Hohe Einbruchsquote in Bonn Richter nennt Bonn Einbrecherhochburg

BONN/REGION · An Seilen kletterten die Einbrecher einer international agierenden Bande in das erste Obergeschoss von Häusern auch in Bonn, hebelten Fenster auf und machten fette Beute. Nach 23 Prozesstagen verurteilte das Landgericht gestern mehrere hauptsächlich aus Südosteuropa stammende Mitglieder zu langen Haftstrafen.

Ein 22-Jähriger muss wegen schweren Bandendiebstahls für sieben Jahre ins Gefängnis, sein 33-jähriger Komplize für viereinhalb Jahre und ein 34-Jähriger wegen Beihilfe für zweieinhalb Jahre. Der vierte Angeklagte kam mit 18 Monaten auf Bewährung davon. Von Mitte Oktober bis Ende Dezember 2013 hatten sie vor allem Bargeld und Schmuck für mindestens 300.000 Euro erbeutet.

Das "Nest für die Einbruchsraubzüge", so der Vorsitzende Richter Wolfgang Schmitz-Justen, war die Wohnung des 33-Jährigen in Hagen. Die hatte er den aus der Heimat angereisten Einbrechern zur Verfügung gestellt, und von dort starteten der 22-Jährige und seine Komplizen die Diebestouren. Die beiden mutmaßlichen Haupttäter sitzen derzeit wegen Einbrüchen in Finnland in Haft. Die Staatsanwaltschaft hat ihre Auslieferung beantragt, sie will sie auch hier vor Gericht stellen. Vor allem im Rheinland und im Ruhrgebiet schlugen die Täter zu, sieben Mal nutzten sie auch in Bonn die Zeit der Dämmerung zwischen 17 und 21 Uhr. Und achteten darauf, mit dem Berufsverkehr zurückzufahren, um nicht in Polizeikontrollen zu geraten.

Der 22-Jährige wurde Mitte Dezember in Bonn auf frischer Tat gefasst. In sechs Wochen hatte er 10.000 Euro "verdient" - das 20-fache des Monatsverdienstes seiner Eltern in der Heimat. Weil er im Prozess zwar eine Beteiligung zugab, aber bestritt, in den Wohnungen gewesen zu, mussten 80 Zeugen gehört werden.

Darunter auch eine Frau, deren gesamter Familienschmuck im Wert von 70.000 Euro gestohlen wurde, die Versicherung zahlte aber nur 20.000 Euro. Dagegen war eine geschiedene Zeugin erfreut darüber, dass ihr der Ehering gestohlen wurde. Zur Höhe der Strafen sagte der Richter: "In Bonn als Einbrecherhochburg können Sie keine milden Strafen erwarten."

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