Einbrüche in Meckenheim Sicherheitsstammtisch: Bürger wollen Druck auf Politik machen

MECKENHEIM · Betroffene tauschten sich beim ersten "Sicherheitsstammtisch" in Meckenheim aus. Das Thema soll stärker in den Fokus rücken.

Den Druck auf die Politik erhöhen, das wollen engagierte Bürger, die sich jetzt auf Einladung der Bürgerprojektgruppe "Sicherheit in Meckenheim" zum ersten "Sicherheitsstammtisch" in "Krümmels Restaurant" trafen. Ihr gemeinsames Ziel: mehr Sicherheit in Meckenheim und der Region durch "mehr Polizei auf der Straße".

Schon bei den bevorstehenden Wahlen, der Bürgermeisterwahl Ende Januar und der Kommunalwahl im Mai, wollen sie das Thema Sicherheit in den Fokus rücken. Zudem wollen sie NRW-Innenminister Ralf Jäger mit einer Unterschriftenaktion erreichen. Etwa 50 Interessierte, darunter Opfer von Einbrüchen, besorgte Bürger, Polizeibeamte und Kommunalpolitiker, begrüßte Peter Dunkel von der Bürgerprojektgruppe. Das große Interesse sei bezeichnend für die Situation, sagte er. Seit einer ersten Veranstaltung im März sei "Bewegung in die Sache gekommen".

Etwas verbessert habe sich das Informationsproblem seit Mitte 2013. Dennoch sei die Sicherheit weiterhin ein Tabuthema in Meckenheim, und das bei Einbruchszahlen "in der Größenordnung der schlimmsten Zentren der Bundesrepublik". Mit ständigen Aufforderungen an die Bürger, sich selbst zu schützen, verlagere der Staat seine Aufgaben, kritisierte Dunkel. Die Stadtverwaltung leugne die Situation: "Das Stadtoberhaupt sollte sich zumindest solidarisch erklären, die Realität zur Kenntnis nehmen und nichts beschönigen", sagte er.

Gruppe will sich mit anderen zusammentun

"Wir haben die Nase voll", vor allem von der "Desinformationspolitik der Polizei", so Volker Wenthe, der wie Dunkel zum Kern-Team der Projektgruppe gehört. Wenig Handlungsspielraum gestanden beide der Bonner Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa zu, deren dünne Personalstruktur überaltert und von hohen Krankheitsständen belastet sei. Die gesetzliche Verpflichtung, für Sicherheit zu sorgen, habe der Innenminister. Da die Situation auch die Nachbarorte betreffe, will sich die Gruppe mit anderen Engagierten in der Region zusammentun. Kontakte bestünden bereits nach Rheinbach und Wachtberg.

Ihrem Unmut Luft verschafften auch die Gäste. "Unser Problem ist: Es gibt keine Leute", bekannte ein Polizist. Bei Blitzmarathons sei die Polizei präsent, ärgerte sich ein Bürger. "Es gibt immer noch sehr viel Ignoranz unter den Leuten", sagte ein anderer und plädierte für mehr Nachbarschaftshilfe. Änderungen im Strafrecht und dadurch mehr Abschreckung forderte Joachim Behne. Das Jugendstrafrecht stamme aus den 70er Jahren und bringe heutige Jugendliche zum Lachen. Zudem genössen viele verurteilte Täter Freigang: "Es würde nichts kosten, diese Regelung aufzuheben."

"Das Thema Sicherheit ist gar nicht mehr präsent", kritisierte der Bürgermeisterkandidat der BfM, Reinhard Diefenbach. Dass die Zusammenarbeit des Ordnungsaußendienstes und der Polizei nicht funktioniere, mutmaßte Johannes Steger, der den Kriminalpräventiven Rat zu einer öffentlichen Einrichtung machen möchte. "Das Budget des Landes NRW ist gigantisch. Es kommt nur auf die Prioritäten an. Ich finde, unsere Sicherheit zu Hause hat Priorität", meinte ein Bürger.

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