Elektromobilität in Bonn So funktioniert die Stromtankstelle für zu Hause

Bonn. · Ein neues Förderprogramm des Landes und die Novelle des Wohnungseigentumsgesetzes machen Elektro-Autos attraktiver. Denn das Laden zu Hause wird nun deutlich einfacher.

 Die SWB-Berater Christopher Käckermann (l.) und Martin Nagel zeigen in der Marktgarage, wie ein E-Auto an eine Wallbox angeschlossen wird.

Die SWB-Berater Christopher Käckermann (l.) und Martin Nagel zeigen in der Marktgarage, wie ein E-Auto an eine Wallbox angeschlossen wird.

Foto: Martin Wein

Einstöpseln, laden, losfahren – was in der Werbung kinderleicht aussieht, stellte Besitzer von Elektro-Autos in der Vergangenheit immer wieder vor neue Hürden. Nicht nur die Zahl öffentlicher Ladepunkte war begrenzt und nicht über eine bundesweit einheitliche App zu nutzen. Auch zu Hause kann das Fahrzeug ja nicht einfach an die Steckdose angeschlossen werden.

Seit diesem Mittwoch gelten bis Ende 2021 die höheren Förderprämien des Bundes. Für E-Autos bis zu einem Listenpreis von 40.000 Euro gibt es dann 9000 Euro Förderung vom Staat, für Hybride 6750 Euro. Für teurere Fahrzeuge gelten niedrigere Sätze. Für Elektroautos entfällt zudem bis 2030 die Kfz-Steuer. Das alles soll den noch verhältnismäßig teuren Fahrzeugen einen Massenmarkt öffnen. „Parallel dazu wird auch das Laden zu Hause jetzt deutlich attraktiver und einfacher“, erklärt Ulrich Dreymann, der stellvertretende Vertriebsleiter der Stadtwerke Bonn. An der Ladestation in der Marktgarage erklärt er zusammen mit zwei jungen Produktberatern, was sich ändert.

Wallbox als Anschluss für zu Hause

Wer sein Auto laden möchte, der muss dafür einen speziellen Anschluss schaffen, eine sogenannte Wallbox. Hausbesitzer können sie einfach kaufen und installieren lassen. Die SWB bieten einen Rundum-Service mit technischer Prüfung vor Ort und Installation ab 839 Euro. Während das Basismodell mit elf Kilowatt (KW) Leistung eher für Hybridfahrzeuge gedacht ist, kostet eine Ladestation mit 22 KW Leistung 1679 Euro. Der Käufer verpflichtet sich dabei zur Abnahme von Bonn NaturStrom aus regenerativen Energiequellen.

Abgerechnet wird mit dem Haushaltsstrom. Ein separater Zähler ist nicht erforderlich. „Wir verfolgen damit als Unternehmen auch eine umweltpolitische Zielrichtung für mehr Klimaschutz“, sagt Pressesprecherin Veronika John. Auf dem Markt gibt es Wallboxen auch deutlich günstiger zum privaten Einbau. Allerdings übernimmt das Land NRW bei Verbrauch von grünem Strom neuerdings bis zu 60 Prozent der Installationskosten, maximal 2500 Euro.

Für Mieter und Nutzer von Eigentumswohnungen ist es komplizierter

Für Mieter und Nutzer von Eigentumswohnungen ist es etwas komplizierter. Der Gesetzgeber plant noch 2020 einen Rechtsanspruch auf den Einbau einer Ladestation am eigenen Stellplatz. Miteigentümer können also nicht mehr widersprechen. Die Kosten trägt der jeweilige Eigentümer. „Die Installation ist im Regelfall mit erheblichen Leitungsarbeiten verbunden. Außerdem muss jeweils ein eigener Zähler geschaltet werden“, erklärt Dreymann.

Deshalb setzen die SWB hier auf ein Mietmodell. Für den Anschlusspreis von rund 200 Euro und einem Grundpreis von 85,99 Euro übernehmen die Stadtwerke alle Anschlussarbeiten, bei höherem Abnehmerzahlen auch die Aufstockung des Hausanschlusses. Dazu kommt eine monatliche Flatrate für den NaturStrom, abhängig von der Leistung des Fahrzeugs ab 37,49 Euro. „Wer regelmäßig fährt, für den lohnt sich das in jedem Fall“, sagt John.

Stromlieferverträge für Wohnungseigentümer im Netz

Im Netz bieten auch andere Unternehmen Stromlieferverträge für Wohnungseigentümer an. Allerdings müssen die sich dabei meist selbst um den Kauf und Anschluss von Wallbox und Zähler kümmern. In großen Tiefgaragen dürfte das selten praktikabel sein. Wie viele Wallboxen die Bonner Stadtwerke bislang installiert haben, will Dreymann auch nicht näherungsweise verraten. Offenbar steckt das Unternehmen erst in den Startlöchern und wurde durch den Lockdown der letzten Wochen zusätzlich ausgebremst. Anders als andere Stadtwerke zahlen die SWB nach Recherchen des ADAC auch keine Gutschrift beim Kauf eines Elektrofahrzeugs. Kommunale Versorger in Aachen, Brühl oder Düsseldorf schütten 250 bzw. 500 Euro an jeden Käufer aus und erhoffen sich dadurch zusätzliche Stromabnehmer.

Der Zubau öffentlicher Ladestationen zeigt aber, dass man auch in der SWB-Zentrale von einem wachsenden Markt ausgeht. Derzeit können an Ladesäulen des Unternehmens im Stadtgebiet 81 Elektro- oder Hybridautos gleichzeitig geladen werden. Vor der Beethovenhalle gibt es einen Schnellladeanschluss. Vier weitere sollen noch 2020 hinzukommen.

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