Prozess vor dem Bonner Landgericht Räuber von Wachtberg quälen ihr Opfer eine Stunde lang

Bonn · Es war ein Alptraum, der das Leben einer 51-jährigen Frau aus Wachtberg zerstörte: In der Nacht des 12. Juni 2016 drangen drei Rumänen in ihr Haus ein. Zu Prozessbeginn gestehen zwei der Männer, die Fau in ihrem Haus überfallen, gefesselt und bedroht zu haben.

Was eine 51-jährige Frau in ihrem Haus in Wachtberg in der Nacht des 12. Juli 2016 durchgemacht haben muss, ist kaum vorstellbar: Eine Stunde lang wurde sie von drei Männern bedroht, gefesselt und malträtiert, bevor das Trio mit Geld, Schmuck, Handys und zwei Flaschen Wein wieder verschwand. Seit Dienstag müssen sich zwei Rumänen wegen schwerer räuberischer Erpressung vor dem Landgericht verantworten und geben die Tat gleich zum Prozessauftakt zu. Zuvor gibt das Gericht den rechtlichen Hinweis, dass auch eine Verurteilung wegen erpresserischen Menschraubs in Betracht komme.

Während der 20-jährige Angeklagte zu Verhandlungsbeginn weinend zwischen Verteidiger und Dolmetscherin vor der 2. Jugendstrafkammer sitzt, zeigt sein 28-jähriger Komplize keine Regung. Allerdings lässt er durch seinen Anwalt sofort mitteilen, er gebe alles zu. Und, so der Verteidiger: „Uns ist daran gelegen, dem Opfer die Aussage vor Gericht zu ersparen.“ Ob das den Männern mit ihren Aussagen gelingt, muss sich zeigen. Sie geben zwar den Überfall zu, doch ihre Schilderungen sind geprägt davon, sich nicht zu sehr zu belasten.

Glaubt man dem Jüngeren, so wurde er gezwungen, bei der Tat mitzumachen. Er sei von dem 28-Jährigen, den er aus dem Dorf in Rumänien kenne, zum Arbeiten mit nach Deutschland genommen worden. Als man keine Arbeit gefunden habe, hätten der 28-Jährige und ein dritter Mann, nach dem noch gefahndet wird, die Tat geplant und gesagt: Man wolle eine Frau in deren Haus überfallen, sie fesseln und alles durchsuchen. Noch vor dem Haus habe er weglaufen wollen, sei jedoch eingefangen, geschlagen und gezwungen worden, mit durch das offene Fenster einzusteigen.

Der 28-Jährige aber bestreitet, das Haus ausgekundschaftet zu haben. Man sei an jenem Abend aus Geldnot auf die Idee zu der Tat verfallen und habe das etwas einsam gelegene Haus zufällig ausgewählt. Aber er gibt zu: „Ich bin der Schuldige für die Sache, weswegen wir jetzt hier sitzen.“ Er sei es auch gewesen, der die Frau gefesselt habe. Die 51-Jährige hatte das Fenster zum Lüften geöffnet und saß noch vor dem Fernseher, als die Männer gegen ein Uhr einstiegen.

Als sie in die Küche gehen wollte, kamen die Männer auf sie zu. Sie wurde gepackt und mit ihren Schnürsenkeln gefesselt. Der 28-Jährige droht ihr mit einem Messer, er werde ihr die Kehle durchzuschneiden, wenn sie die Pin ihrer EC-Karte nicht sage. Aber der Schock hatte sie stumm gemacht, sie konnte die Nummer nur aufschreiben. Die Männer durchsuchten das Haus, und bevor sie gingen, verschnürten sie ihr Opfer regelrecht, knebelten es und zwangen es, sich wie ein Hund auf den Boden zu legen. Und sie drohten der Frau wiederzukommen, falls die Pin falsch sei. Dass sie ihr mit dem Tode drohten, gibt keiner der Angeklagten zu. Dem 20-Jährigen zufolge traten seine Mittäter die Frau auch – aber nur gegen die Beine. Tatsächlich aber wurde ihre Lunge so verletzt, dass sie im Krankenhaus ins künstliche Koma versetzt werden musste. Sie ist seelisch und körperlich so geschädigt, dass sie nicht mehr arbeiten kann.

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