Frühstück mit... Ilona Schmiel Rührei mit Chili weckt ihre Lebensgeister

Bonn · Als Ilona Schmiel gegen 8 Uhr das Restaurant des Königshofs betritt, wird sie begrüßt wie eine alte Bekannte. Und in der Tat, zumindest zu Zeiten des Beethovenfests ist sie dort fast jeden Morgen anzutreffen.

Ilona Schmiel: Der Königshof ist unser bevorzugtes Künstlerhotel. Und an den Kellner gewandt: Bitte Rührei mit Chili, Latte Macchiato und einen großen, frisch gepressten Orangensaft.

Die 45-jährige richtet sich häuslich ein, platziert erst ihr Handy, später den Lippenstift auf dem Tisch, spricht über ihre Leidenschaft für Hüte und Handschuhe.

Schmiel: Was mich wach macht und nach vorne bringt ist Rührei mit Chili. Gerade nach einem langen Abend weckt das die Lebensgeister und tut dem Körper gut. Sozusagen Naturdoping.

Kellner(zerknirscht): Tut mir leid, aber wir haben noch keine frischen Chili im Haus, der Lieferant war noch nicht da.

Was ihm die 45-Jährige nachsieht. Außerdem erweckt die Intendantin, die Bonn im Sommer 2014 Richtung Zürich verlassen wird, ohnehin nicht den Anschein, als ob sie irgendein Aufputschmittel benötigt. Beredt und charmant, wirkt sie in jedem Wortsinn ausgeschlafen.

Schmiel (lacht): Ich bin überhaupt kein Morgenmensch. In unserer Branche ein Nachteil. Dafür kann ich an jedem Ort der Welt schlafen. Im Flugzeug, im Auto... Gerade auch im Festival bin ich aber ständig übermüdet, denn mit den Künstlern gehen wir nach dem Konzert noch zu einem späten Essen aus. Manche brauchen etwas Leichtes, andere Herzhaftes. Sie tanken damit Kraft nach der Anstrengung des Konzerts. Das ist oft höchste körperliche Anstrengung, denken Sie nur an den Percussionisten Martin Grubinger.

Frühstück gibt's bei Ilona Schmiel, wenn die Zeit reicht. Dann gerne Ei mit würzigen Zutaten wie Chili, Paprika, Zwiebeln oder Koriander. Ist die Zeit knapp, trinkt sie einen "guten Saft". Als Chefin der Züricher Tonhalle wohl mit Seeblick, nicht mehr vor Rheinkulisse.

Schmiel: Für mich persönlich ist Zürich internationaler als Bonn. Bonn dagegen hat den Charme der Provinz im positiven Sinne. Ich sehe es als weitere spannende Herausforderung, nach zehn Jahren Bonn nun in die Schweiz zu gehen. Dort ist die Historie und somit die Aufgabe wieder eine ganz andere.

Überhaupt kann Schmiel ihrer Bonner Zeit viel Positives abgewinnen, viele Dinge funktionierten unkompliziert und auf kurzem Weg, die Begeisterungsfähigkeit der Menschen sei groß. Aber vielleicht sei eben auch die Bereitschaft da, sich an einem früheren Punkt zufrieden zu geben, glaubt die Kämpferin für ein neues Festspielhaus. Sich selbst hält sie, wie jeden anderen Menschen, für ersetzbar. Aber keineswegs die Kultur oder den Sport, gerade weil zwischen beiden in Bonn ein unseliger Verteilungskampf thematisiert wird.

Schmiel: Kultur und Sport sind Dinge, die man beide zum Leben braucht wie ein Frühstück. Das gegeneinander auszuspielen, da mache ich nicht mit.

Und die Ursache für den Verteilungskampf, der nach ihrer Ansicht keiner sein dürfte, die hat die Intendantin, die obwohl ganz Frau, schon in vielen Diskussionen ihren Mann gestanden hat, auch ausgemacht.

Schmiel: Die Diskussion nutzt eine Führungsschwäche aus. Es gibt in dieser Stadt zurzeit keine klare Richtung, in die es geht. Die Folge sind Unmut und schlechte Stimmung, die Achtung vor der Leistung anderer ist nicht mehr garantiert. Die Frage ist doch nicht, wie hoch ich etwas subventioniere, sondern mit welcher Selbstverständlichkeit ich es für nötig halte.

Namen nennt Ilona Schmiel nicht. Muss sie auch nicht. Und die Laune lässt sie sich sowieso nicht verderben. Darf die Intendantin auch nicht, schließlich beschreibt sie ihren Job als den "einer professionellen Verführungskünstlerin". Und als solche muss es ihr in wenigen Minuten wieder gelingen, einen Sponsor zu umgarnen. Wetten, dass es ihr gelingt?

Frühstück mit...

Für manche ist es die wichtigste Mahlzeit des Tages, für andere nicht mehr als ein hastig heruntergekippter Kaffee. Frei nach dem Motto des Philosophen Ludwig Feuerbach "Der Mensch ist, was er isst", lernen GA-Mitarbeiter Menschen aus der Region beim Frühstück kennen. Die Spielregel: Der Gast bestimmt, wo was auf den Teller und in die Tasse kommt.

Sylvia Binner traf die Intendantin des Beethovenfestes im Königshof.

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