Disput um OB-Vorschlag für Badneubau Schwimmbaddiskussion in Bad Godesberg neu entfacht

Bonn · Ashok Sridharans Ideen für ein Schwimmbad und einen Hochschulcampus in Bad Godesberg schlagen hohe Wellen. Sogar der Koalitionspartner ist vom Oberbürgermeister überrascht.

Ein neues Schwimmbad in Bad Godesberg, Wissenschaft anstatt Kultur im Kleinen Theater und Studentenfutter in der Stadthalle: Ideen, die Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) am Mittwoch in der Bezirksvertretung Bad Godesberg erstmals öffentlich vorgestellt hat. Und damit eine heftige Kontroverse in der Stadt auslöste. Im Fokus steht dabei insbesondere sein Vorschlag für ein neues Bad.

Neben dem Badneubau auf dem Parkplatz an der Rigal'schen Wiese hatte der OB bezüglich der geplanten Ansiedlung der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg mit bis zu 1000 Studenten an der kurfürstlichen Zeile vorgeschlagen, die Restauration der Stadthalle auch als Mensa und das Kleine Theater ebenfalls für Uni-Zwecke zu nutzen – sollte nach dem Rückzug der Käufergruppe um Klaus Weise aus der Fortführung des Betriebs nichts werden. „Ich verstehe die Aufregung nicht“, sagte Sridharan dem GA am Donnerstag. „Ich halte es für selbstverständlich, die Bezirksvertretung über Vorschläge und Ideen zu informieren.“

Diskussion in den sozialen Medien

Jedenfalls werden seine Vorschläge im Rathaus, aber auch in den sozialen Netzen heiß diskutiert. Neben Beifall – manche aus Bad Godesberg nehmen den Vorschlag für ein neues Bad auf dem Parkplatz der Rigal'schen Wiese bereits für bare Münze – erntet er auch scharfe Kritik. Die Kommentare auf Facebook zum Beispiel reichen von „Warum wird das Kurfürstenbad nicht saniert?“ bis „Sind die Godesberger Wählerumfragen so schlimm?“.

Auf die Frage, wie realistisch er die Umsetzung seiner Ideen sehe, antwortete der OB: „Die Frage stellt sich noch nicht. Ich habe Ideen – oder sollte ich sagen: Gedankenspiele? – geäußert, die aus meiner Sicht in die weiteren Überlegungen zu den Themen Schwimmbad, Hochschule, Stadthalle und Kleines Theater einbezogen werden sollten.“ Die Idee für ein neues Schwimmbad konterkariere aus seiner Sicht auch nicht die geplante Bürgerbeteiligung. „Es gibt keine Vorfestlegungen.“ Das sieht die Bonnerin Ilse Burgass anders. Sie hat jahrelange Erfahrung mit den für die Bürgerbeteiligung vorgesehenen Planungszellen (siehe „Bürgerbeteiligung“) und sagt: „Solche Aussagen beeinflussen natürlich die Teilnehmer.“ Es stelle sich auch die Frage, wie ernst letztlich ihre Mitarbeit genommen werde.

Von seinen Parteifreunden gibt es zwar Stimmen, die die Äußerungen des OB vor allem bezüglich eines Badneubaus zum jetzigen Zeitpunkt für „unglücklich“ halten. Allerdings dürfe es keine Denkverbote geben, sagte CDU-Kreisvorsitzender Christos Katzidis. „Es wird immer die Frage gestellt, wann der richtige Zeitpunkt für die Veröffentlichung einer neuen Idee ist“, sagte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Horst Gehrmann, aber es werde gerade vom Oberbürgermeister erwartet, zu wichtigen Themen in der Stadt Denkanstöße zu geben. Und das seien sie – nicht mehr oder weniger – gewesen.

Koalitionspartner sind überrascht

Die Bündnispartner der CDU in der Jamaika-Koalition, Grüne und FDP, wussten bisher nichts von diesen Ideen: „Diese Vorschläge sind bisher in der Koalition nicht thematisiert worden. Daher spielen sie in unseren Überlegungen auch keine Rolle“, sagte Grünen-Fraktionssprecher Hardy Lohmeier. Werner Hümmrich (FDP) findet es „destruktiv“, dass der OB im Vorfeld der Bürgerbeteiligung schon jetzt eine gewisse Standortpriorisierung für ein neues Bad vorgenommen habe. Die SPD-Ratsfraktion hält den Vorschlag zwar für „diskussionswürdig“, kritisierte aber „den erneuten Alleingang des Verwaltungschefs.

Und der führt zu nichts“, sagte Fraktionschefin Angelika Esch. Stattdessen werde die Bürgerbeteiligung ad absurdum geführt. „Das bringt Bad Godesberg, das sich in zwei Bürgerentscheiden klar für den Erhalt des Kurfürstenbads und gegen ein Zentralbad ausgesprochen hat, keinen Deut weiter“, bewertete Marcel Schmitt (BBB) den Vorstoß und plädierte für die Sanierung des vorhandenen Hallenbads. Die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Hillevi Burmester (SPD) sagte: „Wir hoffen natürlich auf ein neues Hallenbad für Bad Godesberg.“ Inwieweit die Idee Rückhalt in der Politik habe, müsse man schauen.

„Wir begrüßen es, dass der Oberbürgermeister sich nun klar für ein Hallenbad an zentraler Stelle in Bad Godesberg ausgesprochen hat“, sagt Joachim Schäfer vom Verein Bürger.Bad.Godesberg. Es müsse aber noch geprüft werden, ob der Standort geeigneter sei als das Kurfürstenbad. Axel Bergfeld von der Initiative „Kurfürstenbad bleibt!“ hält nichts von der Idee: „Der OB macht wieder ein neues Thema auf und setzt sich über alle Köpfe hinweg.“ Bergfeld, der die Bürgerentscheide gegen die Schließung des Kurfürstenbades und gegen ein neues Wasserlandbad mit auf den Weg brachte, sieht in den Ergebnissen einen klaren Bürgerwillen, die Bestandsbäder zu sanieren.

Für das Godesberg Stadtmarketing kommt seinem Vorsitzenden Jürgen Bruder zufolge „wegen der Unwirtschaftlichkeit“ schon länger keine Wiedereröffnung des Kurfürstenbads mehr infrage. Die Rigal'sche Wiese sei als Standort geeignet. Ute Pilger vom Stadtsportbund, Dachverband der Bonner Sportvereine, hält den OB-Vorschlag im Grundsatz für gut und signalisierte Gesprächsbereitschaft. „Es müsste natürlich – wie schon beim geplanten Wasserlandbad – die Anforderungen der Sportverbände erfüllen. Unterm Strich dürfe in Bonn keine Wasserfläche wegfallen.

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