Kommentar zum Umzug der Haribo-Aktion Schade, aber vernünftig

Meinung · Der Umzug der Haribo-Kastanienaktion in die Grafschaft wird viele Bonner schmerzlich treffen. Die Entscheidung des Unternehmens ist dennoch vernünftig, kommentiert GA-Redakteur Rüdiger Franz.

Keine Frage, dieser Abschied wird vielen Menschen in der Region schwerfallen. Die Kastanienaktion bei Haribo im Herbst gehört für das „Kind im Bonner“ zur Heimatstadt wie das Tuckern der Rheinschiffe, die Glocken des Münsters oder der vielstimmige Chor der Marktschreier zu Füßen des Alten Rathauses. Somit dürfte die Entscheidung des weltberühmten Süßwarenherstellers all jenen einen zusätzlichen Stich ins bönnsche Herz versetzen, die seit dem spektakulären Neubau jenseits der Stadt- und Landesgrenze am vermeintlichen Liebesentzug des identitätsstiftenden Platzhirschs zu knabbern haben.

Bei aller Wehmut könnte es sich allerdings lohnen, die unternehmerische Entscheidung mit der gebotenen Vernunft zu bewerten. Denn wer an den herbstlichen Kastanientausch denkt, der sollte ehrlicherweise das heillose Verkehrschaos auf den Zufahrtsstraßen, Wartezeiten von bis zu acht Stunden, womöglich im Regen, und quengelnde Kinder auf einer tristen Industriebrache nicht gänzlich vergessen.

Inwieweit sich der Umzug auf die Wartezeit auswirkt, wird sich zeigen. Definitiv entspannen werden sich Anfahrt und Parken, weil sich die Zahl der Stellplätze von nahezu null auf 600 erhöht. Wer bislang mit dem Auto und noch dazu von außerhalb anreiste, dem dürfte der neue Standort eher gelegen kommen.

Anders werden es Lokalpatrioten sehen, für die die jüngste Nachricht ein weiteres Kapitel eines Wegzugs auf Raten ist. Längst ist der Scherz von der Umbenennung des Unternehmens in „Harigra“ in der Welt. Dabei wird oft vergessen: Die verkaufte Fläche in Bad Godesberg diente zuletzt einzig der Kastanienaktion und wird durch die geplante Bebauung nun reanimiert – wobei der Haribo-Werksverkauf bestehen bleibt. Und: Produktionsstandort, so versichert das Unternehmen, bleibt Kessenich. Die jüngsten Investitionen in die dortigen Anlagen sind ein erfreuliches Bekenntnis. Und dies ist die wichtigste Nachricht für Bonn und alle Fans der „Goldbärenstadt“.

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