Stadtautobahn 565 in Bonn So läuft die Sanierung des Tausendfüßlers

Bonn · Der Termin für die Sanierung des 1959 erbauten hochgelegten Abschnitts der Stadtautobahn 565 in Bonn rückt immer näher. Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten.

Dem Bonner Tausendfüßler knicken die Beine ein. Nur noch wenige Jahre wird der hochgelegte Abschnitt der Stadtautobahn 565 halten, sagen die Experten. Somit rückt der Termin für einen verbreiterten Neubau immer näher. Wenn der Verkehr später auch besser fließen soll, bedeutet das zunächst eine Dauerbaustelle mit Konsequenzen für den Verkehr in der Stadt. Über das gesamte Projekt informiert der Landesbetrieb Straßen NRW bei einer Infomesse am Donnerstag, 8. Juni (siehe unten). Die wichtigsten Fragen beantwortet Sprecher Bernd A. Löchter jetzt schon im GA.

Wie alt ist der Bonner Tausendfüßler und warum muss er erneuert werden?

Die Trasse zwischen Autobahnkreuz Bonn-Nord und Endenich stammt aus dem Jahr 1959. Die jüngste statische Nachberechnung hat ergeben, dass der lange Brückenbau nur noch bis Ende 2022 halten würde. Die Baufälligkeit wird über ein kompliziertes Modell errechnet und bezieht dabei Alter, Materialien und Verkehrsbelastungen mit ein. Es werden aber auch vor Ort Proben entnommen. In NRW gibt es ein eng geknüpftes Netz solcher Brückenprüfungen.

Wann beginnen und enden die Arbeiten?

Je nach gewählter Bauvariante können die Arbeiten zwischen vier und sieben Jahren dauern. Frühester Baubeginn ist nach jetzigem Planungsstand 2021. Dann wird es auch höchste Zeit. Würde man länger warten, könnte eine Sperrung der Stadtautobahn drohen. Passiert ist das bei der Autobahnbrücke in Leverkusen, über die wegen ihrer Risse keine Lastwagen mehr fahren dürfen. Brücken sind in NRW zu einer echten Herausforderung geworden. Da gibt es in den nächsten Jahren viel zu tun.

Was wird genau gemacht?

Tatsächlich müssen auf der etwa 630 Meter langen Strecke der A 565 drei Bauwerke erneuert werden: Der eigentliche Tausendfüßler zusammen mit der Anschlussstelle Tannenbusch, die südliche Brücke – nach einer alten Straße auch Dransdorfer Weg genannt – sowie das sogenannte Überwerfungsbauwerk, also der Abschnitt über den Bahngleisen am Propsthof/Gerhard-Domagk-Straße. Zudem wird der Streckenabschnitt zwischen Bonn-Nord und Endenich sechsstreifig ausgebaut. Das geschieht abschnittsweise.

Wie sehen die vorgeschlagenen Varianten aus?

Fünf Varianten werden derzeit näher untersucht: zweimal in Hoch-, einmal in Troglage und zweimal die Kombination von beidem. Die Varianten kosten zwischen 200 und 600 Millionen Euro. Der Trog, also eine Art Autobahntunnel mit Deckel, wäre am teuersten – würde aber auch neue städtebauliche Chancen eröffnen. Nach einem Beteiligungsverfahren entscheiden Land und Bund, welche Variante gebaut wird.

Wird es Sperrungen auf der A 565 geben?

Aufgabe des Landesbetriebs sei es, während der Arbeiten immer zwei Fahrspuren je Richtung offen zu halten, betont Löchter. Auch heute ist die Autobahn vierspurig. Bei einem Wechsel in die Troglage würden wohl für die Bauzeit Rampen errichtet.

Worauf müssen sich Autofahrer und Lieferverkehr einstellen?

Verkehrsbehinderungen werden nicht ausbleiben, auch wenn es immer vier Fahrspuren gibt. Die Geschwindigkeit muss in der Baustelle begrenzt werden, liegt wahrscheinlich bei Tempo 60. Grundsätzlich sollen die Autos auf der Autobahn bleiben und nicht abfahren. Das ist laut Straßen NRW bei vier Spuren auch möglich. Trotzdem sei mit Verkehrsbeeinträchtigungen zu rechnen. Alles andere sei naiv. Löchter verweist aber auch auf die A 40 in Essen. Die war vor ein paar Jahren sogar drei Monate lang gesperrt, ohne dass der Verkehr zusammenbrach.

Wird Tag und Nacht an sieben Tagen der Woche gearbeitet?

Zumindest an eine Sechs-Tage-Woche ist gedacht. Wegen der Lage in der Stadt wird nur in Ausnahmefällen auch nachts gebaut.

Müssen Anwohner mit Lärm rechnen?

Der Landesbetrieb versucht, die Lärmbelästigung so gering wie möglich zu halten. Man denkt an provisorischen Lärmschutz während der Bauphase.

Wie laufen die Abstimmungen, damit es keine parallelen Baustellen in der Region gibt?

Der Landesbetrieb sei „regelmäßig in intensiven Gesprächen“ vor allem mit der Stadt Bonn und den anderen Verkehrsträgern der Region wie Stadtwerke Bonn und Deutsche Bahn, so Löchter. Es wird auch eine Dialoggruppe geben, die erstmals im Juli tagen soll. Daran beteiligt sind etwa Wirtschaftsvertreter, die Industrie- und Handelskammer, City Marketing, der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, Haus und Grund, Kreishandwerkerschaft, der Rhein-Sieg-Kreis, Krankenhäuser, Umweltverbände und die Uni Bonn. Sie alle sollen zweimal im Jahr Informationen aus erster Hand erhalten.

Wann stehen die Sanierungen von Süd- und Nordbrücke an, und was muss da getan werden?

Der Beginn der Sanierung der maroden Nordbrücke ist für 2019 vorgesehen. Die hat auf jeder Seite eine Vorlandbrücke. Der Bund will einen kompletten Neubau planen lassen. Es wird aber mit Bohrkernuntersuchungen noch überprüft, ob das tatsächlich nötig ist. Die Herausforderung ist dabei, diese Baustelle mit der des Tausendfüßlers zu koordinieren. Die Südbrücke wird dann nicht vor 2023 instand gesetzt. Straßen NRW koordiniert aber in einem weitaus größeren Radius, bezieht den Umbau A 59, B 42 und das Verkehrsleitsystem auf der A 565 mit ein. Alles das wird in einer Projektgruppe des Landesbetriebs mit Sitz in Euskirchen zusammengeführt.

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