Zeitzeugen Rosie Lorbetzki: "Den Angriff auf Bonn bekamen wir bis Pützchen mit"

BONN · Als der Angriff vorbei war, ging Rosie Lorbetzki mit ihrer Mutter zu Fuß nach Bonn - auf der alten Rheinbrücke bekam sie Panik, weil sie durch die Brücke auf den Rhein gucken konnte.

Am 16. August 1935 wurde ich in Bonn in der Frauenklinik geboren (sagt meine Mutter). Auch diese Klinik war am Rhein, dort ist heute ein Hotel. Die Klinik wurde auch am 18. Oktober 1944 zerstört. Als ich ca. drei Jahre alt war, zogen wir nach Pützchen. Es war immer eine schlimme Zeit. Der Militärflughafen in Hangelar war meistens das Angriffsziel und alle ging über uns weg, Tag und Nacht. Dann kam der 18. Oktober 1944.

Den Angriff auf Bonn bekamen wir bis Pützchen mit. Meine drei Tanten wohnten in Bonn, die Onkel waren im Krieg. Die Tanten waren evakuiert nach Thüringen. Als der Angriff vorbei war, gingen meine Mutter, mein Bruder und ich zu Fuß nach Bonn, auf der alten Rheinbrücke bekam ich Panik, überall Löcher – wir konnten runter auf den Rhein gucken. Zuerst gingen wir wo die Altstadt war am Rhein und standen oben auf dem Rand eines riesigen Kraters unten im Loch hatte jemand etwas großes schwarzes auf einer Schaufel. Meine Mutter sagte: „Kinder, das war einmal ein Mensch“.

Puh, wir schauten mit großen Augen. Dann gingen wir die Friedrichstraße hoch, überall Rauch und Feuer, ich hatte Angst, meine Augen brannten arg vom Qualm. Mutter tat einen Schal vor meine Augen, das nützte nicht viel. Als Kind ist man ja neugierig, man will ja alles sehen.

So kämpften wir uns an Schutt und Trümmern durch die Stadt. Bei meinen drei Tanten war nicht groß was passiert. Die wohnten damals Viktoria-, Max- und Oppenhoffstraße . Den 18. Oktober werde ich nie vergessen, wie so viele Angriffe. Der große Angriff auf Köln – ich glaube 30 Stunden? Die Mütter standen mit den Kindern auf der Straße und schauten entsetzt bis Köln – Himmel. So könnte man immer weiter erzählen.

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