Gaststätte Waldau Ringen um die Zukunft

BONN · Gerade einmal 13 Monate hatte der Nachfolger von Waldau-Pächter Michael Schiffer durchgehalten. Dann machte das beliebte Ausflugslokal auf dem Venusberg im Herbst 2014 wieder zu.

Die Gäste waren ausgeblieben, außerdem klagte der neue Pächter über zu hohe Betriebskosten. Seither steht das Restaurant leer. Still ruht der See? Nicht ganz. Denn hinter den Kulissen wird heftig um die Zukunft der Waldau gerungen. Denn entgegen der ursprünglichen Planung will die Stadt Bonn die Waldau nun doch nicht kaufen.

Ende 2012 hatte Schiffer die Waldau nach 30 Jahren geschlossen. Weil die Stadt Bonn damals plante, das benachbarte Haus der Natur zu einer Umweltbildungseinrichtung auszubauen und zu sanieren, übernahm sie aufgrund einer Vereinbarung das auf ihrem Grund und Boden errichtete Restaurant samt Nebengebäuden von Schiffer zunächst als Mieterin mit späterer Kaufoption.

Der einstige Waldau-Gastronom entrichtet im Gegenzug nach wie vor die Erbbaupacht an die Stadt Bonn. Sie soll dem Vernehmen nach bei 19.000 Euro im Jahr liegen. 2017, so heißt es in der Ende 2012 vom Rat abgesegneten Vereinbarung mit Schiffer, soll die Stadt das Haus kaufen. Ein Konstrukt, das aus steuerlichen Gründen so gewählt worden sei, hieß es damals zur Erklärung. Als Kaufpreis waren 900.000 Euro vereinbart worden.

Doch dann zerschlugen sich die Pläne für das neue Waldinformationszentrum. Die ursprünglich vom Land in Aussicht gestellte Fördersumme in Höhe von 1,4 Millionen Euro für den Umbau und die Sanierung blieb aus. Hinzu kommt, dass die Stadt Bonn inzwischen "viele versteckte Mängel" im Waldau-Gebäude festgestellt haben und deshalb mit Schiffer über eine Reduzierung des Kaufpreises verhandeln will.

"Ganze Batterie von Architekten" in der Waldau

Schiffer will indes am Kaufpreis nicht rütteln, sagte er dem GA auf Nachfrage. Zumal vor Abschluss jener Vereinbarung die Stadt Bonn die Waldau "mit einer ganzen Batterie von Architekten" und anderen Fachleuten besichtigt und er zudem auf alle Mängel hingewiesen habe. "Die Stadt muss die Waldau von mir aus aber auch gar nicht mehr kaufen", sagte er. Er habe inzwischen private Investoren an der Hand, die das Gebäude ebenfalls erwerben wollten.

Über diese Entwicklung hat die Verwaltung die Politiker in einer Vorlage informiert, die jetzt auch Thema im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung war. Darin schlägt sie unter anderem vor, den einstigen Beschluss über die Kaufvereinbarung mit Schiffer aufzuheben und ihm die Zustimmung zum Verkauf seines Erbbaurechts an einen Dritten zu erteilen.

Mit Blick auf das Haus der Natur empfiehlt sie außerdem, nach einem Verkauf der Waldau an einen privaten Investor mit diesem einen Mietvertrag über 20 Jahre abzuschließen.

Sollten doch noch Fördergelder fließen und das Museum auf einer dann reduzierten Fläche von 200 Quadratmetern saniert werden, so betrage die Miete in dem Fall 4140 Euro im Monat plus der "üblichen Nebenkosten" in Höhe von 1840 Euro. Sollte das Haus der Natur im jetzigen Zustand verbleiben, solle die Stadt für das Museum rund 3000 Euro Miete im Monat zahlen.

Mit Verweis auf die Nichtöffentlichkeit der Vorlage wollte sich das Presseamt zu dem Vorgang nicht äußern. Aus gleichem Grund halten sich auch die Politiker mit Äußerungen zum beabsichtigten Verkauf der Waldau bedeckt.

Erfreuliches vom Haus der Natur

Dem Vernehmen nach sorgte das Papier allerdings für Unmut im Rathaus, weil die Verwaltung bisher keine Vergleichsrechnung vorgelegt hatte für den Fall, dass doch die Stadt die Immobilie erwirbt. Der Rat vertagte deshalb das Thema.

Erfreulich ist: Die Pläne für den Ausbau des Hauses der Natur zu einer Umweltbildungseinrichtung könnten eventuell doch noch realisiert werden. Hintergrund: Die vom Bund im Rahmen der sogenannten 6. Ergänzungsvereinbarung zugesagten weiteren 17 Millionen Euro für das WCCB dürfen nicht für bereits fertiggestellte Gebäude des WCCB verwendet werden. Wohl aber für Projekte zur Stärkung der UN-Stadt Bonn.

Welche das sein könnten, das prüfe die Stadt zurzeit mit dem Bund, sagte Stadtsprecherin Monika Hörig. Unter Umständen, so erfuhr der General-Anzeiger, könnten aus diesem Topf auch Mittel für das Haus der Natur auf dem Venusberg fließen.

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