Gewalt bei Pro-NRW-Demo Salafist fügte Polizisten laut Anklage tiefe Schnitte zu

BONN · Die Bonner Staatsanwaltschaft wirft einem 25-Jährigen gefährliche Körperverletzung und Landfriedensbruch vor. Der Salafist, der während der Pro-NRW-Demo am 5. Mai in Bad Godesberg drei Polizeibeamte mit dem Messer attackiert und schwer verletzt hat, muss sich demnächst vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Am Dienstag teilte die Bonner Staatsanwaltschaft mit, dass sie nun offiziell Anklage erhoben hat. Der 25-Jährigen wurde allerdings nicht wegen des im Haftbefehl stehenden Verdachts des versuchten Mordes angeklagt, sondern wegen gefährlicher Körperverletzung, und darüber hinaus wegen schweren Landfriedensbruchs und Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.

Dazu erklärt die Behörde: Der Verdacht des versuchten Mordes habe sich nicht bestätigt durch die Ermittlungen, in denen der 25-Jährige jede Tötungsabsicht bestritten habe. Außerdem seien die Opfer einem rechtsmedizinischen Gutachten zufolge nicht lebensgefährlich verletzt worden. Der 25 Jahre alte gebürtige Türken befinde sich nach wie vor in Untersuchungshaft.

Die Anklagebehörde, so deren Sprecherin Vanessa Weber, wirft dem Mann vor, als Teilnehmer einer Gegendemonstration zur Pro-NRW-Wahlkampfkundgebung vor der König-Fahad-Akademie in Lannesdorf Polizisten zunächst mit Steinen beworfen zu haben. Dann soll er ein Messer mit einer zehn Zentimeter langen Wellenschliffklinge gezogen, die polizeiliche Absperrkette durchbrochen haben und auf einen Beamten zugerannt sein.

Dabei hielt er das Messer mit der Klinge nach unten in der rechten Faust und stach laut Anklage aus einer gebückten Haltung zu. Und zwar, so Weber, "gezielt in Richtung des nicht durch die Sicherheitsausrüstung des Beamten geschützten Oberschenkelbereichs, ohne jedoch zu treffen".

[kein Linktext vorhanden]Unmittelbar danach griff er laut Anklage einen Beamten des Beweissicherungstrupps an und versetzte ihm in gleicher Weise mit voller Wucht einen Stich und Schnitt in die Außenseite des Oberschenkels. Der Polizist erlitt eine 16 Zentimeter lange und vier Zentimeter lange schwere Verletzung. Er ist immer noch nicht wieder dienstfähig.

Anschließend soll der Angeklagte weiter gewütet haben, indem er zunächst wieder mit Steinen nach den Polizisten warf und dann noch eine Beamtin mit dem Messer attackierte. Obwohl die 30-Jährige Pfefferspray gegen ihn einsetzte, schaffte der Angreifer es, auch sie zwei Mal zu treffen. Sie erlitt tiefe Schnittwunden an den Innenseiten beider Oberschenkel. Die Beamtin ist nach Auskunft der Bonner Polizeibehörde wieder im Einsatz.

Nach den gezielten gewalttätigen Attacken gegen Polizeibeamte war damals Kritik an der Einsatzleitung laut geworden. Unmittelbar nach den Vorfällen hatte Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa lückenlose Aufklärung durch eine gründliche Analyse und Nachbereitung des Einsatzes zugesagt. Wie die Bonner Polizeibehörde auf GA-Anfrage erklärte, ist diese Nachbereitung noch nicht abgeschlossen.

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