Interview mit Ernst-Ludwig Hartz „Ich hoffe, dass die Konzertbesucher uns die Treue halten“

Bonn · Die Konzerte auf dem KunstRasen und der Hofgartenwiese in Bonn mussten für dieses Jahr abgesagt werden. Doch für alle enttäuschten Ticketinhaber hat der Bonner Konzertveranstalter Ernst-Ludwig Hartz gute Nachrichten, wie er im Interview verrät.

 Der Bonner Veranstalter Ernst-Ludwig Hartz, hier im vergangenen Sommer vor der Bühne des Kunst!Rasen.

Der Bonner Veranstalter Ernst-Ludwig Hartz, hier im vergangenen Sommer vor der Bühne des Kunst!Rasen.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Konzerte auf dem KunstRasen und der Bonner Hofgartenwiese sollen im kommenden Jahr nachgeholt werden. Das verspricht der Bonner Konzertveranstalter Ernst-Ludwig Hartz im GA-Interview. Gleichzeitig erklärte er im Gespräch mit Dylan Cem Akalin, wie er die aktuelle Situation in der Corona-Krise bewertet.

Herr Hartz, wird das noch was mit Sting in Bonn? Jetzt hatten sich die Fans so gefreut, dass das im letzten Jahr ausgefallene Konzert nachgeholt wird. Und jetzt wird wieder alles abgesagt.

Ernst-Ludwig Hartz: Ja, das ist schade, aber die gute Nachricht ist: Es gibt einen neuen Termin am 11. Juli 2021. Dann spielt Sting endlich auf dem Rasen in Bonn. Die Karten behalten ihre Gültigkeit.

Finden Sie die Entscheidung, Großveranstaltungen bis mindestens Ende August abzusagen, richtig?

Hartz: Ja, die ist richtig und war zu erwarten. Die Gesundheit, Sicherheit unserer Besucher, Künstler und Mitarbeiter steht auch für uns an erster Stelle. Deswegen haben wir großes Verständnis für die Entscheidung.

Was passiert gerade im Hintergrund?

Hartz: Wir sprechen seit Wochen mit Agenturen und Künstler um so viel Konzerte wie möglich von den 21 Open-Airs im Sommer von der Insel Grafenwerth, dem Kunst!Rasen, der Hofgartenwiese und dem Roncalliplatz in Koeln auf 2021 zu verlegen. Das bedeutet eine Menge Koordinierung und Absprache, weil die meisten Künstler ja auch international auf Tour sind. Das muss dann alles gut getaktet sein.

Nach den Ausfällen von Kunst!Rasen, den Konzerten im Hofgarten, der Insel Grafenwerth und auf dem Roncalliplatz in Köln: Wie geht es mit den Veranstaltungen weiter?

Hartz: Wir arbeiten an den Verlegungen der einzelnen Termine. Für die Insel Grafenwerth stehen neue Termine für Albert Hammond (3. Juni 2021) und Andreas Vollenweider (6. Juni 21) fest, Nick Mason wird auch in dem Zeitraum auf die Insel Grafenwerth kommen. Der genaue Termin für Bryan Ferry in der Reihe „Weltstars in Köln“ im Juli 2021 wird Ende kommender Woche bekanntgegeben. Das Konzert von John Cale am 29. Juli ist abgesagt, und es gibt leider keinen neuen Termin. Karten können dort, wo sie gekauft wurden, zurückgegeben werden. Gleiches gilt auch für den Abend mit Snarky Puppy/De-Phazz am 25. Juni dem Kunst!Rasen – hier gibt es keinen Ersatztermin. Wie gesagt: Sting holt sein Konzert am 11. Juli 21 nach, Element of Crime am 5. August 2021. Die Verlegungen der anderen Konzerte wie beispielsweise My Chemical Romance folgen zeitnah!

Was ist mit den Hofgartenkonzerten, die Sie ja gerade in den August verlegt hatten?

Hartz: Da sind wir auch in engen Gesprächen mit der Universität Bonn, die sich da sehr kooperativ und entgegenkommend zeigt, und den Künstlern. Fanta 4 und Kraftwerk haben einer Verlegung schon zugestimmt, mit Robbie Williams sind wir und die Telekom im Kontakt. Ich bin zuversichtlich, dass alle drei Konzerte Ende Mai, Anfang Juni 2021 in Bonn an der schönen Uni stattfinden werden. Die konkreten Termine geben wir innerhalb der nächsten 14 Tage bekannt.

