Bonner Bundesbüdchen Rückkehr des historischen Kiosks ist ungewiss

Bonn · Die Spendensammlung für die Wiederaufstellung des Bundesbüdchens läuft noch bis Oktober. Ob bis dahin genügend Geld zusammenkommt und der historische Kiosk ins ehemalige Regierungsviertel zurückkehrt, ist ungewiss.

Auf der Internetseite des Fördervereins für das „Bundesbüdchen“ läuft eine Uhr, die die verbleidende Zeit bis zum 31. Oktober im Sekundentakt herunterzählt. Bis dahin soll Klarheit darüber herrschen, ob der geschichtsträchtige Pressekiosk an der ehemaligen Goerrestraße – heute Platz der Vereinten Nationen – wieder Einzug in den Alltag des Bonner Regierungsviertels halten wird.

Ein positives Ergebnis wäre für den früheren Betreiber Jürgen Rausch das Ende einer inzwischen zehnjährigen Hängepartie: Nachdem das Büdchen, an dem sich Parlamentarier früher mit Zeitungen, Tabak und Imbissen versorgten, 2006 im Zusammenhang mit dem WCCB-Bau abgebaut worden war, verhinderten immer neue Pannen die ursprünglich vorgesehene Wiederaufstellung binnen zwei Jahren. Bei Rausch liegen die Nerven blank: „Ich wünsche mir, dass dieser Eiertanz endlich aufhört und Normalität einkehrt.“

Die Probleme begannen 2009 mit der Insolvenz des WCCB-Bauherren. Sie zog einen Rechtsstreit über die Frage nach sich, wem der Kiosk gehört. 2011 stimmte der Stadtrat dagegen, das Gebäude dem Haus der Geschichte für eine Nutzung als Ausstellungs- und Informationspavillon zu überlassen.

2013 löste die Stadt den Kiosk beim Insolvenzverwalter aus und übernimmt seitdem auch die Lagerungskosten. Das erklärte Ziel: eine Wiederaufstellung in der Nähe des Konferenzzentrums, auf der Ecke der Karl-Carstens-Straße und dem Fußweg zur Adenauerallee, sowie ein Pachtvertrag, der Rausch ermöglicht, das Bundesbüdchen wieder in Betrieb zu nehmen. Die Kosten für das Bauprojekt werden mit 320.000 Euro beziffert.

Um diese Summe aufzubringen, sollte mit dem Oberbürgermeister als Gründungsmitglied ein Förderverein etabliert werden, zu dem es allerdings erst im vergangenen September kam – ohne Beteiligung der Stadt. Rausch, der zwischenzeitlich erfolglos mit dem Betreiber des WCCB-Hotels verhandelt hatte, befürwortet das: „Weder die Stadt noch ich selbst sind Mitglied, so bleibt die Neutralität gewahrt.“

Laut Andreas Geuss vom Förderverein, dessen Gemeinnützigkeit anerkannt wurde, ist die Finanzierung noch keineswegs gesichert. Freuen kann der Verein sich immerhin schon über eine Förderzusage von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz über 60.000 Euro sowie rund 10.000 Euro von Bonner Bürgern. „Außerdem hat uns die Sparkasse Köln-Bonn weitere Mittel in Aussicht gestellt“, sagte Geuss dem General-Anzeiger. Die größte Hoffnung ruhe derzeit auf der NRW-Stiftung, die allerdings nicht vor dem Frühjahr über den Antrag entscheiden wird.

Es fehlt also noch eine Menge Geld für das Comeback des Bundesbüdchens, das auf dem Gelände der Firma Baumann Schwertransporte auf eine Entscheidung wartet. Die hohen Kosten resultieren, neben den zu erfüllenden Sicherheits- und Hygienestandards, aus dem Alter des Gebäudes: „Wenn wir auf ein paar Dinge verzichten, können wir die Kosten vielleicht noch um 20.000 Euro drücken, aber Vieles muss maßgefertigt werden, das ist nun mal teuer“, so Geuss.

Für Jürgen Rausch bedeutet der Kiosk, der zu den letzten erhaltenen Exemplaren seiner Art gehört, mehr als ein Stück Geschichte – seine Familie eröffnete den ersten Vorgänger 1949. „Wir wollen ein Stück Vergangenheit in die Zukunft tragen. Im Bundesbüdchen wünsche ich mir Kioskbetrieb und museale Inhalte nebeneinander.“ Der Förderverein könne überdies weitere gemeinnützige Aufgaben übernehmen, etwa für Flüchtlinge und Völkerverständigung. „So können wir dann etwas zurückgeben“, sagte Rausch.

Alles hängt an der Finanzierung, weitere private Spenden könnten den Ausschlag geben. „Wenn es am Ende nicht klappt, werden wir alle sehr, sehr enttäuscht sein. Dann war die ganze Arbeit umsonst“, so Geuss. „Daran denke ich gar nicht“, sagte Rausch, der fest an einen Erfolg glaubt. Auch Geuss, der unter anderem auf OB Ashok Sridharan als Unterstützer baut, äußerte Zuversicht. Er bleibt jedoch pragmatisch: „Wenn es 2017 nicht gelingt, dann wird es nichts mehr, befürchte ich.“

Wer die Rückkehr des Bundesbüdchens unterstützen möchte, findet alle nötigen Informationen auf www.bundesbuedchen.de.

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