Kunstaktion in Bonn Rollrasen für die Schmuddelecke

Bonn · Rollrasen im Bonner Loch, Holzskulpturen auf dem Remigiusplatz und ein Ministerium, das existenzielle Fragen beantwortet: Seit Montag verwandeln die Künstler der Alanus Hochschule mit ihren aufsehenerregenden Aktionen die Stadt in einen überdimensionalen Kunstraum.

 So hat man das Bonner Loch noch nie gesehen: Die Studenten der Alanus Hochschule verlegten hier 300 Quadratmeter Rollrasen.

So hat man das Bonner Loch noch nie gesehen: Die Studenten der Alanus Hochschule verlegten hier 300 Quadratmeter Rollrasen.

Foto: Dennis Sennekamp

Anlässlich des 20. Geburtstags Bonns als UN-Stadt setzen sich die Studenten in Kooperation mit der Stadt nämlich mit dem Motto „Wie wir leben“ auseinander. Neugierig gehen Olaf Respondig und Ruth Kistler auf die saftig grünen Rasenflächen im Bonner Loch zu. Sie bücken sich, berühren das Gras und stellen ungläubig fest: „Das ist wirklich Gras.“ Die beiden entdeckten die Installation auf dem Weg zur Arbeit und hielten sie zunächst für Kunstrasen.

„Das ist eine richtig gute Idee“, sagt Kistler. „Durch das viele Grün fühlt man sich hier direkt viel wohler.“ Das klingt wie Musik in den Ohren von Künstlerin Anna Wandrey. „Wir wollen die Wahrnehmung dieses Ortes verändern“, erklärt sie. Die 27-jährige Studentin hat mit ihrem Team 300 Quadratmeter Rollrasen verlegt. Bei den Passanten kommt die Aktion sichtlich gut an, viele bleiben stehen und machen Fotos. Nur einige Obdachlose zeigen sich besorgt um ihr Refugium.

Indes sammelt Alanus-Studentin Lilian Friese vom „Ministerium für die Erfassung und Beantwortung von Menschheitsfragen“ im Beueler Rathaus existenzielle Fragen der Passanten. „Die Leute fragen Dinge wie „Was ist Schönheit?“ oder „Was sollte man im Leben lernen?“, sagt Friese. „Ich katalogisiere die Fragen und suche im Anschluss im Internet nach Antworten.“ Koordiniert werden die Aktionen von Kunstprofessorin Ulrika Eller-Rüter. „Zusammen mit der Bevölkerung möchten wir die Realität erforschen und aus unterschiedlichen Perspektiven untersuchen, wie wir leben.“ Das kann aber nur funktionieren, wenn sich die Bonner bei den Aktionen einbringen. „Nur sie haben einen authentischen Blick auf ihre eigene Wirklichkeit“, so Eller-Rüter.

Mitmachen kann man zum Beispiel in der temporären Kunsthalle auf dem Remigiusplatz: In einer Wucherskulptur aus Holz befindet sich eine Ausstellung, die Besucher mitgestalten können, indem sie persönliche Fotos zum Thema „Wie wir leben“ vorbeibringen und dort aufhängen lassen. Oder hierbei: Jeden Tag werden 193 Matrjoschkas in wechselnden Stadtteilen verteilt. In ihnen sind Zitate aus der Weltliteratur versteckt. Wer möchte, kann eigene Sprüche hinzufügen. Diese und viele weitere Aktionen laufen noch bis Samstag, 29. Oktober. Dann präsentieren die Künstler beim Bürgerfest zum Tag der Vereinten Nation von 11 bis 17 Uhr ausgewählte Projekte auf dem Marktplatz.

Mehr Infos auf www.alanus.edu

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