Kritik auch aus Bonn Widerstand gegen Schulöffnung in NRW wächst

Bonn · In dieser Woche sollen die ersten Schüler wieder unterrichtet werden. Dagegen wollen Vertreter der Bildungsgewerkschaft und Schüler mit Petitionen vorgehen. Fragen, wie etwa zur Benotung, seien noch nicht geklärt.

 Noch ruht der Unterricht während der Corona-Krise. In dieser Woche sollen aber die ersten Schüler zurückkehren.

Noch ruht der Unterricht während der Corona-Krise. In dieser Woche sollen aber die ersten Schüler zurückkehren.

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Gegen den Schulstart in dieser Woche wächst der Widerstand. Sowohl von Schüler- als auch Lehrerseite wird immer mehr Kritik an der Ankündigung der NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer laut. Die Schulen sollen ab diesem Donnerstag für die Abschlussklassen öffnen. Dabei ist der Schulbesuch für die Abiturienten freiwillig. Für die Abschlussklassen (Mittlere Reife) an Gesamt-, Real- und Hauptschulen soll der Besuch aber verpflichtend sein. Mehrere Petitionen wollen den Schulstart verhindern.

In der Petition „NRWs Abiturienten bleiben zu Hause“ heißt es etwa, dass die Abiturienten gegenüber Ministerpräsident Armin Laschet und Ministerin Gebauer ein deutliches Zeichen setzen müssten. Man könne nicht zulassen, dass so „mit den Leben der Mitmenschen“ gespielt werde. Die Petition fordert, mit einem Durchschnittsabitur zu arbeiten. Dies soll den Schülern ermöglichen, eine Abiturnote basierend auf den bisher erbrachten Leistungen zu erhalten.

Auch Schüler des Berufskollegs in Duisdorf richten sich mit E-Mails an Schulministerin Gebauer. „Ich weiß, dass Sie nur probieren, uns das ‚beste Abitur’ zu ermöglichen. Dennoch vertrete ich die Meinung, dass das nicht möglich ist, indem Sie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen“, schreibt eine Schülerin in einer E-Mail, deren Inhalt dem GA vorliegt.

Rückendeckung erhalten die Schüler vom Philologen-Verband NRW. Er stellt sich hinter die Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich für einen Unterrichtsstart frühestens am 4. Mai ausgesprochen hat. Die Handlungsempfehlungen des Ministeriums für Wissenschaft und Bildung, die vorige Woche an die Schulen gingen, seien „eindeutig zu wenig“. „Schulen brauchen im Rahmen der Fürsorgepflicht konkrete Vorgaben und Lösungen“, fordert der Verband.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat ebenfalls eine Petition gestartet. Die GEW sei entsetzt darüber, dass die Landesregierung mit der Entscheidung zur Schulöffnung in dieser Woche die Gesundheit der Lehrkräfte, der Schüler sowie der Familien fahrlässig gefährde, kritisiert Rolf Haßelkus, Vorsitzender der GEW in Bonn. Dabei wolle man die Schüler natürlich gerne wieder unterrichten. „Wir sind auf einer Linie mit der Bundeskanzlerin. Lasst uns das in Ruhe angehen und nicht alles kaputt machen, was wir aufgebaut haben“, appelliert Haßelkus an die Landespolitiker. Man könne in dieser Ausnahmesituation den Schulstart nicht im Hauruck-Verfahren durchführen.

Die Abschlussprüfungen für die Mittlere Reife die Lehrkräfte nun selber vorbereiten zu lassen, kritisiert er ebenfalls. „Wir müssen jetzt nicht wirklich alles bis zum Äußersten ausreizen. Die Schüler haben schon eine Vornote.“ Und bei der Abschlussnote gebe es seiner Erfahrung nach selten große Abweichungen. „Die Abschlussprüfungen könnte man auch streichen.“

Derweil bereiten sich die Schulen auf den Start vor. So werde an die Eltern eine Mitteilung geschickt, dass Schülern empfohlen werde, für die Fahrt im öffentlichen Personennahverkehr eine Maske zu tragen, sagt Margarete Ruhnke, Schulleiterin der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. „Wir können aber nicht davon ausgehen, dass jeder Schüler eine Maske besitzt.“ In der Schule solle alles so hergerichtet werden, dass die Abstandsregeln eingehalten werden können. „Der Unterricht soll auf ungefähr acht Personen pro Klasse beschränkt sein“, sagt Ruhnke. Dazu solle auch jeweils ein Treppenhaus für den Zugang, ein weiteres für den Abgang benutzt werden.

Zusätzlich sei die Schule in der Ferienzeit intensiv geputzt worden. „Das wird schon eine Riesenherausforderung“, so Ruhnke weiter. „Wir müssen in kurzer Zeit sehr viel organisieren.“ Und es sei noch vieles nicht geklärt. Es gibt aktuell ein paar Sachen, die noch nicht ganz ausgereift sind“, sagt Ruhnke, die die Schule insgesamt aber gut vorbereitet sieht.

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