Sportstätte in der Rheinaue Rat vertagt Plan für Baseball-Stadion in Bonn

Bonn · Die Spielfelder sollen für 1,9 Millionen Euro für die Europameisterschaft 2019 modernisiert werden. Doch nun droht den Sportlern Verzug.

Sie haben sich ganz schön gemausert, wenn man das überhaupt von Baseball-Spielern sagen darf. Immerhin ist die erste Mannschaft des 1. Baseballclubs Bonn Capitals in diesem Jahr zum zweiten Mal Deutscher Vizemeister geworden. 2019 steht ein Großereignis ins Haus: Die Baseball-Europameisterschaft findet auf der Anlage in der Bad Godesberger Rheinaue an der Martin-Luther-King-Straße statt. Dafür sollen die Plätze modernisiert und das Stadion mit einer Flutlichtanlage ausgestattet werden. 1,9 Millionen Euro hat die Stadt als Eigentümerin der Anlage inklusive Planung dafür veranschlagt. Eine entsprechende Vorlage hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung jedoch von der Tagesordnung abgesetzt.

„Wir haben diese Vorlage erst wenige Tage vor der Sitzung erhalten. Das war uns dann doch zu kurzfristig“, erklärte Christos Katzidis. Der sportpolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion und Bonner Landtagsabgeordnete versicherte jedoch im gleichen Atemzug: „Ich gehe davon aus, dass wir natürlich die Modernisierung beschließen werden, denn an der Notwendigkeit besteht kein Zweifel.“ Allerdings hätten alle Fraktionen des Jamaika-Bündnisses noch Beratungsbedarf angemeldet, denn 1,9 Millionen Euro seien ja kein Pappenstiel. 42 Prozent der Summe werde das Land übernehmen. „Das ist sicher“, sagte Katzidis, der auch dem Sportausschuss des NRW-Landtags angehört.

Bleiben immer noch 1,1 Millionen Euro als städtischer Eigenanteil übrig. „Und bei dieser Summe würden wir schon gerne ein Wörtchen mitreden, was notwendig ist und was in die Kategorie 'wünsch Dir was' gehört“, sagte FDP-Ratsfraktionschef Werner Hümmrich. Deshalb poche auch seine Fraktion auf eine ordnungsgemäße Beratungsfolge, bis die Vorlage dann in der Ratssitzung im Dezember beschlossen werde.

Sportstandort Bonn gestärkt

Gabi Mayer, sportpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion, sagte, ihre Fraktion hätte kein Problem damit gehabt, den Beschluss für die Bereitstellung der Mittel zur Modernisierung der Baseballanlage bereits in der vorigen Sitzung zu fassen. „Schließlich weiß jeder, dass die Plätze für die EM modernisiert werden müssen.“ Die Verzögerung bezeichnete sie als „Schau“ von Jamaika. Das Bündnis wolle nach außen wohl suggerieren, dass man angesichts der Haushaltslage jeden Euro zweimal umdrehe, bevor man ihn ausgebe. „Das ist bei anderen Großprojekten wie Beethovenhalle oder Schwimmbadneubau offensichtlich kein Thema.“ Bei der Baseballanlage handele es sich ohne Frage um eine sinnvolle Investition, betonte Mayer. Nicht nur für den Verein, sondern sie stärke auch den Sportstandort Bonn. „Jetzt gerät die Stadt wohl unnötig in Zeitnot“, sagte Mayer vor dem Hintergrund der Ausschreibung und Auftragsvergaben. Seitens der Stadt Bonn hieß es dazu: „Bis zur Sitzung des Sportausschusses am 7. Dezember und des Rates am 14. Dezember wird die Verwaltung der Politik eine aktualisierte Vorlage zur Entscheidung vorlegen.“

Dass es zeitlich eng werden wird, befürchtet auch Capitals-Sprecherin Angela Beckmann: „Wir hoffen sehr, dass wenigstens die Flutlichtanlage bis Mai fertiggestellt werden kann, weil der Baseballverband die internationale Länderspielserie in Bonn durchführen will und das ein Testlauf für die EM sein könnte.“ Auch benötige der Verein eine Sprinkleranlage zur Bewässerung des Stadions. „Das geschieht noch alles per Hand“, sagte Beckmann. Wichtig sei auch die Modernisierung des zweiten Platzes, dessen Maße den Baseball-Ligarichtlinien angepasst werden müssten.

Die Bonn Capitals zählen seit ihrer Gründung 1989 zu den Top Baseball-Clubs in Deutschland. Allein acht Spieler des Amateurvereins gehören Beckmann zufolge der Nationalmannschaft an. Seit 1999 ist Bonn zudem auch einer der beiden Bundesleistungsstützpunkte des Deutschen Baseball & Softball Verbandes.

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