Nach Schließungen wegen Coronavirus Schule startet wieder für 3000 junge Bonner

Bonn · Ab dem kommenden Donnerstag sollen Abschlussklassen in Bonn wieder vor Ort unterrichtet werden. Die Stadt prüft derzeit, ob in den sanitären Anlagen der Schulen ausreichend Seifenspender und Papierhandtücher zur Verfügung stehen.

Maria Humeniuc, Abiturientin an der Bertholt-Brecht-Gesamtschule, ist von der Entscheidung überrascht worden. Sie möchte vorerst weiter zu Hause für die Prüfungen lernen.

Maria Humeniuc, Abiturientin an der Bertholt-Brecht-Gesamtschule, ist von der Entscheidung überrascht worden. Sie möchte vorerst weiter zu Hause für die Prüfungen lernen.

Foto: Benjamin Westhoff

Am kommenden Donnerstag sollen die weiterführenden Schulen für die Abschlussklassen wieder geöffnet werden. Nach Auskunft des Bonner Oberbürgermeisters Ashok Sridharan von diesem Donnerstag werden 35 weiterführende Schulen den Betrieb wieder aufnehmen, rund 3000 Schülerinnen und Schüler aus Abschlussklassen kämen dann nach mehrwöchiger coronabedingter Pause in den Genuss von Unterricht. Die Teilnahme ist laut NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer allerdings freiwillig. Ab dem 4. Mai sollen die Viertklässler der Grundschulen folgen.

Wie Sridharan in einer Pressekonferenz mitteilte, sei die Stadt in Gesprächen mit den Stadtwerken Bus und Bahn (SWB), wie der Fahrplan an diese Situation angepasst werde. In der Woche nach den Schulschließungen hatten die SWB das Angebot unter der Woche auf den Samstagfahrplan reduziert. SWB-Sprecherin Veronika John sagte, es werde in den kommenden Tagen entschieden, ob die SWB zum normalen Fahrplan zurückkehren oder Schulbusse einsetzen.

Das Städtische Gebäudemanagement (SGB) prüft derzeit, ob in den sanitären Anlagen der Schulen ausreichend Seifenspender und Papierhandtücher zur Verfügung stehen, damit die Schüler die Hygienevorschriften des Robert-Koch-Instituts einhalten können. SGB-Chef Lutz Leide sagte: „An einigen Stellen müssen wir nacharbeiten, beispielsweise bei einigen defekten Waschbecken.“

Desinfektionsmittel laut Stadt nicht notwendig

Nach Absprache mit Fachleuten – Sridharan nannte den Hygieneexperten Martin Exner vom Bonner Uniklinikum namentlich – sei es nicht notwendig, die Schulen mit Desinfektionsmitteln auszustatten. Auch seien die Reinigungsintervalle durch Dienstleistungsfirmen nicht auszuweiten. „Die Schulen sind auch in den vergangenen Wochen durchgehend gereinigt worden“, sagte er. Bei der Frage, ob Schüler, aber auch Lehrer Mundmasken tragen sollten, hieß es, es gebe keine Maskenpflicht. So hatte es auch die Bundeskanzlerin am Mittwoch erklärt. Dennoch sei das Tragen empfehlenswert.

 Sorge bei den Schülern

Manche Schüler sehen mit großer Besorgnis auf die Öffnung. Sie sind unsicher, ob und vor allem wie die Hygienebestimmungen eingehalten werden können, und haben Angst, andere womöglich anzustecken. „Wir konnten das gar nicht glauben, dass es jetzt so entschieden wurde“, sagt Maria Humeniuc dem GA. Sie ist Abiturientin an der Bertolt-Brecht-Gesamtschule. Sie habe auf jeden Fall vor, weiter von zu Hause aus zu lernen.

Denn ob die hygienischen Zustände einen Schulbesuch ohne Gefahr, sich zu infizieren, möglich machen, bezweifelt sie. „Wir sind eine öffentliche Schule“, sagt sie. „Da gibt es ab 10 Uhr kein Papier und keine Seife mehr auf den Toiletten.“ Und selbst wenn sie bereitgestellt würden, bezweifelt die 20-Jährige, dass sie für mehr als zwei Stunden reichen. Ein weiterer Punkt sei der Schulweg. „Die Mehrheit muss mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kommen. Und es gibt viele Schüler, die in der Risikogruppe sind. Was ist mit denen?“ Rückendeckung erhalten die Schüler von der Landesschülerinnenvertretung NRW. Sie lehnt in einer Pressemitteilung den geplanten verfrühten Unterrichtsbeginn uneingeschränkt ab.

Eine Abiturientin des Beethoven-Gymnasiums, die ihren Namen nicht öffentlich nennen möchte, sieht das sehr ähnlich. „Ich bin total in Panik geraten, als wir von der Schulöffnung erfahren haben“, sagt sie dem GA. „Bei uns in den Abi-Whatsapp-Gruppen haben wir viel darüber diskutiert. Wir haben große Sorgen.“ Zusätzliche gebe es bei ihr einen Risikofall in der Familie. Die Sorge, dass sie ein Familienmitglied anstecken könnte, ist dementsprechend groß. Da der Schulbesuch auf Freiwilligkeit beruht, bevorzuge sie es weiter, sich von zu Hause aus auf das anstehende Abitur vorzubereiten.

Damit die Schulen bis kommenden Donnerstag wieder öffnen können, sollen Begehungen von der Stadt stattfinden, die die hygienischen Zustände begutachten. „Als ich vergangene Woche davon erfahren habe, habe ich direkt eine Hygienebegehung angemeldet“, sagt Arndt Hilse, Schulleiter der Karl-Simrock-Schule. Auf einen festen Termin warte er allerdings bisher noch. Auch sei das von ihm angeforderte Desinfektionsmittel, das die Stadt bereits Ende Februar bestellt habe, noch nicht da. „Ich bin gespannt, wie das ab kommenden Donnerstag alles gehen soll.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort