Integrierte Stadtteilbibliothek Sahnehäubchen für Auerberg

Bonn · Wie heißt der Hund von Effie Briest? Welches Buch endet mit den Worten „Alles war gut“? Ist Georg Büchners Woyczek Soldat oder Landmann? Anspruchsvolle Fragen hatten die Kinder zu beantworten, die gestern in die neue Integrierte Stadtteilbibliothek Auerberg kamen und an der Rallye teilnahmen, bei der sie die Einrichtung kennenlernen sollten. Auch Erwachsene hatten an den Antworten zu knabbern.

 Der Büchereibetrieb startet: OB Ashok Sridharan, die kommissarische Bibliotheksleiterin Helga Albrecht und Christian Storm vom Verein Haus am Müllestumpe mit dem Schild mit den Öffnungszeiten.

Der Büchereibetrieb startet: OB Ashok Sridharan, die kommissarische Bibliotheksleiterin Helga Albrecht und Christian Storm vom Verein Haus am Müllestumpe mit dem Schild mit den Öffnungszeiten.

Foto: Stefan Knopp

Als die Rallye startete, war die offizielle Eröffnung schon gelaufen. Oberbürgermeister Ashok Sridharan stellte heraus, es sei in der Region das erste Mal, „dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam mit Ehrenamtlichen selbstständig eine Stadtteilbibliothek betreiben“. Er hätte sich gewünscht, dass die Stadtverwaltung damals erst das Gespräch mit den Bürgern gesucht hätte, statt Schließungspläne durchzuboxen.

Die kommissarische Leiterin Helga Albrecht erläuterte, die Einrichtung an der Warschauer Straße 66 sei auf Barrierefreiheit ausgerichtet. Für rund 60 000 Euro habe man höhenverstellbare Tische und besonders niedrige Regale angeschafft. Den Stadtteilbibliotheken stünden dieses Jahr je 10 000 Euro für den Kauf von Medien zur Verfügung, die je zu 50 Prozent von Hauptamtlichen in der Zentralbibliothek und von den Ehrenamtlichen vor Ort ausgewählt würden.

Sridharan und Albrecht lobten das Engagement des Ehepaars Storm von der mlg wohnen gGmbH – Verein Haus am Müllestumpe. Neben den drei Säulen, auf denen die Vereinsarbeit ruhe (Restaurantbetrieb, Wohngruppen für Menschen mit Behinderungen, Angebote wie Repair Café und Yoga) wolle man jetzt keine vierte aufmachen, sagte Geschäftsführer Christian Storm. „Lasst es uns das Sahnehäubchen nennen.“

Den Prozess hatte auch Karl Wilhelm Starcke lange begleitet –-nun werde er Nutzer sein, sagte er. „Es ist schön, dass wir jetzt vor Ort etwas haben.“ Bei all dem Aufwand im Vorfeld und allen Unkenrufen zum Trotz sei das integrative Projekt jetzt „zum Funktionieren verurteilt“. Dazu tragen auch Anthonia Metsch van Nes und Joanna Boehlke bei. Erstere ist Bibliothekarin des Collegium Josephinum und arbeitet ehrenamtlich an einem Nachmittag in der Woche.

Letztere wohnt im Haus am Müllestumpe und arbeitet im Restaurant, abends putzt sie in der Stadtteilbibliothek, ein Zeitvertreib gegen die Langeweile, sagte sie. Sie helfe aber auch bei der Ausleihe. Die Arbeit mit den Menschen mit Behinderung funktioniere sehr gut, sagte Metsch van Nes. „Es gibt so viele Möglichkeiten, miteinander zu arbeiten. Man muss aufeinander zu gehen und jeder nach seinen Fähigkeiten helfen.“

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