Wettkampf im Kartenspiel Skatspieler ermitteln ihren Deutschen Meister in Bonn

Bonn · 680 Spieler kämpfen im Hotel Maritim bei den Deutschen Skatmeisterschaften um den Titel.

Der Wettbewerb um den Titel des Deutschen Skatmeisters zieht immer weniger junge Mitspieler an.

Der Wettbewerb um den Titel des Deutschen Skatmeisters zieht immer weniger junge Mitspieler an.

Foto: Stefan Hermes

Beim Stichwort „Skat“ denkt man man automatisch an blank gescheuerte Wirtshaustische mit Stammtischwimpel. Seit Mittwochabend aber findet das von Generation zu Generation überlieferte Kartenspiel in den eher gediegen-exklusiven Sälen des Bonner Maritim-Hotels statt, wo Mannschaften und Einzelspieler bis Sonntag um den Titel des Deutschen Meisters wetteifern. Auch wenn die 680 Spielerinnen und Spieler im Festsaal des Hotels die meist harten Bänke und Stühle ihrer Vereinsgaststätten gegen Polster, poliertes Messing und Spiegelwände getauscht hatten, entstand mit dem Startsignal zum Wettbewerb eine konzentriert-spannungsgeladene Stimmung.

„Skat ist ein Denksport“, sagt Thomas Munzert, Präsident der deutschen Sektion von ISPA, der „International Skat Players Association“. Seit Dezember 2016 ist das Skatspielen sogar in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Schon 1886 nahmen mehr als 1000 Teilnehmer an dem ersten deutschen Skatkongress im thüringischen Altenburg teil, wo das internationale Skatgericht noch seinen Sitz hat.

Weniger Teilnehmer

„Vor vier bis fünf Jahren“, so Munzert, „da waren auch wir immer so um die 1000 Leute, die sich für die offenen Meisterschaften anmeldeten.“ Jetzt seien die Zahlen rückläufig. „Es wird wohl auch in den nächsten Jahren nicht mehr werden“, befürchtet der ISPA-Präsident. Skat könne man eben nicht „von heute auf morgen“ lernen. Es gehöre viel Übung dazu, was seiner Meinung nach nicht mehr in unsere schnelllebige Zeit passe. „Veranstaltungen wie diese sind eher vom Aussterben bedroht“, resümiert Munzert, möchte jedoch für die nächsten Jahre positiv-motivierend in die Zukunft blicken. „Taktik, Kombinieren und Strategie sind schon eine schöne Sache“, sagte Bürgermeisterin Angelica Maria Kappel, bevor sie die Deutschen Skatmeisterschaften offiziell eröffnete und die Spieler aus dem ganzen Bundesgebiet in Bonn willkommen hieß.

Skat sei eine Sportart, „bei der man schon viel Grips haben muss“, so die Informatikerin, die selber zwar Skat spielen kann, jedoch Doppelkopf vorzieht. Was den jeweils siebenfachen Skatwelt- und Europameister Walter Schneider (75) aus Koblenz veranlasste, Schaf- oder Doppelkopf als „Freizeitbeschäftigung“ zu bezeichnen, während es sich bei Skat um Sport handele. Ein „Sport“, der immer weniger junge Menschen begeistert. „Wenn überhaupt, dann in elektronischer Form“, sagte Munzert. Manche Skat-Vereine tragen animierend zeitgemäße Namen, die auch junge Spieler ansprechen dürften: „Sachsen Tigers“, „Skat-Revolution“ oder auch „Scharfe Hand Sauerland“. Sie alle treten in Bonn an etwa 100 Tischen für einen der vielen Pokale an, die für die Mannschafts- und Einzelsieger in Erster und Zweiter Bundesliga, dem Pokal- und Liga-Cup auf der Bühne im Scheinwerferlicht glänzen. Einige können darauf hoffen, so wie Robert Will, der Deutsche Einzelmeister des Vorjahres. Er hofft, nicht nur den höchsten Punktgewinn zu erzielen, sondern damit in der jeweiligen Kategorie auch einen Betrag zwischen 50 und 2500 Euro mit nach Hause zu nehmen.

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