entdeckt, dass sie für ihr Obelix-Kostüm gebrauchen kann. Ihre Mutter Birgit Specht-Selle ist Lehrerin für Gestaltung und hat schon etliche Stücke eingesammelt. „Hier das dunkle kann man als Hexe verwenden, hier das blaue als Wassergeist“, sagt sie und hat offenbar einen Blick dafür, was sich aus den Klamotten so alles fertigen lässt. Am Ende gehen sie mit prall gefüllten Tüten nach Hause. Einige gehen aber auch leer aus.

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