Kommentar Zur Niederlage der SPD Selbstkritik gefragt

Bonn · Okay, die Landtagswahl vor drei Jahren hat die Bonner SPD noch mit Bravour gewonnen. Doch schon vorher und auch hinterher ging und geht es stetig bergab. Im Stadtrat haben die Genossen seit sechs Jahren nur wenig bewirkt.

Die führende Oppositionsrolle hat längst die viel kleinere Linkspartei mit ihrem brillanten Vorsitzenden Michael Faber übernommen. Hinzu kommt, dass das SPD-Schwergewicht Ulrich Kelber bei der letzten Bundestagswahl sein Direktmandat gegen CDU-Newcomerin Claudia Lücking-Michel nur knapp verteidigen konnte.

Und jetzt ist auch noch der OB-Posten futsch. Quo vadis, SPD? Eine Frage, die sich auch vor dem Hintergrund stellt, dass in jüngster Zeit einige vielversprechende Nachwuchskräfte den Bonner Sozialdemokraten den Rücken gekehrt haben - wie der einstige Partei- und Ratsfraktionschef Ernesto Harder.

Statt Katzenjammer nach der krachenden Niederlage des OB-Kandidaten Peter Ruhenstroth-Bauer wären deshalb klare Worte angebracht. Doch stattdessen zeigen einige Genossen nur beleidigt mit dem Finger auf den politischen Gegner - und die Medien. Schuld an der Niederlage sind die anderen. Von Selbstkritik kaum eine Spur.

Es stimmt, Rat, OB und Verwaltung haben sich in der Vergangenheit oft gegenseitig blockiert. Dazu das WCCB, das die Stadt in Atem gehalten hat. Aber wer den Schwarzen Peter nur bei den anderen sucht, macht es sich zu leicht. Wenn die einst so starke SPD in Bonn wieder aus der Bedeutungslosigkeit herauskommen will, muss sie sich erst einmal mit sich selbst befassen.

Und vor allem jungen Leuten eine Chance geben. Bemerkenswert, dass ausgerechnet die CDU mit Ashok-Alexander Sridharan einen deutlich jüngeren OB-Bewerber ins Rennen geschickt hat als die SPD.

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