Wohnung in Tannenbusch durchsucht Semir C. soll Terrororganisation unterstützt haben

BONN · Erneut ist die Bonner Polizei gegen einen Mann vorgegangen, der verdächtigt wird, als Hintermann die in Deutschland verbotene Terrormiliz "Islamischer Staat" zu unterstützen.

Am Mittwochmorgen durchsuchten Streifenbeamte und Ermittler der Kripo im Zuge einer Razzia die Wohnung eines Mannes in einem Wohnkomplex in Tannenbusch. Polizeisprecher Frank Piontek verwies bei der Zuständigkeit für die Durchsuchungsaktion auf das Bundesinnenministerium in Berlin.

Dort teilte eine Sprecherin mit, dass die Polizei "auf Ersuchen des Bundesministeriums des Innern und auf der Grundlage einer richterlichen Durchsuchungsanordnung" die Wohnung eines gewissen Semir C. durchsucht hat. Wie die Ministeriumssprecherin weiter mitteilte, steht Semir C. im Verdacht, "als Hintermann" die am 12. September 2014 verbotene Organisation "Islamischer Staat" (IS) zu unterstützen, und "zwar insbesondere durch Aktivitäten im Internet".

Ziel der Durchsuchung sei laut der Sprecherin die Sicherung von Beweismaterial und die Durchsetzung des Verbots gewesen. An der Aktion war die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe nicht beteiligt, wie ihr Sprecher Marcus Köhler klarstellte.

Gegen 8 Uhr fuhren gestern Ermittler in zwei zivilen Fahrzeugen auf dem Parkplatz vor einem Wohnkomplex in Tannenbusch vor. Unterstützung bekamen sie bei der Razzia von Streifenbeamten aus einer benachbarten Außenstelle der Polizei. Ohne größeres Aufsehen ging es in das siebengeschossige Wohnhaus, wo die Polizei die Wohnung von Semir C. im sechsten Stock im Visier hatte.

"Die Person Semir C. ist den Sicherheitsbehörden bekannt. Weitere Angaben zur Person können wir nicht machen", so die Sprecherin im Bundesinnenministeriums. Bereits Ende September hatten Fahnder die Wohnung des Hasspredigers Izzudin J. in Tannenbusch im Rahmen einer bundesweiten Razzia gegen Salafisten durchsucht. Auch er soll mit weiteren Verdächtigen die IS unterstützt haben, indem sie der Terrormiliz Fahrzeuge lieferten.

Wie von anderen Mietern aus dem Mehrfamilienhaus zu hören war, gestaltet sich das Miteinander dort eher unauffällig. "Alle haben immer sehr freundlich gegrüßt", gab ein Familienvater zu Protokoll, der seit acht Jahren hier wohnt. Was ihn allerdings störe, sei vor allem ein auffallend reger Besucherverkehr während der Nacht und dass in dem Haus auffällig mit Drogen wie Marihuana gehandelt wurde: "Das ist der Drogenumschlagplatz Nummer 1 hier in der Gegend", sagte er.

Mehr als zweieinhalb Stunden dauerte die Durchsuchung. Gegen 10.40 Uhr verließen die Ermittler mit Kisten und Kartons voller Beweismaterial sowie einem Rechner das Haus.

Nähere Angaben, wie Semir C. konkret die Terrororganisation IS via Internet unterstützt haben soll, gab es gestern von offizieller Seite nicht. Wie der General-Anzeiger allerdings erfuhr, war der Mann auch wegen der Internetseite "Abu Z Projekt", die er betrieben haben soll, ins Visier der Ermittlungen geraten. Die Domain abu-z-projekt.de war am Mittwoch bereits deaktiviert. Wohl aber fand sich ein Ableger noch auf Facebook.

Bei dem "Abu Z Projekt" handelt es sich nach Angaben der Macher um eine "Islamische Bildgestaltung", die offensichtlich dazu dient, Propaganda für islamistische Ziele zu leisten. Auf der Facebook-Seite findet sich neben simplen Glaubensbotschaften und Veranstaltungshinweisen beispielsweise auch eine Bildbotschaft, die sich für die Freilassung von Umm Luqmaan stark macht. Das Bundesinnenministerium wollte gestern keine "weiteren Angaben" zu den Aktivitäten von Semir C. machen, so die Sprecherin.

Umm Luqmaan

Die Bonnerin Karolina R., die sich jetzt Umm Luqmaan nennt, war Ende März in ihrer Bonner Wohnung verhaftet worden. Seitdem sitzt sie in Untersuchungshaft. Der 25-jährigen Konvertitin mit polnischen Wurzeln wird vorgeworfen, von Deutschland aus die verbotene Vereinigung IS unterstützt zu haben. Jetzt hat die Generalbundesanwaltschaft gegen sie und zwei weitere mutmaßliche IS-Unterstützer vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf Anklage erhoben.

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