Iran-Schau in Bonn Sicherheitskontrollen in der Bundeskunsthalle

BONN · Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland hat für ihre aktuelle Ausstellung "Iran. Frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste" die Sicherheitsbedingungen verschärft.

Zahlreiche Besucher zieht es derzeit in die Bundeskunsthalle. Im Innern warten vor dem Besuch der aktuellen Iran-Ausstellung Sicherheitskontrollen.

Zahlreiche Besucher zieht es derzeit in die Bundeskunsthalle. Im Innern warten vor dem Besuch der aktuellen Iran-Ausstellung Sicherheitskontrollen.

Weihnachtsmärkte mit Sperren gegen Lastwagenattentate, Silvester mit polizeilichem Großaufgebot, Maschinenpistolen zum Schutz von Karnevalsumzügen – die Sicherheitslage hat nach der Serie islamistischer Anschläge Spuren im öffentlichen Leben hinterlassen. Jetzt hat die hohe Sensibilität auch die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn erreicht. Seit zwei Wochen gelten im Eingangsbereich erhöhte Sicherheitsvorschriften. Anlass ist die aktuelle Ausstellung „Iran. Frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste“. Nachdem es seit der Eröffnung allerdings zu keinerlei Zwischenfällen gekommen ist, werden die Vorkehrungen bereits zum Monatsende wieder zurückgefahren.

Man habe, so bestätigt Pressesprecher Sven Bergmann auf Anfrage, mit Eröffnung der Iran-Ausstellung zwei Mitarbeiter der ohnehin im Haus tätigen Sicherheitsfirma mit der zusätzlichen Einlasskontrolle beauftragt und dafür eigens geschult. Für die Besucher bedeutet dies seit dem 13. April konkret: Um in den Genuss der Eindrücke aus dem farbenfrohen Persien zu gelangen, müssen sie einen Blick in ihre Taschen und am eigenen Leib die Untersuchung mit Metalldetektoren erdulden. Der Zugang zur Sonderausstellung wurde dafür mit Absperrbändern vor den Drehtüren versehen, so dass sich der Museumsgast ähnlichen Bedingungen gegenübersieht wie auf einem Flughafen.

Anlass für die verschärfte Einlasskontrolle bot der Museumsleitung offenbar eine durchaus seriöse Informationsquelle. So hat laut Bergmann im Vorfeld der Iran-Schau ein Austausch mit der Bonner Polizei stattgefunden. Und weil die Sicherheitsbehörde ein grundsätzliches Gefährdungspotenzial als gegeben ansah, schritt die Museumsleitung zur Tat. Weil die Mitarbeiter für die Zusatzaufgabe noch geschult werden mussten, sei die Umsetzung anfangs möglicherweise etwas holprig verlaufen, räumt Museumssprecher Bergmann ein und nimmt damit Bezug auf einzelne Beschwerden. Aber: „90 Prozent der Besucher haben kein Problem mit der Kontrolle“, sagt Bergmann und verweist beispielhaft auf den vergangenen Sonntag, als 2000 Besucher völlig reibungslos in die Ausstellung geschleust worden seien.

Ganz anders hatte Kurt Tudyka die Innovation bewertet und sich in einem Schreiben an Intendanz und Geschäftsführung bitter beklagt, nachdem er und einige Familienangehörige vor dem Ausstellungsbesuch offenbar akribisch abgetastet worden waren: „Ich protestiere nachdrücklich gegen diese schikanöse, absurde und lächerliche Zumutung. Schikanös, weil solche Behandlung von Besuchern einer öffentlichen Ausstellung erniedrigend und beleidigend ist. Absurd, weil diese Maßnahme unter rechtfertigenden Murmeln des Personals, ob man keine Zeitung lese, in keinem Verhältnis zu irgend einem vermeintlichen Zweck steht. Und lächerlich, weil zu gleicher Zeit ein Zutritt über das Restaurant zu den Kassen hindernisfrei möglich war“, so der frühere Vorsitzende der „Freunde der Kammerspiele“. Tudyka schließt sein Schreiben mit der Aufforderung, „diesen die Besucher vor den Kopf stoßenden Unsinn abzustellen“.

Das allerdings war offenbar nicht der Beweggrund für die Leitung, die Maßnahmen bereits nach gut zwei Wochen wieder abzustellen. Vielmehr sei die Situation rund um die Ausstellung völlig unauffällig geblieben. Unklar bleibt derweil, welches Szenario die Verantwortlichen im Blick hatten. Dass sich der Islamische Staat nicht nur in Mesopotamien, sondern auch in Europa an Kulturgütern vergreift, wäre jedenfalls eine bislang unerreichte Stufe der Eskalation. Die Bonner Ausstellung läuft noch bis zum 20. August.

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