Aufwendige Sanierung in Bonn Das passiert unter der verhüllten Kirche St. Marien

Bonn · Der Turm der Marienkirche in der Bonner Nordstadt ist vollständig eingerüstet und wird in den kommenden Monaten für eine Million Euro saniert. Für viel Arbeit sorgen die acht Maßwerke.

 Baubeauftragter Christoph Risse erklärt an der Kirchturmspitze von St. Marien, was die Arbeiter sanieren.

Baubeauftragter Christoph Risse erklärt an der Kirchturmspitze von St. Marien, was die Arbeiter sanieren.

Foto: Benjamin Westhoff

Weithin auffallend in der Bonner Nordstadt ist derzeit die Marienkirche, denn ihr Kirchturm ist bis in die Spitze, bis zum Wetterhahn in 77 Meter Höhe, eingerüstet. Doch nicht Verhüllungskünstler Christo war hier am Werk, sondern ganz profan ein Bauarbeiter – vielleicht von Christo inspiriert. Es fällt auf, dass der obere Teil in den vergangenen Wochen noch mit einer stabilen Kunststoffplane versehen wurde. „Das bringt sowohl Sicherheit für die Bauarbeiter, die auf dem Gerüst tätig werden müssen, als auch für Menschen und Sachen unten auf dem Boden, falls einem Arbeiter doch mal ein Hammer aus der Hand fallen sollte“, so Christoph Risse, Baubeauftragter im Kirchenvorstand der Pfarrei St. Petrus, zu der die unter Denkmalschutz stehende Marienkirche gehört.

Im September begannen die Gerüstbauer, den Kirchturm einzuhüllen. Die Arbeiten dienen der Sanierung der sogenannten Maßwerke. Mit Maßwerk bezeichnet man in der Architektur die filigrane Arbeit von Steinmetzen in Form von flächigen Gestaltungen von Fenstern, Balustraden und geöffneten Wänden. Das erste von acht Maßwerken – der Turm ist achteckig – wurde aus dem Kirchturm ausgebaut und liegt auf dem Vorplatz der Kirche.

„Die Problematik ist, dass es eine Reihe von Materialrissen im verbauten Tuffstein gibt“, erläutert Risse. Der Absturz eines Steins im März sei nicht die Ursache für die Restaurierungsarbeiten gewesen. Das habe lediglich die Arbeiten beschleunigt, denn man habe die Sanierung sowieso vorgehabt. „Bereits seit zwei Jahren hatten wir schon eine Notsicherung“. Die Maßwerke werden am Boden auf Materialschäden geprüft, notwendiger Ersatz wird aus Weiberner-Tuff, Vulkangestein aus der Eifel, eingebaut. Risse: „Alles geschieht in enger Abstimmung mit der Unteren und Oberen Denkmalbehörde.“

Turmspitze kann bleiben

Des Weiteren müssen der Glockenturm statisch ertüchtigt und acht hölzerne Schallläden vor den Glocken saniert werden. Vom Erzbistum aus Köln sei zusätzlich die Bitte gekommen, wenn schon eingerüstet werde, dann bis ganz oben, um auch diesen Teil des Turms prüfen zu können und nicht unter Umständen in kurzer Zeit nochmals tätig werden zu müssen. Baufachleute haben inzwischen festgestellt, dass „ein paar Kleinigkeiten“ am Schiefer, mit dem der Turmhelm eingedeckt ist, sowie Schreinerarbeiten im oberen Turmbereich notwendig sind. Nur die Turmspitze mit dem Kreuz muss nicht, wie im Herbst angekündigt, abgenommen werden.

Diese Sanierungsarbeiten können oben ausgeführt werden. „Insgesamt reden wir über einen Betrag von 1,07 Millionen Euro“, sagt Risse. In die „Beethovenhalle-Falle“ laufe man nicht, da jetzt schon absehbar sei, dass einige Maßnahmen wegfallen und andere, die hinzukommen, den Preis nur unwesentlich verändern werden. „Außerdem buddeln wir nicht in die Erde“, ergänzt Risse.

Der Zeitplan sehe vor, dass die Arbeiten bis zum Frühsommer 2020 beendet sein sollen. Doch damit ist die Sanierung der Marienkirche noch lange nicht abgeschlossen. In einigen Jahren soll dann eine komplette Sanierung des gesamten Kirchenschiffs, das mit Schiefer eingedeckt ist, folgen. Dazu wird kurzfristig schon mal das Gebälk teilweise repariert.

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