Bonner Rheinufer Promenade mit Hinterhof-Charme

Bonn · FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich kritisiert den Zustand des Bonner Rheinufers. Er kritisiert die Stadtverwaltung und beklagt ihre jahrelange Untätigkeit.

 Mitte in einem Schlagloch steht Werner Hümmrich und beklagt die anhaltende Tristesse am Bonner Rheinufer.

Mitte in einem Schlagloch steht Werner Hümmrich und beklagt die anhaltende Tristesse am Bonner Rheinufer.

Foto: Martin Wein

Die hoch verschuldete Stadt Bremen hat ihren historischen Stadthafen, die sogenannte Schlachte – das Wort kommt vom Umschlagen der Waren – vor rund zehn Jahren erfolgreich zum Naherholungs- und Ausgehviertel umgestaltet. Überall in Europa streben Bewohner und Gäste der großen Städte an die Flussufer. Ob in London, Paris, Berlin oder Hamburg, wo es eben nicht nur die Elbphilharmonie, sondern auch ein neues mondänes Hafenviertel gibt. Auch Koblenz und 2016 Köln haben nachgezogen und ihren sonnigen Flusslagen mehr Aufenthaltsqualität verschafft.

„In Bonn dagegen herrscht auch 2017 wieder große Tristesse“, kritisiert Werner Hümmrich. Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Stadtrat ist zu einem Mittagspaziergang mit dem GA ans Opernhaus gekommen. Gemeinsam steigt man über die mit grünen Flecken verunzierte Treppe hinunter zum Fuß der Kennedybrücke. Dort stehen einige Blumenkübel aus Beton wie ausrangiertes Mobiliar. Baumwurzeln haben Teile der Pflasterung angehoben. An anderen Stellen fehlen Steine. Einige der Holzbänke sind so rissig, dass sie eigentlich abmontiert werden müssten.

„Hier hat sich seit den 1960er Jahren eigentlich nur an zwei Stellen nennenswert etwas verändert“, sagt Hümmrich, der am Fritz-Schroeder-Ufer aufgewachsen ist. Im Ausgleich zum Bau des Hilton Hotels wurde am Ufer die Gedenkstätte an die ehemalige Bonner Synagoge errichtet. Und vor das Parkhaus an der Oper kam eine Fußgängerampel – die einzige am viel befahrenen Bonner Rheinufer. Alle weiteren Pläne etwa für einen Wasserbahnhof am Alten Zoll wurden begraben.

Prüfauftrag nicht erledigt

Die Rheinpromenade zwischen Beethovenhalle und Altem Zoll hat in Hümmrichs Augen die „Aufenthaltsqualität eines Hinterhofs“. Er spricht von einem „vergessenen Viertel“. Der Stadtverwaltung wirft er jahrelange Tatenlosigkeit vor. Sogar ihrer Verkehrswegsicherungspflicht komme die Kommune nicht wirklich nach. Nur der Müll werde regelmäßig entsorgt und die Hecken und Bäume würden geschnitten.

Hümmrich hat sich des Themas nicht erst jetzt angenommen. Schon im August 2015 hatte er mit Ratskollegen von CDU und Grünen einen Prüfauftrag zur Erneuerung der Rheinpromenade und deren besserer Anbindung an die Innenstadt beantragt. Außer einem Ideen-Workshop der Wirtschaftsförderung und der städtischen Tourismus- und Congress GmbH im Dezember 2015 ist bislang offenbar nichts geschehen.

Auch im April 2017 beantwortet die Stadtverwaltung eine GA-Anfrage eher ausweichend. „Pflege und Bepflanzungsmaßnahmen auch vor der Oper und der Beethovenhalle“ würden „im Rahmen der saisonalen Pflege- und Pflanzarbeiten baldmöglichst aufgenommen“, schreibt Stefanie Zießnitz aus dem Presseamt. Am Rheinufer vor der Bonner Oper sollten „im Vorfeld baufachlich notwendige Sanierungsschritte angegangen werden, ohne dass ein Gesamtkonzept beeinträchtigt wird“. Das Amt für Stadtgrün und das Stadtplanungsamt befänden sich zur Beantragung von Fördermitteln im Zuge der weiteren Innenstadtsanierung „im Austausch“.

Schlechter Eindruck für Kreuzfahrttouristen

Hümmrich kann die Untätigkeit nicht verstehen. „Da hätte man doch sehr leicht mal einen Pflasterer zur Behebung der gröbsten Schäden und einen Gärtner durchschicken können“, sagt er. Die gastronomische Aufenthaltsqualität an der Rheinpromenade habe deutlich abgenommen. Durch den Umbau der Beethovenhalle ist das Da Capo derzeit geschlossen. Auch die Hausbar in der Oper und die „Lese“ machten zu. Und die Gastronomiefläche in den Rheinlogen am Brassertufer steht seit mittlerweile fast fünf Jahren leer. Der Eigentümer reagiert auf Anfragen des General-Anzeigers nicht mehr.

Bei 50 000 Gästen von Flusskreuzfahrtschiffen und Hunderttausenden Spaziergängern an Wochenenden sei das Verhalten der Stadt unbegreiflich, findet Hümmrich. Eine Anbindung des Alten Zolls an das Busliniennetz, eine bessere Wegweisung in die Innenstadt und ein Stadtplan direkt am Ufer seien zwingend. Für Gelder etwa aus der europäischen Regionalförderung sei das Projekt doch prädestiniert. Noch in dieser Ratsperiode müsse substanziell etwas passieren, fordert er, wenn Bonn sich zum Beethoven-Jubiläum 2020 nicht blamieren wolle.

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