WCCB-Skandal Prozess-Ende in Sicht

BONN · An diesem 95. Verhandlungstag im Prozess um den Zusammenbruch des World Conference Center Bonn (WCCB) vor der Wirtschaftsstrafkammer wird klar: Das Gericht hat das Ende des Strafverfahrens gegen "Investor" Man-Ki Kim und Co. ins Auge gefasst. Dennoch wird der Prozess insgesamt mehr als 100 Verhandlungstage dauern: Kammervorsitzender Jens Rausch teilt den Prozessbeteiligten sieben weitere Termine bis Ende Februar mit.

Man-Ki Kim zeigt keine Reaktion. Seit genau zwei Jahren sitzt der 51-jährige Südkoreaner, der einst als "Glücksfall für Bonn" gehandelt wurde, nun in Köln in Untersuchungshaft, und wie die ihm zugesetzt hat, ist ihm deutlich anzusehen. Und er reagiert wenig erfreut, als während einer kurzen Verhandlungspause plötzlich ein Mann im Gerichtssaal erscheint und ihm fröhlich ein "guten Tag, Herr Dr. Kim" zuruft.

Der Mann ist ein Mitgefangener, der sich im Saal nebenan verantworten muss - und auf freien Fuß gesetzt wurde. Dass das Prozess-Ende zwar in Sicht, aber noch nicht genau planbar ist, liegt vor allem an der Reise der Wirtschaftsstrafkammer nach Südkorea.

Mitte Dezember flogen die drei Richter nebst Staatsanwalt, Kims mitangeklagtem Ex-Berater Ha-S. C. und den Verteidigern aller drei Angeklagten nach Soul, um dort an zwei Tagen fünf Zeugen zu vernehmen, die für den letzten Anklagepunkt und die Frage relevant sind: Haben Kim und sein damaliger Berater Wolfditrich Thilo den südkoreanischen Investor Honua bezüglich der Eigentumsverhältnisse des WCCB getäuscht?

Was die Zeugen in Seoul der Wirtschaftsstrafkammer mitgeteilt haben, muss nun im Bonner Gerichtssaal öffentlich gemacht werden.

Doch wann das geschehen kann, ist nicht absehbar, denn es hängt davon ab, wann die Protokolle der Vernehmungen übersetzt aus Seoul in Bonn ankommen. "Sobald wir das absehen können, geben wir natürlich Gas", erklärt Richter Rausch und fügt hinzu: Abgesehen von dem südkoreanischen Zeugen, der am kommenden Montag und Dienstag vernommen werden soll, stünden keine weiteren Zeugen auf dem Programm.

Das bedeute, dass für das Gericht ein Prozessende in Sicht sei. Und geplant werden müsse. Und so bittet Richter Rausch die Verteidiger, sich bis zum nächsten Verhandlungstag Gedanken darüber zu machen, ob sie noch Beweisanträge stellen wollen und das dem Gericht frühzeitig mitzuteilen. Überdies bittet Rausch die Anwälte, die Frage zu beantworten: "Wie viel Zeit werden Sie für Ihre Plädoyers brauchen?"

Damit befindet sich der erste Strafprozess im WCCB-Komplex eindeutig auf der Zielgeraden. Wann und ob die angeklagten städtischen Verantwortlichen vor Gericht landen, ist noch nicht absehbar: Die Wirtschaftsstrafkammer hat die Verfahren noch nicht eröffnet.

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