Einbruchstatistik der Bonner Polizei Schon 1853 Vorfälle im ersten Halbjahr 2013

BONN/REGION · Einbrecher steigen in ein Mehrfamilienhaus in der Godesberger Dietrichstraße ein. Sie brechen eine Wohnungstür auf und nehmen elektronische Geräte mit. Tatzeit: zwischen 17.15 und 19.15 Uhr. In Königswinter-Oelinghoven hebeln Diebe die Terrassentür im rückwärtigen Teil eines Einfamilienhauses. Sie durchsuchen die Räume an der Pfarrer-Palm-Straße.

Tatzeit: zwischen 7.15 und 18 Uhr. In Niederbachem versuchen Diebe die Terrassentür eines Hauses an der Mehlemer Straße aufzuhebeln. Die Tür im rückwärtigen Bereich des Hauses hält wegen der guten Sicherung stand. Tatzeit: 15 bis 18.30 Uhr. Dies sind nur einige (versuchte) Wohnungseinbrüche von vielen.

Mit Beginn der dunklen Jahreszeit sind auch wieder mehr Einbrecher unterwegs. Sie gelangen unbemerkt in Gärten, auf Terrassen, auf Balkone. Hebeln Türen und Fenster auf. Und nehmen alles mit, was sie finden. Meist dauert das nicht länger als vier, maximal fünf Minuten, weiß Anca Lehmann, die seit Ende April das für Einbrüche zuständige Kriminalkommissariat 34 der Bonner Polizei leitet.

"Mit der Uhrumstellung sind in diesem Jahr die Zahlen nach oben gegangen", erläutert Lehmann. Zwar liegen die Zahlen noch nicht vor. Allerdings lässt sich eine Tendenz ablesen. 2648 Einbrüche verzeichnete die Bonner Behörde, die für Bonn, den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, Bad Honnef und Königswinter zuständig ist, im vergangenen Jahr.

Von Januar bis Juni 2013 waren es bereits 1853. Das liege vor allem an den hohen Fallzahlen zu Beginn des Jahres, sagt Lehmann. Im Sommer habe es eine Beruhigung gegeben, da Drogenabhängige festgenommen wurden, die meist in Innenstadt, Weststadt und Endenich Einbrüche verübt hatten.

Dort sowie in Bad Godesberg und Meckenheim, wo ebenfalls einige Täter dingfest gemacht werden konnten, sei die Lage weiterhin unauffällig. Das sieht im restlichen Gebiet anders aus. "Wenn man von November aus auf das Jahr schaut, haben wir weiterhin ein hohes Niveau", so Lehmann. Dabei ist die Aufklärungsquote weiterhin bescheiden.

Zwar steht die Bonner Behörde mit fast 20 Prozent im Landesvergleich gut da. Fakt aber ist, dass 80 Prozent der Einbrüche nicht aufgeklärt werden. Nun verschärft sich die Situation erneut. Das liegt zum einen an der Dunkelheit, zum anderen an der Witterung, sagt die Ermittlerin. So kommt es auch, dass die meisten Einbrecher nicht in der Nacht zuschlagen.

"Das kann im Sommer so sein. In der dunklen Jahreszeit liegt die Haupttatzeit zwischen 15 und 20 Uhr." Es sei die Zeit, in der die Menschen nach Hause kommen, in der Vordämmerung "das Haus verrammeln und dann noch einmal einkaufen gehen". Oder den Weihnachtsmarkt besuchen, Geschenke besorgen.

"Es ist kein neues Phänomen, aber früher war es mit Weihnachten vorbei. Heute ist das nicht mehr der Fall." Die Einbrecher gehen ähnlich vor. Zunächst vergewissern sie sich, dass wirklich niemand zu Hause ist. "Sie klingeln an der Tür. Wenn jemand öffnet, denken sie sich eine Geschichte aus." Ist das Haus tatsächlich leer, schreiten sie zur Tat.

Und das entweder durch den Garten oder auch über Regenrinnen und Balkone. Denn: "Auch die Wohnung im ersten Obergeschoss ist vor Einbrechern nicht sicher", sagt Lehmann. Der beste Schutz gegen die Diebe ist Helligkeit. Im Winter bedeutet das: Es sollten Lichter brennen, auch wenn niemand zu Hause ist - am besten durch Zeitschaltuhren geregelt.

Auch ein Bewegungsmelder sei hilfreich Und: "Wir sind auf die Bevölkerung angewiesen." Wer etwas zu berichten habe, solle ohne zu Zögern die 110 wählen. Dass die Hinweise Erfolg haben, habe sich bereits in der Vergangenheit gezeigt.

Ein Beispiel: "Eine alte Dame hat sich gemeldet, und hat hinterher einen Täter, der die Lage ausgekundschaftet hat, auf einem Foto erkannt", erzählt Lehmann. Das sei natürlich nicht die Regel. Allerdings zeige sich, "wie wichtig die Zusammenarbeit ist". Dies gelte besonders für die abgelegeneren Orte wie Teile von Königswinter, Swisttal, Bornheim oder Rheinbach.

Das sind momentan laut Lehmann die Bereiche, in denen die meisten Einbrüche verübt werden. Der Grund: Sie liegen entlang der Autobahn, sind also gut erreichbar. "Seit Beginn der dunklen Jahreszeit sind eher überörtliche, reisende Täter unterwegs." In Siegburg übrigens scheint sich die Situation zu entspannen.

1222 Einbrüche gab es dort im vergangenen Jahr, 700 davon im ersten Halbjahr, so das Innenministerium. Zwischen Januar und Juni 2013 waren es 626 Taten. Zwar bleibt abzuwarten, wie es Ende des Jahres aussieht. Aber die Kreispolizeibehörde geht zurzeit davon aus, dass es insgesamt rund zehn Prozent weniger Einbrüche geben wird als im Vorjahr.

Häufigkeitszahl

Vergleicht man die Zahlen aus Bonn und der Region mit denen anderer Städten, liegen beide in Sachen Einbrüchen ziemlich weit oben. "Wir haben mit insgesamt 476 in 2012 eine hohe Häufigkeitszahl, das bereitet Sorge", sagt Anca Lehmann. Die Häufigkeitszahl sagt aus, wie viele Taten (Einbrüche) es pro 100.000 Einwohner gibt. In Bonn lag sie 2012 bei 485, im Rhein-Sieg-Kreis bei 463.

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