Millionenauftrag Sanierung des Poppelsdorfer Schlosses geht weiter

Bonn · Nach einer neuen Ausschreibung legen Dachdecker an einem Turm des Poppelsdorfer Schlosses schon Schieferplatten. Nicht nur die Dächer der Türme sind marode.

 Das Poppelsdorfer Schloss wird saniert.

Das Poppelsdorfer Schloss wird saniert.

Foto: Benjamin Westhoff

Am Poppelsdorfer Schloss geht es mit der Sanierung endlich weiter. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) hat die Arbeit an den ersten beiden Turmspitzen wieder aufnehmen lassen, nachdem das Klageverfahren eines nicht berücksichtigten Dachdeckerbetriebs das Millionenprojekt seit Ende 2017 hatte ruhen lassen.

Das Unternehmen hatte zunächst erfolglos bei der Vergabekammer Rheinland die Rechtmäßigkeit der Ausschreibung prüfen lassen und war anschließend vor den Vergabesenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichtes gezogen. Und der hatte bei der Ausschreibung "schwerwiegende Mängel" festgestellt. Der abgelehnte Dachdeckerbetrieb sei nicht ausreichend auf seine Eignung geprüft worden, begründete der Senat seine Entscheidung.

Die Folge: Die zuständige Kölner Niederlassung des BLB musste Ende des vergangenen Jahres neu ausschreiben. Nun ist die Baustelle seit Februar wieder in Betrieb. "Wir sind froh, dass es nun endlich weitergeht", sagte Werner Ockenfels vom BLB, dem das Baumanagement der Bonner Unibauten obliegt. Zwei östlich gelegene Türme des Schlosses sind eingerüstet und eingehaust. Mit Aufzügen fahren die Dachdecker, das vorerst wichtigste Gewerk auf der Baustelle, fleißig hoch in die Turmspitzen und tragen die Dachschiefern ab. An einigen Stellen liegen schon die neuen Schieferplatten.

Vor vier Jahren war bei einer Begutachtung aufgefallen, dass nicht nur die Dächer der Türme marode sind. Auch die hölzernen Dachstühle und die Verschalungen haben durch undichte Stellen und eindringendes Regenwasser so stark gelitten, dass sie denkmalschutzgerecht saniert werden müssen, erzählt Ockenfels. Seit dieser Entdeckung sind die Dächer mit Folien überspannt. Sonst wäre die Gefahr zu groß, dass sich Teile lösen und hinabfallen.

Die Baustelle ist im Inneren umzäunt und, außer für die Arbeiter, aus Sicherheitsgründen nicht betretbar. In der Mitte des Innenhofs, wo Heribert Beißel mit der Klassischen Philharmonie so manches Sommerkonzert unter freiem Himmel spielte, stehen Baucontainer. Ein Gabelstapler liefert Werkstoffe, die in luftiger Höhe verbaut werden.

Der BLB kann noch nicht sagen, wie teuer die gesamte Sanierung wird, auch wegen noch laufender Vergabeverfahren. "Wir sprechen aber von einer Millionensumme", sagt BLB-Sprecher Frank Buch. Auf die Frage, ob die zuerst beschäftigten Betriebe Schadenersatzansprüche erhoben haben, antwortete Buch: "Aufgrund des Urteils des OLG Düsseldorf wurde ein neues Vergabeverfahren eingeleitet. Vor diesem Hintergrund können keine derartigen Schadensersatzansprüche gegen den BLB NRW geltend gemacht werden." Dass noch keine genaue Summe im Raum steht, begründet Ockenfels ebenfalls damit, dass der BLB zunächst die Erfahrungen aus der Sanierung der ersten beiden Türme abwarten will.

Der Zustand der Bausubstanz soll Aufschluss geben, was die auf rund zweieinhalb Jahre angelegte Erneuerung des Poppeldorfer Schlosses an Unwägbarkeiten und Überraschungen so alles mit sich bringen könnte. "Im Herbst können wir zu den Kosten hoffentlich mehr sagen."

Die Dachdecker sind zwar ein entscheidendes, aber bei weitem nicht das einzige Gewerk. Stuckateure werden sich im Anschluss den Putz und den Stuck an den Wänden vornehmen müssen, der in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls gelitten hat.

Das Barockschloss stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Kurfürsten Joseph Clemens und sein Nachfolger Clemens August ließen es bis 1740 errichten, die Erweiterung erfolgte nach Plänen des bekannten Barock-Meisters Balthasar Neumann, der auch die Heilige Stiege auf dem Kreuzberg schuf. Der frühere Haupteingang des Schlosses zur Meckenheimer Allee zeigte Richtung Schloss Augustusburg nach Brühl, vom heutigen Eingang aus schaut man über die Poppelsdorfer Allee auf das Kurfürstliche Schloss, in dem heute die Universität ihren Hauptsitz hat.

Die Gebäudesubstanz allerdings musste zu großen Teilen nach erheblichen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren wiederhergestellt werden. Ockenfels ist voller Anerkennung für die Findigkeit, mit der das Prachtstück damals zusammengeflickt wurde. "Aber natürlich hat man das Baumaterial genutzt, das man kriegen konnte." Der durch die Fliegerbomben entstandene Bauschutt füllte manche Lücke.

Der BLB plant, die bestehenden Einhausungen der Türme reihum gegen den Uhrzeigersinn zu verschieben, bis alle Türme repariert und wieder hübsch anzusehen sind. Mindestens fünf Jahrzehnte müsste das halten, sagt Ockenfels. Er spricht von großem Verständnis der Uni-Mitarbeiter, die im Schloss beherbergt sind. Dort liegen beispielsweise das Mineralogische Museum, das Steinmann-Institut für Geologie, Mineralogie und Paläontologie, das Institut für Zoologie und das Institut für Molekulare Physiologie und Entwicklungsbiologie.

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