Regionalforstamt legt Zahlen vor Mehr Menschen zieht es in die Bonner Wälder

Röttgen · Seit Beginn der Corona-Krise hat sich die Besucherzahl in den Wäldern in Bonn und der Region mehr als verdoppelt. Nun bitten die Vertreter des Regionalforstamtes, Müll zu vermeiden und Rücksicht aufeinander zu nehmen.

  Waldexperten: Uwe Schölmerich (l.), Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, und Wolfgang Bongardt (r.), Chef des Forstreviers Kottenforst.

Waldexperten: Uwe Schölmerich (l.), Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, und Wolfgang Bongardt (r.), Chef des Forstreviers Kottenforst.

Foto: Rainer Schmidt

Eine Untersuchung des European Forest Institute Bonn (EFI) zeigt: Mehr als doppelt so viele Besucher gibt es in den Wäldern Bonns und der Region seit Beginn der coronabedingten Kontaktbeschränkungen – und der allmählichen Lockerung. „Unter Covid-19 haben die Besucherzahlen einen beispiellosen Boom erlebt. Der Kottenforst war vorher schon ein beliebtes Waldgebiet, über das Jahr haben wir durchschnittlich 290 Passanten am Tag gezählt. Aber die Zahl hat sich im März und April 2020 um den Faktor 2,4 gesteigert“, sagt Forscher Jakob Derks vom EFI.

Seien vorher morgens und abends in der Auswertung der Zählstelle klare Spitzen zu erkennen gewesen, die die Forschenden auch auf Rad-Pendler zurückführen, so würden in der Corona-Zeit Waldbesuche an den Nachmittagen dominieren. Raus aus der Wohnung, rein in die stadtnahen Wälder, das ist offenbar die Devise für viele Bürger in der Region während der aktuellen Beschränkungen. Nicht nur Forstleute wie Wolfgang Bongardt, Leiter des Forstbetriebsbezirkes Kottenforst, auch die Waldbesucher staunen vermutlich über die vielen Menschen, die in den vergangenen Wochen zum Spazierengehen, Radfahren, Skaten oder Reiten in den Wald gekommen sind. Viele junge Leute und Familien mit Kindern ergänzen die sonst überwiegende Zahl von Joggern und Hundebesitzern.

Erkenntnisse über die Bedürfnisse der Menschen bei ihrem Waldbesuch

Untersucht hat das EFI die Besucherzahlen im Rahmen des europäischen „LIFE+ Naturschutzprojektes ‚Villewälder – Wald und Wasserwelten’“, ein Kooperationsprojekt des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft und der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. Ziel der Untersuchung, zu der auch rund 300 Befragungen gehören, sei es gewesen, Erkenntnisse über die Bedürfnisse der Menschen bei ihrem Waldbesuch zu erhalten.

(Dieses Video entstand in einer Kooperation aus WDR und GA.)

Um die Besucherzahlen im Jahresverlauf und je nach Tageszeit und Wochentag zu erfassen, hatten Projektmitarbeiter im März vergangenen Jahres eine automatische Zählstelle an einem zentralen Punkt im Wegenetz des Kottenforstes eingerichtet. Eigentlich hätte die Untersuchung Ende Februar abgeschlossen sein sollen. Dann aber kam Corona: Die bereits gewonnen Daten können nun mit aktuellen Daten verglichen werden. Das ist aus Sicht von Georg Winkel, Chef der Bonner Dependance des EFI, wichtig. „Diese Daten unterstreichen die Bedeutung von stadtnahen Wäldern für das Wohlbefinden der Menschen. Nicht erst seit Corona ist das bekannt.“

Wald ist für vielen Menschen ein naturnaher Erholungsraum

Auch in anderen Wäldern, wie dem Nationalpark Eifel und dem Naturpark Rheinland, seien deutlich mehr Besucher unterwegs. Diese Beobachtung zeigt die in der Corona-Zeit gestiegene Bedeutung des Waldes als naturnaher Erholungsraum. Im Kottenforst gibt es aber auch diese Herausforderungen: Begrenzung der Borkenkäferschäden, Holzabfuhr, Neupflanzungen, Jagd und Wegeunterhaltung.

Eine Bitte hat Uwe Schölmerich, Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft: „Zeigen Sie Umsicht. Respektieren Sie Arbeiten für die Wälder, nehmen Sie Ihren Müll mit und nehmen Sie Rücksicht auf andere.“ Sein Ziel sei es, den Wald widerstandsfähiger gegen den Klimawandel zu machen – trotz Corona, Borkenkäfer und Trockenheit.

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