"Ruhe in Frieden, Hans" Riegel verband private Distanz und öffentlichen Frohsinn miteinander

BONN · Scheu war er. "Manchmal", erinnert sich der langjährige Fotograf des General-Anzeigers Ronald Friese, "tauchte er bei den Bonner Schwimmsportfreunden in der Schwimmhalle auf oder stand plötzlich in der Umkleide. 'Hallo', sagte er dann, und in dem Moment, wo die Sportler registrierten, wer er war, war er schnell wieder weg."

Laut konnte er sein. Dienstag, 14 Uhr, Karnevalszug in Swisttal-Ollheim in den 80er Jahren. Einer der letzten Züge der Region. Als erster Wagen fährt der sogenannte Kamelle-Bomber. Besetzt mit Prinzen der Vergangenheit - "und Haribo-Süßzeug bis zum Abwinken", erinnert sich ein anderer GA-Kollege. "Nach dem Ende des Zochs ging die ganze Mannschaft ins Dorfhaus von Ollheim. Da hieß es dann 'hoch die Tassen' mit der örtlichen Karnevalsgesellschaft - und Riegel mittendrin."

Zwei Erinnerungen von vielen an Hans Riegel. Als Dienstag die Nachricht von seinem Tod kam, hatten so einige Redakteure und Mitarbeiter des GA Geschichten über Riegel zu erzählen. Selten ließ er sich zu Interviews überreden. Meist distanzierte er sich von den Medien. Ein Lokalpatriot war er dennoch. Und einer, der es seinen Mitmenschen nicht immer leicht machte.

Sein Vater brachte Kessenich auf die Weltkarte, indem er den Stadtteil zum Unternehmenssitz machte. Und Sohn Hans war sich der Bedeutung seines Unternehmens und damit auch seiner Person immer bewusst. "Es gibt da die Geschichte, als Riegel seine Liebe zum Squash entdeckte und sich auf einem seiner Privatanwesen einen Court bauen ließ", erinnert sich ein GA-Mitarbeiter. "Einmal die Woche ließ er dort einen Ex-Squashprofi antreten, der ihm Trainerstunden gab. Und weil der Trainer ihn geschickt ab und zu gewinnen ließ, nahm Riegels Engagement für diesen Sport auch nicht ab."

[kein Linktext vorhanden]Also einer, der das Gewinnen als Selbstverständlichkeit nahm. Ein Mensch, der feiern konnte, aber ungern Rede und Antwort stand. Vor allem nicht, wenn es um private Dinge seines Lebens ging: Erst vor vier Jahren wurde seine Beziehung zu Annemarie Bischof (49) bekannt, Hotelmanagerin in dem von Riegel gekauften 5-Sterne-Golfhotel Jakobsberg bei Spay - da währte die Beziehung bereits 23 Jahre.

Bischof verriet damals der Zeitschrift "Bunte", sie sei schon mehrfach mit Riegel auf der Jagd in Südafrika gewesen. Im Golfhotel zeigten Riegel und Bischof nach der Bekanntgabe ihrer Beziehung 2009 dann auch öffentlich, dass sie zusammengehörten: bei einem Promi-Golfturnier, bei dem auch die Riegel-Freunde Franz Beckenbauer und Heino zu Gast waren.

[kein Linktext vorhanden]Durch Bonner Straßen schlenderte Riegel mit seiner Lebensgefährtin wenn, dann unerkannt. Wie bekannt er als Person aber war, zeigte sich auch im Internet, wo die Haribo-Homepage wegen zu vieler Aufrufe zwischendurch blockiert war. Auf der Haribo-Facebook-Seite reagierten vor allem viele Bonner auf den Tod von Hans Riegel: "Vielen Dank für dein leckeres Lebenswerk", schrieb Angelika Klein. Und Markus Bierkandt schrieb: "Ruhe in Frieden, Hans. Wir und die Stadt Bonn werden dich nie vergessen."

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