Bonner Bezirksschülervertretung Schüler wollen den Veggieday und legales Cannabis

BONN · Im Mai stehen Kommunal- und Europawahlen an. Viele Oberstufenschüler werden zum ersten Mal mit einem Kreuzchen ihre Meinung vertreten dürfen.

 Im Vorstand der Bezirksschülervertretung: (von links) Hevindar Manaz, Julian Meddas und Alexa Krugel.

Im Vorstand der Bezirksschülervertretung: (von links) Hevindar Manaz, Julian Meddas und Alexa Krugel.

Foto: Colling

Gerade auf kommunaler Ebene können die Entscheidungen der gewählten Vertreter unmittelbar auf den Schulalltag einwirken. Doch wie stehen die etablierten Parteien zu schul- und jugendpolitischen Themen, die die Bonner Schülerschaft betreffen?

Die Bezirksschülervertretung Bonn (BSV) will dieser Frage nachgehen und den Schülern eine Orientierungshilfe vor der Wahl bieten. "Wir wollen die Positionen und Programme der Parteien prüfen und mit unseren Wahlprüfsteinen abgleichen", erklärte Ingo Rätz, Vorstandsmitglied der BSV.

Die Wahlprüfsteine wurden bei der Bezirksdelegiertenkonferenz beschlossen. Die Schülervertreter beziehen zu Themen, die die Bonner Schülerschaft beschäftigen und betreffen, eine klare Position. "Über viele Punkte haben wir sehr kontrovers diskutiert", sagte Rätz.

Die meisten Anliegen finden sich im Schulalltag der Jugendlichen wieder. So fordert die BSV die Religionsfreiheit an Schulen stärker zu achten. "Kruzifixe in öffentlichen Schulen sind eine zu starke Verallgemeinerung", sagt Rätz, und Alexa Krugel, Sprecherin der BSV fügt hinzu: "Ein kleines Kreuz oder ein Kopftuch sind dagegen eine persönliche Entscheidung und schränken die Religionsfreiheit der anderen nicht ein."

Die Schülervertretung spricht sich zudem gegen Videoüberwachung an Schulen aus. "Es sollte immer und überall zuerst die Unschuldsvermutung gelten, und wir bezweifeln, dass die Überwachung Kriminalität verhindert", so Rätz. Dafür solle verstärkt gegen rechte Propaganda an Schulen vorgegangen werden. Auch Werbeaktionen und Sponsoring der Bundeswehr bei Schulveranstaltungen sehen die Schüler kritisch.

Gesellschaftspolitisch haben die Vertreter zwei Forderungen in den Vordergrund gerückt: So wollen sie einen "Veggieday" in den Mensen einführen und fordern, dass Cannabis legalisiert wird. "Uns ist klar, dass das sehr umstrittene Positionen sind, aber wir wollen die Debatte darüber vorantreiben", sagt Rätz. Beide Themen seien von den Delegierten bei der Konferenz angestoßen und dann ausführlich diskutiert worden.

"Der Veggieday soll nicht zum generellen Fleischverzicht aufrufen, sondern bloß die Vielfalt von Ernährungsformen vorstellen", erklärt Krugel. Und bei Cannabis gebe es keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass es schädlicher sei als Nikotin oder Alkohol.

"Deshalb glauben wir, dass eine Legalisierung unter den Voraussetzungen, dass immer nur eine geregelte Menge an volljährige Personen abgegeben wird, viele Vorteile bringt", sagt Julian Meddas, ebenfalls Mitglied im BSV-Vorstand. Das bedeute zum einen die Entkriminalisierung von Cannabis, zum anderen Steuervorteile und Entlastungen für den Staat.

Die Schülervertretung hat auch eine klare Vision der Schullandschaft von morgen: "Wir wünschen uns eine Integrierte Gesamtschule mit G 9, an der Inklusion möglich ist", sagt Rätz. Das Schubladendenken und das Sortieren müssten endlich aufhören. Die BSV hofft, dass die Parteien und ihre Kandidaten sie bei ihrem Vorhaben unterstützen. "Unsere Positionen werden jetzt von Arbeitsgruppen mit den Programmen der Parteien verglichen", so Krugel.

Ende April soll das Ergebnis dieses Vergleichs dann in den Oberstufen der Bonner Schulen verteilt werden. Zusätzlich will die BSV Anfang Mai eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Parteien organisieren. Die Bonner Schüler sollen sich vor der Wahl informieren und orientieren können: "Wir bieten einen Kompass. Unser Grundsatzpapier soll keine Wahlempfehlung sein", fasst Rätz die Initiative der BSV zusammen.

Die Bezirksschülervertretung Bonn (BSV)

Die Bezirksschülervertretung Bonn ist der Zusammenschluss der Schülervertretungen aller öffentlichen weiterführenden Schulen in der kreisfreien Stadt Bonn. Pro 250 Schüler entsendet die Schule einen gewählten Vertreter in die Bezirksdelegiertenkonferenz, die einmal pro Quartal tagt.

Sie fasst Beschlüsse, vertritt die Schülerschaft gegenüber den Schulen und der Stadt und wählt auf der ersten Sitzung im neuen Schuljahr einen Vorstand. In diesem Jahr nehmen circa 60 bis 65 Schüler an den Bezirksdelegiertenkonferenzen teil. Nicht alle Bonner Schulen sind vertreten, da es nicht überall eine Schülervertretung gibt und nicht alle Schulleitungen diese unterstützen.

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