Wenn alle diese Konzerte ins nächste Jahr verschoben werden, dann behalten meine Tickets also ihre Gültigkeit?

Hartz: Ja, die Karten behalten natürlich Gültigkeit!

Was ist, wenn ich meine Tickets dennoch zurückgeben möchte?

Hartz: Bei Absage können Karten zurückgegeben werden.

Ich nehme mal an, dass die Planungen ja auch schon für nächstes Jahr liefen. Was ist mit Konzerten, die für 2021 geplant waren?

Hartz: Wir haben in der Tat schon Anfragen für die verschiedenen Spielstätten und müssen, nachdem alles soweit verlegt ist, schauen, was noch machbar ist.

Es gibt ja auch kleinere Konzerte, die Sie ja auch an Veranstaltungsorten wie der Harmonie in Bonn, in der Kantine oder anderen Hallen in Köln wie das E-Werk oder Palladium anbieten?

Hartz: Ich hoffe, dass ab September Club-Konzerte wieder durchführbar sind. Wir haben ja bereits alleine aus dem Zeitraum zwischen März und Mai 16 kleine Konzerte verlegt.

Was bedeutet das alles denn für Sie persönlich als Veranstalter?

Hartz: Eine solche Situation hat es noch nie gegeben. Ein Vorteil ist, dass wir bei der elh promotion und auch beim Kunst!Rasen, wo ja Katrin Weinreis Geschäftsführerin ist, mit einer kleinen Mannschaft arbeiten. Ich hoffe natürlich auch, dass die Konzertbesucher uns die Treue halten und sich mit uns auf tolle Konzerte im Sommer 2021 freuen.

Wacken, Rock am Ring, Hurricane, alle Großveranstaltungen werden voraussichtlich in diesem Jahr nicht stattfinden dürfen. Welche Folgen hat diese Krise für die Branche?

Hartz: Schwer zu sagen, ich denke, die großen Firmen werden besser durch diese Zeit kommen. Die börsennotierten großen Veranstalter haben genügend finanzielles Puffer, um diese Zeit zu überbrücken. Für die kleinen wird es eng. Ich kann mir vorstellen, dass es eine weitere Konzentrierung geben wird, und das wird bestimmt auch Spielstätten betreffen. Das gilt auch für Dienstleister, Caterer und Techniker, die ja alle in dieser Branche ihr Geld verdienen.

Bei abgesagten Pauschalreisen, Flügen oder Freizeitveranstaltungen sollen die Verbraucher Gutscheine statt einer sofortigen Rückzahlung bekommen. Das hat die Bundesregierung ja beschlossen, um Veranstalter in der aktuellen Krisensituation vor dem Existenzverlust bewahren. Funktioniert das?

Hartz: Ich bin nicht sicher, ob dies die beste Lösung ist. Bei Absagen zahlen wir jedenfalls den Ticketpreis zurück.

Was heißt das denn für die Künstler. Ein Star wie Sting wird das finanziell nicht sonderlich beeindrucken, aber es gibt ja auch andere Musiker, die nicht das ganz große Geld verdienen?

Hartz: Auch für die gilt, dass es ganz schwierig wird. Da fallen ja nicht nur Einnahmen von einem halben Jahr weg. Da hängt ja auch ein ganzer Rattenschwanz dran. Viele haben eigene Techniker und so weiter.

Wie sehen Sie die Zukunft von Kulturveranstaltungen? Wie könnte eine Lösung aussehen?

Hartz: Ich glaube, wir müssen alle umdenken.

Was heißt das?

Hartz: Ich denke, wir werden uns wieder rückbesinnen müssen. Der Trend, alles immer größer und toller zu produzieren, wird so nicht weiter funktionieren.

Also keine Metallica mehr, die nur noch in Stadien spielen?

Hartz: Ich glaube, dass es weiterhin Open-Airs geben wird, aber man wird sich wesentlich mehr Gedanken um Abstände und Anzahl von Publikum machen als bisher.

Was macht ein Veranstalter denn in diesen Corona-Zeiten, der seit fast 45 Jahren gewohnt ist, andauernd auf Konzerten zu sein.

Hartz: Das, was alle machen. Ich schaue mir Konzerte auf YouTube an oder Livestreams wie etwa die von Neil Young auf seiner Farm. Hole alte Schallplatten raus oder schaue alte Konzertaufzeichnungen an. Natürlich ist das Live-Erlebnis schöner. Aber so ist es nun mal.

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