Schülerdemo in Bonn Protest mit Verspätung

BONN · Der Streik im öffentlichen Nahverkehr traf die Bonner Jugendbewegung am Mittwochmorgen ganz besonders: Nur schleppend kamen die Teilnehmer ihrer Demonstration „Jugend gegen Rassismus“ aufgrund der angespannten Verkehrssituation rund um die Bonner City in der Innenstadt an.

 Mit Spruchbändern und Transparenten demonstrieren die Jugendlichen am Kaiserplatz gegen Rassismus und die schlechte Versorgung von Flüchtlingen.

Mit Spruchbändern und Transparenten demonstrieren die Jugendlichen am Kaiserplatz gegen Rassismus und die schlechte Versorgung von Flüchtlingen.

Foto: Horst Müller

Die Schüler und Jugendlichen gingen an diesem Tag auf Initiative der Jugendbewegung und der Linksjugend „Solid“ auf die Straße, um sich für ein menschenwürdiges Leben und gegen die Unterbringung von Flüchtlingen in Massenunterkünften einzusetzen. Zum Auftakt der Veranstaltung waren teilweise mehr Polizisten vor Ort als Demonstranten.

„Viel zu viele Menschen sind auf zu engem Raum in Turnhallen und Schulen zusammengepfercht. Es gibt teilweise nur drei Toiletten und eine Küche für 200 Personen. Es mangelt an Hygiene und vor allem auch an Privatsphäre“, erklärte Nils Müller von den Veranstaltern. „Außerdem haben Schüler und Vereine keine Möglichkeit, Sport zu treiben. Deshalb fordern wir, dass Flüchtlinge und ihre Familien in Wohnungen untergebracht werden“, so Müller. Denn Investitionen in den sozialen Wohnungsbau kämen nicht nur anerkannten Asylbewerbern, sondern auch Studierenden und sozial Schwachen zugute, so der Sprecher der Bonner Jugendbewegung.

Kritik übte er auch an der medizinischen Versorgung der Menschen. Viele Flüchtlinge seien vom Krieg traumarisierte und würden dennoch keine entsprechende psychologische Betreuung erhalten. „Außerdem muss jeder Arztbesuch erst umständlich beantragt werden. Das ist einfach menschenunwürdig“, so Müller. Bemängelt wurde außerdem, dass die Asylverfahren viel zu lange dauern. „In dieser Zeit sind die Schutzsuchenden von Integrationsmaßnahmen, Bildung und Arbeit vollkommen ausgeschlossen. Die Verfahren müssen schneller und unbürokratischer durchgeführt werden.“

Die jungen Teilnehmer aus den Schulen unterstützen die Forderungen mit ihren eigenen Plakaten. Mit Transparenten wie „Solidarität kennt keinen Stundenplan“, „Lieber 1000 Flüchtlinge in der Nachbarschaft als einen einzigen Nazi“ oder „Für eine solidarische Gesellschaft und gegen Ausgrenzung!“ beteiligten sie sich mit einiger Verspätung dann an dem Protestmarsch.

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