Karl-Simrock-Schule Sex ist bei den Siebtklässlern kein Tabuthema

BONN · Bei sexueller Aufklärung geht es nicht nur um Geschlechtsverkehr und Verhütung. "Wenn wir mit den Schülern reden, sind auch immer Gefühle ein Thema", sagt Marcel Maus von der Caritas.

 Kein Tabu: Beim Aufklärungstag in der Karl-Simrock-Schule geht es auch um die verschiedenen Verhütungsmittel.

Kein Tabu: Beim Aufklärungstag in der Karl-Simrock-Schule geht es auch um die verschiedenen Verhütungsmittel.

Foto: Ottersbach

Liebe und Partnerschaft gehörten genauso dazu wie die Frage, wie man eine Mädchen oder einen Jungen anspricht. In der Karl-Simrock-Schule in Endenich sprachen die Mitglieder des sexualpädagogischen Bonner Arbeitskreises mit zwei siebten Klassen über Sexualität und alles, was dazugehört.

In vier Gruppen besuchten die etwa 40 Schüler getrennt nach Geschlechtern vier Stationen, die sich unter anderem mit Gesundheit, Recht, Medien und dem Körper beschäftigten. Besonders brisant war das "Sexting". Dabei werden beispielsweise eigene Nacktbilder über das Smartphone an den Partner geschickt.

"Geht die Beziehung in die Brüche, bleiben die Fotos trotzdem im Besitz des anderen", sagte Gudrun Meyer von der Beratungsstelle Pro Familia. Manchmal käme es dann vor, dass die anzüglichen Bilder weiterverteilt würden. Meyer ist ein Fall bekannt, in dem ein Mädchen deshalb die Schule gewechselt habe. "Grundsätzlich bringen wir den Jugendlichen bei, ihre Grenzen kennenzulernen und verantwortungsvoll mit Sexualität umzugehen", sagte Maus. Als das Eis erst einmal gebrochen war, unterhielten sich die Mädchen und Jungen auch über sonst eher peinliche Themen.

Es kamen Fragen auf, ob Sex überhaupt gesund ist, was Homosexualität ist und wie man einen Tampon richtig benutzt. Während die Jungen sich eher für Praktiken beim Sex und verschiedene Stellungen interessierten, war den Mädchen die Verhütung wichtig. "Oft sind die Themen auch eklig", sagte eine 14-Jährige. Die Jungen waren viel ungenierter und hatten weniger Berührungsängste. "Das ist ja ganz normal, da kann man offen drüber quatschen", sagte ein 13-Jähriger.

Einig waren sich alle darin, dass der Aufklärungstag etwas gebracht habe. Das freute Konrektorin Sabine Salmen. "Solchen Unterricht könnten wir mit unserer eigenen Lehrerschaft gar nicht ausrichten, dafür fehlt uns die Zeit", sagte sie. Im Schullalltag könne nur das behandelt werden, was an Sexualkunde auf dem Lehrplan stehe. Dass das Thema Sexualität für Siebtklässler zu früh behandelt werde, findet sie nicht. "Je eher die Schüler informiert und aufgeklärt sind, desto weniger kann später schiefgehen."

Es geht um Sexualität

Zum Bonner Arbeitskreis Sexualpädagogik gehören die Beratungsstelle Pro Familia, Gesundheitsamt, Diakonie, Caritas, Donum Vitae, das Schwul-Lesbische-Aufklärungsprojekt und die Aids-Hilfe Bonn. Bis zu 20 Betreuer gehen in Schulen und klären Jungendliche auf. Dabei werden den Schülern keine Vorträge gehalten, stattdessen sollen sie in Gruppen über die Themen reden, Fragen stellen und so spielerisch etwas über Sexualität lernen. Veranstaltungen wie die an der Karl-Simrock-Schule sind kostenfrei. Zudem gibt es weitere Kurse.

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