Premiere des Totentanz-Cafés Salome Saremi-Strogusch erzählt vom Sterben ihres Bruders

BONN · Ungerechter kann das Leben nicht sein. Fabian Salar verteidigte in einer Diskothek im hessischen Bensheim ein junges Pärchen gegen vier gewalttätige Männer. Doch für seinen Mut und seine Zivilcourage musste er wenig später bitter bezahlen.

 Paul Spitzeck (2. von links) sowie (von rechts) Verena Günnel und Marley Thelen im Gespräch mit Salome Saremi-Strogusch (Mitte).

Paul Spitzeck (2. von links) sowie (von rechts) Verena Günnel und Marley Thelen im Gespräch mit Salome Saremi-Strogusch (Mitte).

Foto: Sascha Stienen

Die Männer lauerten ihm vor der Disco auf und schlugen ihn zusammen. Schwer verletzt und stark blutend blieb Fabian liegen. Während sein Freund Hilfe holte, wurde der 29-Jährige von einem Taxi überrollt. Wenige Wochen später starb er in der Mannheimer Uniklinik.

Salome Saremi-Strogusch erzählte die traurige Geschichte aus dem September 2008 im "Totentanz-Café", das erstmalig im Café des Bonner Kunstmuseums öffnete. Die Gründerin des Vereins "Fabian Salars Erben" für mehr Toleranz und Zivilcourage war eigens aus Frankfurt angereist, um bei der Premiere des Totentanz-Cafés vom schlimmen Schicksal ihres Bruders zu berichten.

Befragt wurde die 37-jährige Flugbegleiterin am Freitagabend von den drei Ohrenkuss-Autoren Verena Günnel, Marley Thelen und Paul Spitzeck. Denn das Totentanz-Café ist ein Projekt, das Anne Leichtfuß und Katja de Bragança gegründet haben. Die beiden Frauen interessieren sich nicht nur brennend für den Umgang mit Tod und dem Sterben in unserer Gesellschaft, sondern sind auch leitende Redakteurinnen von "Ohrenkuss... da rein, da raus", dem Bonner Magazin von Journalisten mit Down-Syndrom.

Die Idee des inklusiven Projekts, das von der Aktion Mensch gefördert wird: Menschen kommen an wechselnden Orten zusammen und sprechen miteinander über den Tod. Dabei sollen sich die Teilnehmer stets gut fühlen und trotz des schwierigen Themas auch fröhliche und bereichernde Momente erleben. Viele schöne Gespräche entstanden im Café des Kunstmuseums, der ersten Station der Reise des Totentanz-Cafés.

Künftig soll das Projekt quer durch die Republik reisen, als nächstes macht es am 13. Juli in Köln Station. "Das Totentanz Café ist inklusiv, weil es alle ansprechen soll und alle anspricht - mit oder ohne Handicap", sagt Initiatorin Katja de Bragança. "Jeder Mensch wird irgendwann sterben - egal, ob Frau oder Mann, ob farbig oder weiß, ob Fußgänger oder im Rollstuhl sitzend, ob sehen oder gehörlos oder ob 'normal', ob jung oder alt."

Beim ersten Treffen waren es gut 50 Menschen, die nach dem Interview mit Salome Saremi-Strogusch noch gut zwei Stunden angeregt über die letzten Dinge im Leben diskutierten. Heraus aus der Tabuzone will das Projekt den Tod befördern. Im Totentanz-Café ist er bereits jetzt ein fester Bestandteils des Lebens.

Weitere Informationen auf www.totentanzcafe.de

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