Fraunhofer-Projekt "Monica" Schutzengel für Großveranstaltungen in der Region

Bonn/Sankt Augustin · Lärmbeschwerden, Menschentrauben oder schlimmer noch Massenpanik, Terrorgefahr – die Liste an Unerfreulichem und echten Gefahren in Verbindung mit Großveranstaltungen ist umfangreich.

 Das Sicherheitssystem „Monica“ soll bei Rhein in Flammen ersmals getestet werden.

Das Sicherheitssystem „Monica“ soll bei Rhein in Flammen ersmals getestet werden.

Foto: Nicolas Ottersbach

Das internationale Forschungsprojekt „Monica“ soll Abhilfe schaffen. Das Projekt möchte auf vielfältige und innovative Weise zur Verbesserung der Sicherheit und zum Komfort aller direkt oder indirekt an großen Events Beteiligten beitragen. Neben den Partnern Leeds, Turin, Kopenhagen, Lyon und Hamburg ist auch die Stadt Bonn an dem Projekt beteiligt, das über drei Jahre mit 15 Millionen Euro von der EU finanziert und im Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) in Sankt Augustin koordiniert wird. Dort wurden gestern nach einer ersten Projektwoche mit den insgesamt 28 Beteiligten von Städten und Unternehmen erste mögliche Anwendungsbereiche vorgestellt.

„Monica“ ist die etwas konstruierte, vereinfachte Form von „Management of Networked IoT Wearables – Very Large Scale Demonstration of Cultural & Security App-lications“. Das klingt hochkomplex, lässt sich aber auf eine einfache Formel bringen: „Monica“ möchte ein auf die individuellen Gegebenheiten angepasster Schutzengel für Freiluft-Veranstaltungen aller Art sein. Zum Einsatz sollen dabei bekannte Techniken kommen, die zusammen aber als neues System funktionieren. Denkbar ist etwa, alle Besucher mit elektronischen Armbändern („Wearables“) auszustatten, die ein Signal senden.

Daraus ließen sich ganz neue Erkenntnisse über Besucherströme, Gefahrenzonen und eventuell sogar Terrorverdächtige (anhand ihres meist abweichenden Bewegungsprofils) ableiten. Die Sicherheitskräfte und Veranstalter könnten so in Verbindung mit Aufnahmen von Kameras und Drohnen in Echtzeit auf kritische Situationen reagieren. „Wir wollen herausfinden, wie wir es hinbekommen, dass die verschiedenen Maschinen und Sensoren untereinander effektiv kommunizieren“, sagt Projektkoordinator Markus Eisenhauer vom FIT.

Dass gerade bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Bonner Weihnachtsmarkt oder Pützchens Markt nicht jeder Besucher ein solches Armband akzeptieren wird, ist Eisenhauer, der auch vom „Bürger als Versuchsobjekt“ spricht, klar: „Wir müssen uns bei der Umsetzung ein Konzept überlegen, das allen Spaß macht, denn wir wollen ausdrücklich alle mit einbeziehen, um das System stetig zu verbessern. Wenn die Idee mit den Armbändern an den Besuchern scheitert, müssen wir kreativ werden und uns etwas anderes einfallen lassen.“ Auf den Datenschutz solle aber geachtet werden.

Ein erster Test von „Monica“ wird bei „Rhein in Flammen“ am 6. Mai gestartet. Dann geht es um den Lärmschutz, denn auch der ist Teil des Konzepts. Der Schall soll durch Modellberechnungen in gewissen Bereichen durch Gegenschall abgedämpft werden. Gerade Bässe könnten so sinnvoll gedämmt werden, um Anwohner nicht zu stören. Zudem sollen durch Technikeinsatz Ruheinseln geschaffen werden, etwa für die Behandlung von Verletzten.

„Wir wollen das Erlebnis für Zuschauer verbessern und die Beeinträchtigung der Anwohner verringern“, sagt Hans Jürgen Hartmann, Referent für Stadtförderung. Er sieht großes Potenzial in dem Projekt, das Bonn 450.000 Euro von der EU beschert.

In einer ersten Version des Artikels hieß es, die EU fördere das Projekt mit 100 Millionen Euro. Diese Zahl bezieht sich aber auf insgesamt fünf verschiedene Projekte, die gefördert werden. Die Summe für "Monica" beträgt 15 Millionen Euro.

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