Vor 70 Jahren in Bonn So erlebte Bonn die ersten Tage als Bundeshauptstadt

Bonn · 70 Jahre ist es her, dass Bonn 1949 die ersten Entscheidungen als Regierungssitz erlebt und feiert. Im September reiht sich ein wichtiges Ereignis an das nächste, damals im noch provisorischen Plenarsaal im noch unvollständigen Regierungsviertel.

 Ganz schön kompliziert: Im Stadtgebiet stehen viele Hinweisschilder mit Bundes-Adressen.

Ganz schön kompliziert: Im Stadtgebiet stehen viele Hinweisschilder mit Bundes-Adressen.

Foto: GA-Archiv

„Die Stadt Beethovens ruft die Welt“, „Bonn erlebt historische Stunden“, „Die Geburt der Bundesrepublik Deutschland“ – das sind nur drei der vielen Schlagzeilen, mit denen die General-Anzeiger in großen Lettern die Geschehnisse in der zweiten Septemberwoche 1949 überschrieb. Und nicht nur Bonn hielt in dieser kurzen Zeit den Atem an. Erste Sitzung des Bundestag, die Konstituierung des Bundesrats, die Wahl des ersten Bundespräsidenten, drei Tage später Wahl des ersten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland. Das alles im noch provisorischen Plenarsaal im noch unvollständigen Regierungsviertel. Die kleine Stadt am Rhein stand neun Tage lang Kopf. Ende des Monats wurden in Bonn mit der Gründung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) zudem die Weichen für die sportliche Zukunft der Nation gelegt, die vier Jahre zuvor noch am Boden lag.

7. September

„Wir wollen diesen den Armen und Bedürftigen, wir wollen die selbstsüchtigen in Schranken halten, und wir wollen den Schwachen vor dem Starken schützen – in diesem Sinne dienen wir auch am Besten dem Frieden der Welt.“ Mit diesen Worten gibt der mit 346 von 402 Stimmen gewählte Erstpräsident dem ersten Deutschen Bundestag die Richtschnur seiner Arbeit vor. Sogar der Regen hörte zu dieser Zeit auf, an die Scheiben des Bundshaues zu klopfen, und zwischen die festlichen Töne der vom Kölner Gürzenich-Orchester intonierten Fünften Symphonie von Beethoven zwitscherte eine fröhliche Truppe auf dem Personendampfer „Drachenfels“ das Lied „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“. In den Polstersesseln im Foyer schliefen derweil etliche Arbeiter einen gesunden Schlaf. Sie waren 48 Stunden nicht ins Bett gekommen. Randerscheinungen einer historischen Sitzung – eine wenige SPD-Anträge gab es auch.

12. September

Während die Bundesversammlung im Bundeshaus den neuen Bundespräsidenten wählt, ist der Bonner Marktplatz längst gefüllt. Als Köhler um 19.17 Uhr das Ergebnis bekanntgibt, wissen auch die rund 20.000 Menschen vor dem Rathaus Bescheid: „Professor Theodor Heuss (FDP) hat im entscheidenden Wahlgang 416 Stimmen erhalten, Kurt Schumacher (SPD) 312“, ertönt es aus den Lautsprechern. Die Menge jubelt, die Münsterglocken läuten – rund zwei Stunden später, nach kurzen Staatsakt im Bundeshaus, taucht die Eskorte mit dem neuen Präsidenten und seiner Frau auf. Heuss redet zu den Bonnern, fährt am späten Abend sogar noch weiter durch ein Spalier von Menschen, Fackeln und Fahnen nach Bad Godesberg. Bis tief in die Nachtstunden feiern Kinder, Frauen und Männer in den Straßen die Geburtsstunde der Bundesrepublik.

15. September

An diesem Tag beginnt in Bonn die 14-jährige Kanzlerschaft des ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer. Er ist bereits 74, als die CDU/CSU-, die FDP und die DP-Fraktion an diesem Morgen geschlossen für ihn stimmen. Nach seiner Vereidigung muss er Hunderte Autogramme auf Einlasskarten geben. Ein Pressefotograf ruft ihm zu „Bitte etwas lächeln, Herr Bundeskanzler!“ Der ruft zurück: „Aber gerne, denn ich weiß, dass ich bald nichts mehr zu Lachen habe!“ Ganz der Alte.

25. September

Bundespräsident Heuss begrüßt im Gronau-Stadion 20.000 Jugendliche bei der Bundesfeier des deutschen Sports. Am Abend vorher hat sich im Museum Koenig das Nationale Olympische Komitee für Deutschland gegründet.

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