Bonner Uniklinik Radioaktive Kunstharzkugeln gegen Lebertumore

Bonn · Krebspatienten, die im Bonner Universitätsklinikum von Carsten Meyer und Samer Ezziddin mit einer selektiven internen Radiotherapie (SIRT) behandelt werden, gewinnen durch den Eingriff in der Regel Lebenszeit: nämlich durch winzige radioaktive Kugeln, die Patienten mit Tumoren verabreicht werden.

 Verlängert Leben: Samer Ezziddin injiziert einem Krebspatienten radioaktiv strahlende Harzkugeln in die Leber.

Verlängert Leben: Samer Ezziddin injiziert einem Krebspatienten radioaktiv strahlende Harzkugeln in die Leber.

Foto: Andreas Dyck

Zwar ist die Methode nicht neu, doch nachdem SIRT in Studien zur Prüfung stand, setzt sich das Verfahren nunmehr durch. Die beiden Bonner Ärzte wollen ihm zu mehr Bekanntheit verhelfen. Der Patient, der in einem Operationssaal des Chirurgischen Zentrums des Uniklinikums Bonn liegt und anonym bleiben möchte, ist bei vollem Bewusstsein.

Während über ihm Monitore flimmern, die Röntgenbilder seiner Leber zeigen, führen der Radiologe Meyer und sein Team einen Katheter durch einen Einstich an der Leiste des Patienten ein. Abgesehen von einem kleinen Stich merkt dieser davon nichts. Der Katheter wird punktgenau in die Leber eingeführt.

Als das geschafft ist, warten alle auf den Nuklearmediziner Ezziddin. Der bringt die radioaktiven Kugeln aus Kunstharz mit, die im zweiten Teil der Operation in die Leber gespritzt werden sollen. Um eine SIRT zu ermöglichen, arbeiten Radiologie und Nuklearmedizin der Uniklinik seit 2008 Hand in Hand. Zeitweise gehörte Bonn zu den Zentren mit den weltweit meisten Behandlungen.

Etwa hundert Patienten werden seither in Bonn jedes Jahr durch SIRT behandelt, wenn eine Chemotherapie nicht mehr anschlägt und der Patient nicht operiert werden kann. Dazu werden Kugeln aus Kunstharz mit Yttrium-90 versehen, einem Isotop mit einer vergleichsweise kurzen Halbwertszeit. Die Kugeln haben etwa ein Drittel des Durchmessers eines menschlichen Haars und strahlen mit einer hohen Energiedosis.

Im zweiten Teil der OP injiziert Ezziddin die Kugeln über den Katheter in die Leber. Dort zerstört die Strahlung das von den Tumoren befallene Gewebe. Zwei Aufnahmen eines Patienten vor und nach der Behandlung durch SIRT zeigen den Erfolg. Nach nur vier Wochen sind die Tumore fast völlig abgestorben. "Da bleibt im Optimalfall nur eine Narbe in der Leber zurück", so Meyer.

Während Patienten vor der Behandlung im Schnitt noch drei bis sechs Monate zu leben haben, sind es nach der Behandlung 18 Monate. Zeit, um weiter gegen den eigentlichen Krebs anzukämpfen. Denn oft breiten sich lebensgefährliche Metastasen von Tumoren in anderen Organen, wie Bauchspeicheldrüse oder Lunge, in der Leber aus.

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