Pflanzaktion im Wald Neue Bäume für den Kottenforst

Venusberg · Das Regionalforstamt lädt Bürger mit der „Aktion Zukunftswald“ zum Pflanzen von Setzlingen bei idealen Bedingungen ein. Der Boden war nicht gefroren und es regnete nicht.

 Die Familien Böhmer und Mengel helfen beim Pflanzen von Jungbäumen im Bonner Kottenforst.

Die Familien Böhmer und Mengel helfen beim Pflanzen von Jungbäumen im Bonner Kottenforst.

Foto: Stefan Knopp

„Hau das CO2 weg!“ Es wird wohl noch ein Weilchen dauern, bis das Bäumchen, dem dieser Auftrag auf einer kleinen Holzscheibe mitgegeben wurde, diesen erfüllen kann. Ulrich Krause und seine Familie haben ihn ja erst am Samstag im Kottenforst jenseits des Kinderheims Maria im Walde gepflanzt. Und man muss dem Baum die Daumen drücken, dass er sich gegen seine Konkurrenten durchsetzen kann, denn nicht alle Bäume in einer Pflanzgruppe schaffen es.

Zum ersten Mal hatte das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft die „Aktion Zukunftswald“ angeboten: Menschen konnten nach vorheriger Anmeldung im Wald Bäume pflanzen. Jeweils etwa 350 Stieleichen, Rotbuchen und Wildkirschen stellte das Amt dafür zur Verfügung. Laut Amtsleiter Uwe Schölmerich gab es rund 90 Anmeldungen. Weil sich darunter aber viele Familien befanden, war die Zahl der Baumpflanzer höher.

„Das ist eine tolle Aktion“, meinte Ulrich Krause aus Meckenheim, der überzeugt ist, dass man etwas tun muss, um das Klima zu schonen. „Es ist nicht so leicht, seine Lebensweise zu ändern. Aber das hier kann ich sofort machen.“ Er sei oft mit dem Fahrrad auf dem Professorenweg unterwegs und sehe dort die umgestürzten oder gefällten Fichten. Dieser Anblick motiviere ihn noch mehr. Auch Karin Schneider, ebenfalls aus Meckenheim, dürfte diesen Anblick kennen. Sie ist Försterin im Innendienst sowie ausgebildete Waldpädagogin und war mit der ganzen Familie gekommen. „Ich möchte meinen Kindern zeigen, wie das geht mit dem Baumpflanzen“, sagte sie. „Im eignen Garten geht das so schlecht.“ Für Tochter Clara (6) war das eine spannende Aufgabe. „Ich mag Bäume und finde Bäume interessant und wichtig. Und sie machen Sauerstoff.“ Deshalb sollte es von ihnen so viele wie möglich geben.

Die Bedingungen waren ideal: Der Boden war nicht gefroren und es regnete nicht. Manche Teilnehmer hatten ihre eigenen Spaten mitgebracht, aber die Forstleute stellten auch Arbeitsmaterial. Und die Leute bekamen vorab eine Einweisung von Baumexperten. Im Pflanzgebiet seien die Fichten komplett raus, sagte Valentin Wiesmeyer vom Regionalforstamt. Jetzt wolle man dort mehr Mischwald anlegen. Die Bäume werden in Gruppen gepflanzt, um zu gewährleisten, dass möglichst viele davon durchkommen.

Bäume befinden sich seit zwei Jahren in Extremsituation

Warum das alles nötig ist? „Die Bäume sind jetzt seit zwei Jahren in einer Extremsituation.“ Bis zu 25 Zentimetern Bodentiefe habe sich der Waldboden inzwischen etwas regeneriert, aber darunter fehle es noch immer an Wasser. Das sei aber nicht erst seit Kurzem ein Problem: Seit 1984 sei ein zunehmendes Baumsterben zu beobachten, so Wiesmeyer.

Zu den fleißigen Baumpflanzern gehörten auch die Familien Böhmer und Mengel aus Bonn. Die Aktion mache Spaß und habe Sinn, meinten sie. „Man kann aktiv etwas tun und nicht nur drüber reden.“ Es sei gut für die Umwelt, sagte Rebekka (11). „Die Bäume wandeln ja CO2 in Sauerstoff um. Wenn wir Bäume abholzen, müssen wir auch neue pflanzen.“

Auch Rainer Jähnig, Claudia Welscher und Bernd Wöstmann machten mit, weil sie die Aktion sinnvoll fanden. „Es gibt ja Leute, die sagen, das ist alles Unsinn mit dem Klimawandel“, meinte Letzterer. Da habe er sich gesagt: „Jetzt erst recht.“ Sie hatten auch eine Astscheibe gestaltet, wie viele andere. Aber sie hatten nicht nur ihre Namen oder die Jahreszahl draufgeschrieben, sondern die Bäume dem Sportler Peter Köhn gewidmet, der bis ins hohe Alter Langlaufwettbewerbe bestritten hat und Ende letzter Woche mit 87 Jahren verstorben ist. Auch Lothar Wenzel aus Sankt Augustin hat seine Bäume gewidmet: Er pflanzte für seine Enkelkinder „und alle Kinder dieser Welt“. Die Pflanzaktion war nicht die letzte, sagte Schölmerich. Man wolle das künftig möglichst wenigstens einmal im Monat wiederholen – allerdings erst ab März, weil es vorher zu kalt sein dürfte.

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