Kölner Stadtarchiv Schätze fanden Asyl in der Friedrich-Ebert-Stiftung

BONN · In der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) herrschte Donnerstagnachmittag Aufbruchstimmung. Vor dem Archiv, das sich im Keller der Stiftung befindet, türmten sich vor dem Raum III 018 auf zwei Paletten die letzten Kartons mit katalogisierten Archivgütern, die aus den Trümmern des am 3. März 2009 eingestürzten Historischen Archives der Stadt Köln geborgen werden konnten.

 Bei Sichtung der geretteten Güter fanden sich oft Fotoschnipsel (Bild links).

Bei Sichtung der geretteten Güter fanden sich oft Fotoschnipsel (Bild links).

Foto: Horst Müller

Nach dem Einsturz wurden die geretteten Archivgüter auf insgesamt 20 Asylarchive in ganz Deutschland verteilt - unter anderem fanden diese auch in den Magazinräumen des Archivs der Sozialen Demokratie (AdsD) der FES eine zeitlich begrenzte Bleibe.

Dort sichteten zwei bis drei Mitarbeiter des Kölner Archives in den vergangenen Jahren die geretteten Materialien, ermittelten, um was für ein Archivgut es sich handelt, beschrieben die Stücke mit Hilfe einer speziellen Software und vergaben jedem Gut einen Barcode. Dann kam alles - gut geschützt in Mappen - wieder in die jeweiligen Kisten.

"Jede Kiste war wie ein Überraschungs-Ei. Wir wussten nicht, was drin ist, und auch nicht, wie der Zustand der Archivgüter war. Dieser war immer verschieden. Manchmal fiel aus dem Gut nur ein bisschen Staub heraus, manchmal waren es aber auch nur noch Fetzen, die übrigblieben", sagte Lisa Arnold von der Projektleitung der Asylarchive. In den Kisten fanden die Mitarbeiter vor allem Medien wie Filme, Videos, Fotos und Tonaufnahmen.

"Wir haben 838 laufende Meter hier in der Friedrich-Ebert-Stiftung untergebracht, durch die Verpackung ist die Länge auf 1,2 Kilometer angewachsen", sagte Bettina Schmidt-Czaia, Direktorin des Historischen Archives der Stadt Köln.

Von den 20 Asylarchive sind mittlerweile sieben wieder geräumt. Das gilt auch für das in der FES. Ein weiteres Asylarchiv bildet das Bonner Stadtarchiv. Die katalogisierten Güter kommen nun in das Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum nach Köln-Porz-Lind. "Die Erfassung der Archivgüter wird noch zwischen 30 und 35 Jahren in Anspruch nehmen", wie Schmidt-Czaia erklärte. "Wir werden mal das besterfassteste Archiv Deutschlands sein. Aber für welch einen hohen Preis."

"Wir haben am 3.März 2009 die Ereignisse in Köln mit Bestürzung im Internet verfolgt. Wir waren froh, direkt helfen zu können. Wir hatten gerade 1,2 Regalkilometer leerstehen. Solidarität unter Archiven ist wichtig", sagt Anja Kruke, Leiterin des AdsD. Die Mitarbeiter des Kölner Archives fanden in der FES hervorragende Bedingungen vor, für die sich Bettina Schmidt-Czaia bedankte.

"Wir haben Obdach erhalten in größter Not. Es war alles bestens - auch die Kantine wurde sehr geschätzt", sagte sie und lachte. Doch bei bloßen Worten sollte es nicht bleiben: Als Dank überreichte sie ihrer Bonner Kollegin nicht nur einen Blumenstrauß, sondern auch einen großen Marzipankuchen mit einer bedruckten Oblate mit dem Schriftzug "Historisches Archiv Köln sagt Danke!".

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