Glosse: Notizen aus B. Schmerzhafte Lücke

Meinung · Um ein Haar hätte die Hardthöhe den Status als erster Dienstsitz des Verteidigungsministeriums an den Berliner Bendlerblock verloren. Der Grund dafür, dass es überhaupt soweit kam, liegt nicht im leeren Ministerbüro, sondern woanders, stellt Rüdiger Franz dar.

 Als erster Dienstsitz in dieser Woche gerichtlich bestätigt: Das Bundesverteidigungsministerium auf der Hardthöhe.

Als erster Dienstsitz in dieser Woche gerichtlich bestätigt: Das Bundesverteidigungsministerium auf der Hardthöhe.

Foto: picture alliance/dpa

Das war ja nur eine Frage der Zeit, bis die Hardthöhe den ersten Dienstsitz des Verteidigungsministeriums bis zum letzten Mann verteidigen muss. Als Missverständnis entpuppte sich zwar die Nachricht, dass AKK die militärische Führungszentrale im vorauseilenden Gehorsam gegenüber Schwarz-Grün in „Regenbogenhaus“ umbenannt habe. Denn so heißt doch nur der neue Kindergarten neben der Nordwache.

Günstig erscheint uns allerdings die Gelegenheit, exklusiv die wahren Hintergründe für den drohenden Verlust des Status als Erster Dienstsitz aufzudecken, der am Dienstag vor dem Verwaltungsgericht gerade noch abgewehrt werden konnte. Wenn es doch nur die ständige Abwesenheit von Ministerin, Staatssekretären und Abteilungsleitern wäre! In Wirklichkeit ist es gravierender: Seit Monaten gibt es auf dem Hardtberg nicht mal mehr eine Truppenfrisörstube, auf deren Dienste sich für ein Paar Münzen gern und bei Bedarf auch täglich zurückgreifen ließ. Unvergessen bleibt uns die Logik des Oberstabsfeldwebels Mueller (Schreibweise aus Gründen der Diskretion geändert), der stets selbstbestätigend feststellte: Meine Haare wachsen im Dienst, also werden sie im Dienst geschnitten!

Ein militärischer Sicherheitsbereich wie das Verteidigungsressort ohne Frisör – das ist quasi so etwas wie der "Emo" unter den Ministerien. Umso verstörender, dass ausgerechnet eine andere Bonner Behörde kein Verständnis für den raschen Flattop nach der Nato-Pause zeigte. „Die Haarpflege ist kein überraschendes Ereignis, sondern kann für die dienstfreie Zeit geplant werden“ – stellte der Bundesrechnungshof apodiktisch fest.

Beruhigend ist zumindest, dass wir hier noch vernünftige Behörden haben, über die man ausschließlich Lob versprühen kann. Die Stadtverwaltung zum Beispiel – und das nicht nur, weil dort der Chef die Haare schön hat. Praktischerweise nämlich hat man in Bonn erreicht, dass in einem Jahr zwei lustige Großveranstaltungen an einem Tag stattfinden. Jetzt müssen sich nur noch die Bonner entscheiden, ob sie am 13.September zunächst zur Kommunalwahl gehen oder doch lieber erst einmal im Bayernzelt auf Pützchen vorbeischauen. Für welche Partei abends „Kasalla“ aufspielt, wird man sehen. So. Jetzt steigt aber erst einmal das Physik-Festival, bei dessen Motto auch entweder die Stadtkämmerei oder die Jungs von der Beethovenhalle ihre Finger im Spiel gehabt haben müssen: „Zeig Dich! Das Unsichtbare sichtbar machen“.

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