100 Kilo als Schutz Schwerer Juwelier überwältigte Räuber im Handyladen

Bonn · Vor Gericht schildert 65-Jähriger, wie er mit seinem Körpergewicht den Täter festhielt. Das Gericht verurteilte den 33-jährigen Räuber zu drei Jahren Haft.

Als der Juwelier Jannis Vassiliou auf dem Weg zu seinem Geschäft in der Sternstraße am 11. Dezember einen Blick in den Handyladen in der Friedensplatzpassage wirft, ist ihm sofort klar: Da findet ein Überfall statt. Ohne zu zögern greift der 65-Jährige ein und überwältigt den Täter mit der ganzen Kraft seiner 100 Kilo. Gestern sah der Juwelier den Mann vor dem Landgericht wieder.

Denn hier musste sich der 33-Jährige wegen versuchter räuberischer Erpressung, Diebstahls und Beleidigung vor der 1. Großen Strafkammer verantworten, und Vassiliou war als Zeuge gefragt.

Wie sich herausstellt, ist der Angeklagte der Justiz bestens bekannt, sein Vorstrafenregister weist 13 Einträge auf, und alle haben mit seiner Drogensucht zu tun. Seit dem elften Lebensjahr ist der 33-Jährige abhängig, zahlreiche Therapien halfen nichts, und gearbeitet hat er noch nie in seinem Leben. Auch am 11. Dezember brauchte er Geld für Drogen, und wie er nun vor Gericht zugibt, hatte er es auf ein teures Handy abgesehen, um es zu versilbern.

Allerdings erinnere er sich nicht mehr genau an das, was im Laden passiert sei, sagt er. Der Verkäufer aber umso besser, wie er als Zeuge aussagt: Plötzlich sei der Mann ins Geschäft gekommen, habe ein 1,70 Meter langes Fahrradschloss vor ihm geschwungen und ein Handy verlangt. Er habe es verweigert, den Mann zur Seite geschubst, ihm den Fluchtweg versperrt und versucht, die Polizei anzurufen. Da habe der Täter sich sein 700-Euro-Handy vom Tresen genommen und mit ihm gerungen. Und plötzlich sei Vassiliou da gewesen.

"Ich hatte den Eindruck, dass der Mitarbeiter in Schwierigkeiten war", sagt der 65-jährige Juwelier. "Denn das sah nicht nach Reklamationsverhandlungen aus." Er habe den Räuber am Hals gepackt, zu Boden gerungen und sich auf ihn gesetzt, bis die Polizei kam. Der Mann habe nichts mehr gemacht. "Ich denke, das lag an meinen 100 Kilo", sagt der Juwelier, und fügt hinzu: "Ich glaube, der war froh, als die Polizei da war." Dennoch beleidigte der 33-Jährige die Beamten minutenlang.

Für das Gericht steht fest: Es hat keinen Sinn, den Mann, für den Therapien laut Gutachter nur ein Eingriff in seine Freizeitgestaltung waren, gegen dessen Willen in die Entzugsklinik zu stecken. Der 33-Jährige wird zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Im Gefängnis möchte er nun eine Ausbildung machen.

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