Planung für 2020 Rheinauensee soll nach Tiersterben saniert werden

Bonn · Weil im Rheinauensee Fische und Wasservögel verenden und es dem Gewässer im Sommer an Sauerstoff mangelt, will die Stadt den See sanieren lassen. Eine Meckenheimer Firma könnte ihn mit Mikroorganismen reinigen.

Der Rheinauensee soll Mitte 2020 saniert werden. Wegen des Fisch- und Wasservogelsterbens in dem Gewässer hatte die Stadtverwaltung im Sommer mehrere Analysen in Auftrag gegeben. Derzeit nimmt ein Institut Proben, um ein Konzept zur Sanierung des Sees zu entwickeln. Wie die Sanierung aussehen soll, steht noch nicht fest, wohl aber die zeitliche Planung: Bis Herbst 2019 sollen regelmäßig Proben entnommen werden.

„Bevor eine Entscheidung zum Verfahren getroffen werden kann, ist es nötig, über einen längeren Zeitraum und in verschiedenen Jahreszeiten Grundlagendaten zu erheben“, teilte das Amt für Stadtgrün auf GA-Anfrage mit. Dabei sollen vor allem Phosphorgehalt und Blaualgenvorkommen untersucht werden. Ende kommenden Jahres soll der konkrete Sanierungsplan aufgestellt werden. An die Umsetzung geht es dann ab Mitte 2020. Die erforderlichen Gelder seien für den Haushalt 2019/2020 etatisiert.

Eine mögliche, kostengünstige Sanierungsmethode schlägt derweil eine Firma aus Meckenheim vor. Im Juni hatte sich Christoph Timmerarens, Geschäftsführer von Emiko, nach eigenen Angaben an das Amt für Stadtgrün gewandt und eine Seesanierung mittels Mikroorganismen angeboten. Dabei werden effektive Bakterien mit einem Amphibienfahrzeug in die Schlammschicht eingebracht, die zu 90 Prozent den organischen Anteil in der Sedimentschicht verstoffwechseln. Zwei Professoren der Universität Wuppertal und Koblenz seien zudem daran interessiert, das Projekt wissenschaftlich zu begleiten, sagt Timmerarens.

Erfahrungen in Troisdorf

Auf seinen Vorschlag und das Angebot, die Methode vorzustellen, erhielt er zunächst keine Antwort. Erst im Juli hatte er Kontakt mit einem städtischen Mitarbeiter, der die Sanierungsvariante aufnahm. Zeitgleich hatte auch die SPD-Ratsfraktion eine Sanierung mit Mikroben vorgeschlagen. Per Dringlichkeitsantrag hatte der Hauptausschuss zugestimmt, die Verwaltung mit einem entsprechenden Prüfauftrag zu betrauen.

Erfahrungen mit dieser Variante hat die Stadt Troisdorf. Dort hatte die Firma im Juli den Teich im Vogelpark mit Mikroorganismen bestückt. Zwei Tage dauerten die Arbeiten auf der 1700 Quadratmeter großen Wasserfläche. „Eine konventionelle Ausbaggerung hätte 50 000 bis 60 000 Euro gekostet“, teilte die Stadt Troisdorf mit. Für die Variante mit Mikroorganismen habe man weniger als 10 000 Euro gezahlt. Nach ersten Schätzungen von Timmerarens würde eine Behandlung des Rheinauensees etwa 120 000 Euro kosten. Für eine Ausbaggerung müsste die Stadt mit 500 000 bis 750 000 Euro rechnen. „Und unsere ist die umweltschonendere Variante“, sagt Timmerarens. Auch der Zeitrahmen wäre überschaubarer: Das Amphibienfahrzeug wäre zwei Wochen auf dem See unterwegs, um die Bakterien zu verteilen.

Zum Vergleich: Die Sanierung des Poppelsdorfer Weihers mit einer Wasserfläche von 9500 Quadratmetern dauerte von Frühjahr 2011 bis Herbst 2014. Dabei wurde das Wasser komplett abgelassen, die Tiere umgesiedelt und die Schlammschicht ausgebaggert, die Fußgängerbrücke und Uferbrüstung erneuert sowie der Wasserzulauf aus dem Melbtal saniert. Die Kosten beliefen sich damals auf insgesamt 635 000 Euro.

Hunderte Fische verstorben

„Die Stadt kann uns nach Erfolg bezahlen“, schlägt Timmerarens vor. Die Firma habe ähnliche Sanierungen auch in bayerischen Badeseen, in einem Wassergraben eines Schlosses in Niedersachsen und einem See in Mannheim durchgeführt. Zu den möglichen Sanierungsmethoden äußert sich die Verwaltung nicht, sondern will die Ergebnisse und Vorschläge des beauftragten Instituts abwarten. „Dabei wird auch die von der SPD vorgeschlagene Methode in die Überlegungen mit einbezogen“, heißt es von der Stadt.

Seit Sommer wurden mehrere Hundert verendete Fische und Wasservögel im und um den Rheinauensee gefunden. Im Juli haben städtische Mitarbeiter vier verendetet Wasservögel aufgesammelt, im August neun und im September acht. Unterdessen haben zwei Spaziergänger einen verletzten Reiher aus dem See gerettet. Das Tier habe sich allem Anschein nach nicht mehr eigenständig aus der Schlammschicht am Boden befreien können. Die beiden Passanten stiegen daraufhin in den Rheinauensee, zogen den Reiher heraus und brachten ihn an den Rhein. Dort hätten sie immer wieder Rheinwasser in den Schnabel des Tiers geschöpft, bis es einen Schwall grünes Wasser erbrochen und schließlich das Rheinwasser aufgenommen habe.

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