Rockergang United Tribuns Rocker wegen versuchten Totschlags angeklagt

BONN · Ist vor unserer Haustür ein Krieg entbrannt um die Vorherrschaft auf dem lukrativen Security- und Türstehermarkt? Dieser Eindruck drängt sich auf angesichts eines Strafverfahrens, das derzeit die Justiz beschäftigt.

Die Staatsanwaltschaft hat den in Bonn lebenden Präsidenten des Troisdorfer Chapters der Rockergang United Tribuns, der sich aus Türstehern und Kraftsportlern zusammensetzt, wegen versuchten Totschlags angeklagt, weil er im August den Türsteher einer Großparty in einem Bonner Hotel niederstach. Außerdem wirft sie dem 31-Jährigen gefährliche Körperverletzung, schweren Landfriedensbruch - und versuchte Nötigung vor: Er soll anschließend den Partyveranstalter unter Druck gesetzt haben, um seine Leute als Türsteher zu etablieren.

Wie Behördensprecherin Monika Volkhausen gestern mitteilte, geht die Anklage allerdings davon aus, dass der 31-Jährige in jener Nacht mit Türstehern einer anderen Firma in dem Hotel aneinandergeriet, weil die ihn und seine Freundin wegen fehlender Gästekarten und unangemessener Kleidung nicht einlassen wollten.

Deshalb sei es erst zum Wortgefecht, dann zu Handgreiflichkeiten gekommen. Und als die Freundin des Angeklagten dazwischen ging, bekam sie laut Anklage von einem der beiden Party-Türsteher einen Schlag ab. Da lief der 31-Jährige zu seinem Auto, holte ein Messer. "Und dieses Messer stieß er mit voller Wucht in Richtung Brust des zweiten Türstehers", so Volkhausen.

Nur weil der durch trainierte 42-Jährige sich weggedreht habe, habe ihn der Stich nicht in die Brust, sondern in den Rücken getroffen und die Lunge knapp verfehlt. Und auch weiteren Stichen habe das Opfer so ausweichen können, dass er nur am Oberarm getroffen worden sei, so die Anklage.

Der Angreifer soll bei seiner Attacke geschrien haben: "Ich steche euch alle ab, ich bringe euch alle um." Erst als weitere auf der Party eingesetzte Türsteher ihrem Kollegen zu Hilfe eilten, flüchtete der 31-Jährige laut Anklage zu Fuß und ließ die Freundin zurück. Allerdings soll er sofort telefonisch seine Gang zusammengetrommelt haben, um für ihn Rache zu üben. Und um vier Uhr nachts tauchten laut Anklage mindestens 24 mit Schlagstöcken und Baseballschlägern bewaffnete Männer an dem Hotel auf.

Doch so weit kam es nicht. Denn wie der Zufall es wollte, hatte ein Nachbar sich über Lärm beschwert, ein Streifenwagen fuhr zu dem Hotel, und die Gang zog ab. 19 Von ihnen wurden laut Volkhausen identifiziert, auch gegen sie wird wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt.

Der 31-Jährige aber soll am nächsten Tag beim Partyveranstalter aufgetaucht sein, sich als gesuchter Messerstecher geoutet und gefordert haben, die eingesetzte Securityfirma nicht mehr zu engagieren. Er habe ein bundesweites Beschäftigungsverbot für diese Firma ausgesprochen und werde alle erschießen. Und seine Truppe verfüge über gute Verbindungen in der ganzen Szene und die finanziellen Mittel für gute Anwälte. Notfalls fliehe er in seine Heimat Irak. Drei Tage später wurde er festgenommen, sitzt seitdem in U-Haft und beruft sich auf Notwehr.

Wie die Bonner Polizei auf Anfrage erklärte, hat sie auch diese Rockergang, die im Rotlichtmilieu Geschäfte machen und in Konkurrenz zu den Hells Angels und Black Jackets stehen soll, im Blick.

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