Inklusionstag in der Bonner Innenstadt Robert-Wetzlar-Berufskolleg will Bevölkerung für Thema sensibilisieren

BONN · "Möchten Sie bei uns ein Stück Kuchen essen?" Wer konnte dieser Einladung widerstehen, die Thomas Schlee am Samstag an viele Menschen in der Bonner Innenstadt aussprach? Er hat eine Behinderung und sitzt im Rollstuhl, den eine Studentin des Robert-Wetzlar-Berufskollegs durch die Einkaufszone schob.

 Mit oder ohne Behinderung: Beim Geocaching können alle mitmachen.

Mit oder ohne Behinderung: Beim Geocaching können alle mitmachen.

Foto: Barbara Frommann

Den Kuchen gab es am Bottlerplatz, wo die Klasse der Fachschule für Heilerziehungspfleger (FSH) des Kollegs auf ihr besonderes Anliegen hinwiesen: Sie wollen das Thema Inklusion der Bevölkerung stärker ins Gedächtnis rufen.

Die Studenten haben in der Oberstufe Projektunterricht. "Wir setzen Projekte in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung um", erklärte Eileen Rossow. Die Klasse hatte sich für den Aktionstag vier Stationen überlegt. Auf dem Bottlerplatz waren Tafeln aufgebaut, an die sich jedermann setzen konnte, um mit Studenten und Behinderten ins Gespräch zu kommen und so Ängste und Barrieren abzubauen. Das sei erstaunlicherweise vor allem von Menschen mit Migrationshintergrund genutzt worden, sagte Lisa Bottenburg, die die "Bon(n) Appetit"-Tafel mit betreute.

Auf dem Friedensplatz hatten die Studenten eine lange Papier-Leinwand ausgelegt. Unter dem Motto "15 Meter bunt durchs Leben" konnte man dort seine Träume und Empfindungen malen oder auch einfach nur so den Pinsel schwingen.

Das Angebot wurde so gut genutzt, dass die Papierbahn schnell voll war. Das Kunstwerk werde zunächst im Berufskolleg ausgehängt, sagte Studentin Nadine Bauer. Danach hoffe man, es auch in der Bundeskunsthalle zeigen zu können.

Gleich nebenan startete die Geocaching-Gruppe: Behinderte führten Passanten auf eine kleine GPS-unterstützte Schnitzeljagd zu drei Orten, an denen es jeweils neue Koordinaten gab, und schließlich zum Ziel am Bottlerplatz, was gut angenommen wurde. Das hatten die Studenten laut Student Dominik Steinhilber zuvor gemeinsam mit Menschen aus dem Behindertenwohnheim Haus am Deich in Niederkassel geübt, so dass die Aktion ganz gut klappte.

Die vierte Station war das "Blind-Kick"-Fußballturnier, das die Spieler des Blindenfußballvereins PSV Köln gegen Vertreter des Bonner SC in der Sockerhalle in Buschdorf ausrichteten. Die Bonner mussten sich dafür Pflaster über die Augen kleben und trugen noch eine Augenbinde. Spielen nach Gehör um einen klingelnden Ball - kein Wunder, dass der SC mit 11:0 verlor.

Die Studenten hatten viele Gruppen ins Boot geholt, darunter die Aktion Mensch, das Therapiezentrum in Beuel sowie andere Behinderteneinrichtungen, die Stadtwerke und C&A, wo sie ein Schaufenster für diesen Tag im Sinne ihres Inklusions-Anliegens umdekorieren durften.

"Die Klasse hat das ganz hervorragend gemacht", fand Berufsschul-Lehrerin Doris Hebel, die das Projekt zusammen mit Gabriele Palusch-Breuel betreute. "Es muss normal werden, mit behinderten Menschen in Kontakt zu kommen."

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