Seit Wochen ohne Aufzug Senioren und Kranke müssen zu Fuß in den siebten Stock

Tannenbusch · Seit Anfang August ist der Aufzug im Haus Oppelner Straße 63 defekt, und nichts passiert. Die Vonovia ist Eigentümerin des Gebäudes und damit für die Reparatur zuständig. Und obwohl ältere Mieter im siebten Stock auf den Aufzug angewiesen sind, hat sich noch nichts getan.

Aysel Göksu (75) ist von dem Ausfall des Aufzug erheblich in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Für die Rentnerin ist es ein Problem, die 120 Stufen in den siebten Stock zu erklimmen. Nachbarin Sema Koç versorgt Frau Göksu mit dem Nötigsten. Sie selbst muss für die Schul- und Kindergartenbegleitung ihrer drei kleinen Kinder (4, 6, und 10 Jahre alt) mindestens sechs Mal am Tag die sieben Stockwerke bewältigen, „Da kommt es auf ein oder zwei Mal mehr auch nicht an“, sagt sie und lacht.

Ihr Mann hat sich vergeblich bei der Wohnungsbaugesellschaft Vonovia beschwert „Herr Koç hat der Vonovia schon mit rechtlichen Schritten gedroht, aber die haben keine Angst“, sagt Frau Göksu, die ehrenamtlich bei der Caritas in Tannenbusch arbeitet. Dort hat man ihr auch die wöchentliche Mietrecht-Sprechstunde von Bernhard von Grünberg empfohlen: „Der wird helfen können.“ Doch auch von Grünberg ist machtlos.

Umgehend hat er zwar an Vonovia eine Aufforderung geschrieben, die Reparatur zu veranlassen – vergebens. Derweil schleppt Frau Koç ihrer Nachbarin die Wasserflaschen in den siebten Stock und steht auch dem Ehepaar Truschkin, beide 76 Jahre, hilfreich zur Seite. Truschkins haben Herz- und Knieprobleme und sind auf den Fahrstuhl angewiesen. Auch sie wohnen seit über zwanzig Jahren im siebten Stock des Hauses. Familie Koç ist seit fast zehn Jahren dort Mieterin.

Sorge um die Heizung im Winter

Im Gespräch mit Frau Göksu, die im Beisein des General-Anzeigers die Service-Hotline Vonovias anruft, geht es nicht nur um das Aufzugproblem: Sie hat Sorge, dass die Heizung auch im kommenden Winter nicht funktionieren wird. Denn auch das Heizungsproblem ihrer immer kalten Wohnung wurde im vergangenen Jahr nicht beseitigt. Und das kalte und heiße Wasser in ihrem Bad kommt, wie es will. Auch ihre Bitte, ihre Badewanne gegen eine leichter zu begehende Dusche auszutauschen, wurde mit Hinweis auf einem fehlenden Schwerbehindertennachweis abgelehnt.

Nachdem sie mit beruhigender Musik in der Vonovia-Warteschleife und nach Eingabe verschiedener Ziffern einem Ansprechpartner ihr Dilemma mit dem Aufzug geklagt hat, drückt dieser zwar sein Bedauern aus, erklärt jedoch: Die Steuerung des Aufzugs sei kaputt und leider nicht mehr lieferbar. Man müsse sich gedulden, bis der Aufzughersteller reagiere. Darauf habe man keinen Einfluss.

„Es ist ganz einfach“, sagt von Grünberg auf Nachfrage, „es passiert nichts, weil die auf Gewinn ausgerichteten Wohnungsbaugesellschaft Instandhaltungen selber tragen müssen. Darum machen sie von außen alles schön schick, weil sie für Modernisierungen die Jahresmiete jahrelang um elf Prozent ihres Kostenaufwandes erhöhen können. Bei einem Prozent Zinsen ist das ein gutes Geschäft.“ Instandhaltungen würden dagegen die Gewinne der Aktionäre drücken. Max Niklas Gille, Pressesprecher der Bochumer Vonovia, teilt auf Anfrage schriftlich mit, dass man in der Oppelner Straße kurzfristig einen Tragedienst einrichten werde. Wörtlich heißt es weiter, „Wir werden die Mieterin mal anrufen und hoffen, dass der Aufzug bald wieder läuft. Für die Umstände können wir uns nur entschuldigen. Auch wir wünschen uns eine schnelle Lösung.“

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