Premiere im GOP So ist die Show "Bang Bang" in Bonn

Bonn · Das GOP zeigt mit „Bang Bang“ eine ebenso schrille wie strahlende Show. Es ist eine besondere Mischung aus ausgelassenem Spiel und feiner Emotion.

Ein bisschen Wahnsinn muss sein. Zumindest auf der Bühne des GOP. Verrückte Charaktere wuseln umher, irren scheinbar ziellos von links nach rechts nach links und ab durch die Mitte, darunter ein eitler Gockel, ein Haufen aufgescheuchter Hühner, ein Paradiesvogel – und ein melancholischer, resignierter Fotograf, der das Chaos irgendwie festzuhalten versucht und sich so ganz nebenbei nach einer unnahbaren Dame verzehrt.

Was gar nicht so einfach ist in einer Welt, in der Glitzer und Glamour das Spiel bestimmen und es nur ein Motto gibt: Blitz Blitz. Oder eben „Bang Bang“. Unter diesem Titel präsentiert das Bonner GOP eine fulminante Show, die ebenso schrill wie strahlend ist, voller wilder Typen, innovativen Nummern und sogar dem ein oder anderen gefühlvollen Moment inmitten des Trubels.

Die besondere Mischung aus ausgelassenem Spiel und feiner Emotion, die „Bang Bang“ auszeichnet, dürfte dem ein oder anderen Besucher während der ersten Stunde vertraut vorkommen: Regisseur Anthony Venisse hat immerhin schon „Plüfoli“ verantwortet, mit der das Bonner Haus vor nunmehr anderthalb Jahren eröffnet worden ist und die immer noch als Maßstab herhalten muss.

So wie diese Show setzt auch „Bang Bang“ auf viele skurrile Bilder, die mit einem rudimentären roten Faden aneinandergereiht werden und die doch liebevolle Geschichten erzählen. Dabei sprudeln die Artisten nur so vor kreativen Ideen. Herrlich etwa, wie Anna Ward am Trapez die Sicherheitshinweise einer Stewardess umsetzt, oder wie Jade Morin statt an einer fest montierten Stange an einem beweglichen Kleiderständer turnt. Auch Simon-James Reynolds, der sonst vor allem als Paradiesvogel im Boy-George-Stil auffällt und gerne mal zum Playback von Nina Hagen oder anderen Stars der Siebziger die Lippen bewegt, biegt sich nicht um eine statische, sondern vielmehr um eine schwingende Pole-Stange.

Und Diabolo-Virtuose Stefan Bauer lässt mit seiner atemberaubend schnellen Kunst nicht nur dem armen Fotografen schwindelig werden. Der wird von Xevi Casals gespielt, einem ungeheuer charmanten Tollpatsch, der nicht erst lange um Mitleid buhlen muss. Er ist der eigentliche Show von „Bang Bang“, auch wenn Philippe Thibaudeau dies vielleicht anders sehen würde. Der kanadische Clown ist im Duo mit seiner Partnerin Rebecca Priebe stark, keine Frage, doch seine Figuren sind eben selbstverliebte Wannabe-Machos und nicht liebenswerte Loser wie eben der Fotograf, der am Ende doch noch seine Traumfrau bekommt. Ein Happy End für alle in einer der amüsantesten und zugleich ungewöhnlichsten GOP-Shows, die bislang in Bonn zu sehen waren.

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