Rhein in Flammen 2015 "Reimaue" setzt auf Hip-Hop

BONN · Es war eine kleine, vor allem anfangs träge Menge, die sich gestern noch einmal in die Rheinaue bemüht hatte, um dort das laut Organisatoren größte Gratis-Hip-Hop-Festival in NRW zu feiern.

Mehr als 2000 Menschen hatten via Facebook ihr Kommen zur "Reimaue" angekündigt, zumindest am frühen Nachmittag blieb es bei einem Bruchteil davon, und aufgrund des später ab und zu einsetzenden Regens füllte sich der Platz vor der Rhein-Event-Bühne längst nicht so stark wie erhofft.

Dabei hatten sich die Veranstalter fest vorgenommen, auch all jene auf das Gelände zu ziehen, die mit der Karnevalsmusik à la Cat Ballou vom Vortag nur bedingt etwas anfangen können, lieber rhythmischen Sprechgesang hören, aber nicht gleich Gangsta-Rap brauchen. Stattdessen holten sie lokale und überregionale Poeten auf die Bühne, die mit ihren Beats und ihrer Sprachkunst der Menge einzuheizen versuchten. Und mal mehr, mal weniger erfolgreich waren.

Dabei hatten die "Reimauen"-Planer einige Künstler eingeladen, deren Titel ohne weiteres das Zeug zum Sommer-Hit haben: LaChrizz mit seinem Gute-Laune-Pop-Rap-Song "Gewinner" zum Beispiel, oder die entspannten Tracks von Simon Grohé. Auch bei den mit zahllosen Anspielungen gespickten Texten von Gold Roger lohnte sich das Zuhören ganz besonders, zumal ihm nun wirklich nicht der Vorwurf gemacht werden kann, er biedere sich dem Mainstream-Geschmack an.

Das will ohnehin keiner der Hiphopper - auch wenn einige mit der selben Attitüde und einem austauschbaren, beinahe schon uniformierten Look nur bedingt jenen Alternativgedanken ausleben. An manchen Klischees kommen die wortgewaltigen Vertreter dieser Szene wohl doch nicht so selbstbewusst vorbei. Gut, ein "Gangsta" mit dicker Hose, Goldkettchen und Aggro-Texten will glücklicherweise niemand sein.

Aber dennoch stammt man eben aus der "Hood", auch wenn diese Nachbarschaft Bad Godesberg heißt. Und wer dann wie Rapper Snooze zum Mitsingen eines Liedes gegen die 08/15-Einstellung animiert, nur um gleich darauf werbeträchtig eine Hymne auf eine große Biermarke zu präsentieren, ist auch nur schwer ernst zu nehmen. Dennoch bleibt zu hoffen, dass das Festival auch im kommenden Jahr und dann bei besserem Wetter stattfinden kann - immerhin ist der Hip-Hop auf den Bonner Bühnen ansonsten in der Tat ein wenig unterrepräsentiert.

Von 12 bis 18 Uhr ließ das Veranstalterkollektiv die Versschmiede und Reimdrescher auf die Bühne, die sich auch gerne gegenseitig unterstützten. Schluss war danach noch nicht: Wer Lust hatte, konnte im Club "Untergrund" in der Bonner Innenstadt noch weiterfeiern.

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