Parken in Poppelsdorf Schon 200 Autos abgeschleppt

Bonn · Seit Dezember verlangt die Bonner Uni fürs Parken Gebühren. Wer auf einem der rund 2500 Uni-Parkflächen sein Auto ohne Parkticket abstellt, läuft Gefahr, abgeschleppt zu werden.

 Die Beschilderung ist eindeutig: Wer ohne Genehmigung parkt, kann abgeschleppt werden. So wie hier an der Nussallee sind überall auf Uni-Gelände hinweise aufgestellt.

Die Beschilderung ist eindeutig: Wer ohne Genehmigung parkt, kann abgeschleppt werden. So wie hier an der Nussallee sind überall auf Uni-Gelände hinweise aufgestellt.

Foto: Stefan Knopp

Die Warmlaufphase dauerte zwei Monate, danach machte die Bonner Universität auf ihren Grundstücken Ernst in Sachen Parkraumbewirtschaftung. „Wir sind am 1. Oktober in Betrieb gegangen“, erklärt Klaus Hartenfels, bis Ende März Leiter der zuständigen Abteilung für Zentrale Serviceaufgaben. „Wir haben aber erst ab dem 1. Dezember Gebühren erhoben.“

Wer seitdem auf einem der rund 2500 Uni-Parkflächen sein Auto ohne Berechtigung oder Parkticket abstellt, läuft Gefahr, dass es abgeschleppt wird. Bislang passierte das rund 200 Mal. Dass er von der Neuregelung nichts wusste, kann kein Fahrer behaupten. Alleine an der Nussallee stehen rund 45 Hinweisschilder.

Für Angestellt der Universität gibt es Dauertickets für monatlich 18 Euro sowie Tagestickets à 1,20 Euro. Alle anderen Autofahrer müssen ein Ticket ziehen – Mindestparkdauer zwei Stunden für zwei Euro. Das gilt für die Parkplätze an der Nußallee, die eine Besonderheit darstellt: die Fahrbahn ist städtisches Gelände, aber alles ab den Fahrbahnkanten, also auch die Parktaschen, gehört der Uni. Die kassiert auch auf der Carl-Troll-Straße und dem großen Parkplatz hinter der Clemens-August-Straße sowie auf Parkplätzen an den Instituten. „Das ist Privatgelände, wir können unmittelbar abschleppen“, erläutert Hartenfels.

Die Parkflächen werden nach Angaben von Klaus Herkenrath, stellvertretender Uni-Pressesprecher, auch konsequent überprüft. „Wir haben bewegliche Arbeitszeiten bei den Kontrolleuren.“ Das schließe auch Nächte und Wochenenden ein. Die Ticketpflicht rund um die Uhr gelte zunächst für fünf Jahre. Eine Goldgrube für die Uni? Laut Hartenfels hat die Uni für die Schilder, die überall aufgestellt wurden, 70 000 Euro investiert. Da weniger als die Hälfte der etwa 5000 Angestellten mit dem Auto komme und von den 35 000 Studenten laut Uni-Pressesprecher Andreas Archut nur rund zehn Prozent, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis diese Kosten eingespielt sind.

„Das Ziel der Parkraumbewirtschaftung ist nicht, Einnahmen zu erzielen“, stellt Archut klar. Man wolle vielmehr erreichen, dass die Menschen vom Auto auf Bus oder Fahrrad umsteigen oder zu Fuß kommen. „Hintergrund der Parkraumbewirtschaftung ist, dass die Universität ein Mobilitätskonzept aufstellen musste mit Blick auf den weiteren Ausbau des Campus Poppelsdorf.“ Dort werden dieses Jahr drei neue Gebäude bezogen, zudem wird die Mensa Poppelsdorf wiedereröffnet. „Es gibt keine weiteren Baugenehmigungen ohne Mobilitätskonzept, und das ist eine Auflage der Stadtverwaltung.“

Die Stadt erhofft sich laut Presseamt eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs von 20 Prozent, wobei die Parkraumbewirtschaftung nur einen Teil ausmacht: Außerdem sollen 1000 Fahrradabstellanlagen unter anderem auf dem Poppelsdorfer Platz aufgestellt und ein Mietfahrradsystem eingerichtet werden.

„Die Befürchtung der Kommunalpolitik war, dass sich Verkehrsströme nach Poppelsdorf verlagern, die vorher woanders waren“, sagt Archut. Genau das tritt jetzt ein: Die Angestellten parken in anderen Straßen in Poppelsdorf, ebenso die Kunden von Geschäften und Gastronomie an der Clemens-August-Straße. Auch einem seiner Angestellten sei das Auto abgeschleppt worden, sagt Wim Hunck, Inhaber des Schlosscafés. Für die Mitarbeiter sei die Parkraumbewirtschaftung ein Problem. Für sie habe er jetzt aber eine vorläufige Lösung gefunden.

Seine Thekenkundschaft parke kurz in zweiter Reihe. „Die, die sich hinsetzen, parken irgendwo und nehmen Knöllchen in Kauf.“ Die Gefahr des Abschleppens wird da wohl zu einem Umdenken führen. Im Gesindehaus sieht man weniger ein Problem, zumal dort auch viel Poppelsdorfer Kundschaft einkehre. Wer mit dem Auto komme, finde in den umliegenden Straßen immer einen Platz, heißt es dort. Außerdem habe man viele Kunden aus dem Ort. Sorgen um sinkende Kundenzahlen macht man sich bei der Metzgerei Sarter. „Wir haben das richtig gemerkt“, sagt Filialleiterin Regina Werle. Kunden, die keine Parkplätze fänden, würden eben nicht mehr vorbeikommen.

Die Botanischen Gärten haben keinen Grund zur Klage. „Am letzten Sonntag hatten wir mehr als 800 Besucher“, sagt Kustos Wolfram Lobin. Das sei doppelt so viel wie an normalen Sonntagen. Wo immer die Besucher parken, die Gärten bleiben ein Publikumsmagnet. Die Parkplatzsituation in Poppelsdorf ist bekannt, die Bewohner leiden darunter. „Wir werden zwischenzeitlich auch von Anwohnern angerufen und gebeten, etwas dagegen zu unternehmen“, sagt Hartenfels. Das sei aber nicht Sache der Uni. „Jetzt ist die Stadt am Zug und müsste Anwohnerparken einführen.“

Das fände auch Peter Weingarten, Vorsitzender des Ortsbundes Poppelsdorf, reizvoll. „Ich fahre oft mehrmals herum, bis ich einen Parkplatz finde.“ Das schade auch der Geschäftsmeile. „Es wäre schön, wenn es da eine optimierte Lösung gäbe.“ Etwa einen Parkplatz auf der Autobahn-Abdeckung. Die Auswirkungen der Parkplatzregelung in Poppelsdorf sind indes bis ins benachbarte Musikerviertel zu spüren. An einem ganz normalen Vormittag ist zwischen Kaufmann- und Haydnstraße kein einziger freier Parkplatz zu finden. In der Nußallee hingegen sind an diesem Morgen 70 Parkplätze frei. Ähnlich sieht es rund um die Chemischen Institute der Universität an der Gerhard-Domagk-Straße aus. Dort ist die Straße komplett vollgeparkt, auf dem Parkplatz große Leere.

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